Die Lucifer Direktive
Stimmung.«
»Aha, also tauschen wir die Rollen. Nachdem du mich so oft aus dem Tief geholt hast, kann ich dir endlich auch mal helfen.«
»Diesmal nicht.«
»Was macht dir denn zu schaffen?«
Lennagin brachte ein Lächeln zustande. »Hab' einfach zuviel um die Ohren.«
»Was zum Beispiel?«
»Das würdest du nicht gerne hören.«
»Und wenn doch?«
»Ich könnte es dir nicht sagen.«
»Wow! Klingt, als stecktest du diesmal wirklich in der Tinte!«
Dan zuckte nur mit den Achseln.
»Ihr Bericht kommt gerade rechtzeitig, Major. Es gibt gute Nachrichten«, erklärte der Mann aus Houston. »Wir haben drei der am Blutbad von Samstag Beteiligten bereits zur Rechenschaft gezogen.«
Bathgate rechnete schnell. »Damit bleiben mindestens noch zwei übrig.«
»Die einzige Frau und der Mann, den wir für den Anführer des Kommandos halten. Die haben wir noch binnen dieser Woche … Aber nicht die Leute, die sie darauf angesetzt haben. Das ist bis jetzt Ihre Sache.«
Bathgate umklammerte den Hörer seines Autotelefons. »In diesem Zusammenhang, Lennagin ist unser bereitwilliger Agent vor Ort geworden.«
»Fabelhaft«, freute sich der Mann aus Houston. »Ich bin froh, daß Sie die Dinge inzwischen so sehen wie ich.«
»Das tue ich nicht. Aber wenn ich den Jungen am Leben halten will, brauche ich seine hundertprozentige Unterstützung. Wie Sie vermuteten, war es nicht schwer, ihn zu gewinnen.«
»Und die Nachricht, die er vom Doctor erhalten hat, Bathgate? War irgendwas Nützliches dabei?«
»Nicht direkt. Aber es kommen einige … Probleme auf uns zu.«
»Ihr Ton gefällt mir nicht«, fuhr der Mann aus Houston ihn an.
»Ist Isosceles wieder aufgenommen worden?« fragte Bathgate.
Eine Pause.
»Das geht Sie nichts an, Major.«
»Tut es das nicht?«
»Eindeutig außerhalb Ihrer Befugnisse.«
»Ich frage noch mal: Ist Isosceles wieder reaktiviert worden?«
»Natürlich nicht. Weshalb fragen Sie?« Die Stimme klang gespannt, belegt.
»Die Nachricht des Doctors enthielt die Mahnung, es zu zerstören. Das erscheint überflüssig, wenn es überhaupt nicht mehr existiert.«
»Besser, Sie sagen mir die ganze Nachricht.«
»Ich hätte gerne vorher eine Antwort …«
»Sie haben die Antwort. Sie sollten nichts übertreiben, Bathgate«, warnte der Mann aus Houston.
»Dann setzen Sie mich nicht unter Druck. Als der Junge Isosceles erwähnte, mußte ich aufpassen, daß ich mir nicht in die Hosen machte. Es gab Gründe für seinen Abbruch, seine Deaktivierung. Wenn es wieder einsatzbereit ist, sollte man mir das sagen.«
»Ich sagte Ihnen doch, nein.«
»Der Doctor war nicht der Typ, dummes Zeug zu schwätzen, vor allem, als es seine letzten Worte waren. Hören Sie, ich bin nur ein hochbezahlter Beamter vom Geheimdienst. Diese James-Bond-Sachen sind eigentlich für Agenten mit im voraus bezahlten Lebensversicherungen. Eigentlich ist es mir scheißegal, was ihr überbezahlten Theoretiker am grünen Tisch ausbrütet. Aber ich weiß, daß diese Sache verdammt größer ist, als wir ursprünglich annahmen, wenn es was mit Isosceles zu tun hat. Das Projekt wurde abgeblasen, weil es eine verdammte Medusa war. Und jetzt stelle ich fest, daß abermals Leute zu Stein erstarren. Angefangen mit dem Doctor.«
»Die Nachricht, Bathgate, sagen Sie mir die Nachricht!« forderte der Mann aus Houston.
»Erzählen Sie mir alles über Isosceles.«
»Habe ich.«
»Dann bekommen Sie die Nachricht, nachdem ich mich selber etwas umgeguckt habe.«
»Sie sprechen wie ein Verrückter.«
»Weil ich eine Todesangst habe. Ich habe Angst, Angst um die Welt und Angst um den Jungen, den wir auf Ihr Drängen da hineingezogen haben. Für die Welt kann ich nicht viel tun, aber etwas für den Jungen. Ich werde ihn da rausholen.«
»Dazu fehlen Ihnen die Befugnisse.«
»Versuchen Sie, mich zu hindern.«
»Gehen Sie nicht zu weit, Bathgate. Sie sind entbehrlich.«
Ein dünnes Lächeln huschte über die Lippen des Majors.
»Sind wir das nicht alle?«
8
»Was hast du mir zu sagen, Yakov?«
»Sparrow, du klingst so weit weg. Wo steckst du?«
»Kairo.«
»Du meine Güte! Dort gibt's nirgends ein abhörsicheres Telefon.«
»Ich mach' mir keine Sorgen deswegen. Erzähle mir von Felix.«
Neunzig Minuten nach dem Erledigen der falschen Milchmänner war Sparrow bereits auf dem Weg gewesen, nachdem er seine Kibbuz-Familie weiter als zehn Meilen ringsum verteilt hatte. Als er am Tor seines verlassenen Zuhauses stand, hatte er das Gefühl
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