Die Lucifer Direktive
wir denn dann Kontakt auf, behalten sie im Auge?«
Triesdale zögerte. »Über Bathgate. Aber ich setze meine diskreten Ermittlungen fort.«
»Wieso diskret?«
»Weil wir immer noch nicht sicher sind, wie tief die Infiltrierung ist, und wir nicht verraten wollen, daß wir hinter ihnen her sind. Das ist im Augenblick unser einziger Trumpf.«
»Was nicht gerade überwältigend ist.«
»Nein, wirklich nicht.«
Der Präsident nickte bedeutungsvoll. »Lassen Sie uns von der Annahme ausgehen, daß alles, was Paul soeben berichtet hat, stimmt, und daß Bart richtig vermutet und die Infiltrierung nur die Spitze betrifft. Womit haben wir es dann genau zu tun?«
»Mit einer Organisation«, begann General MaCammon, »deren Personalstärke, Resourcen und finanzielle Mittel unbegrenzt sind und die Zugang zu jeder Akte und jeder Datenbank im Land hat und deren Agenten töten können, ohne auch nur eine einzige Stunde an der Schreibmaschine zu sitzen, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen.«
»Gibt es irgendeine Möglichkeit, sie von Informationen auszuschließen?«
»Wir müßten Computer-Schlüssel und jedes Chiffrierverfahren ändern. Vom Verteidigungsministerium bis zur NSA. Das kann Monate dauern.«
»Und wenn wir die Agenten zurückriefen?«
»Sie handeln auf internationale Weisungen. Wir kämen gar nicht so weit, daß wir etwas ausrichten könnten. Jedenfalls, wenn Bart recht hat und diese Operation von ganz oben gesteuert wird, nützt uns das alles ohnehin nichts.«
»Und trotz dieses weitgespannten Agentennetzes«, griff der Präsident den Faden auf, »von dem wir nicht mal hoffen können, daß wir es einkreisen, haben sie noch einen internationalen Terroristen rekrutiert. Scheint überflüssig und höchst gefährlich zu sein. Irgendeine Ahnung, warum sie dieses Risiko auf sich genommen haben?«
»Weil ihr Plan vorsieht, daß nur der innerste Kreis die Wahrheit kennt«, erwiderte Thames Farminson. »Nur der Kern. Meiner Einschätzung nach schließt das nicht mal die Crew oder die Leiter der Stützpunkte ein. Aber dann stolperte Major Bathgate über die Wahrheit, und Dan Lennagin stolperte mit ihm. Die Wahrheit sickerte durch und verpaßte ihrem Plan ein paar Kratzer, beschädigte aber nicht die Substanz. Lucifer wollte aus allem mit einer reinen Weste hervorgehen, damit sie weiterhin die guten Jungs mimen könnten und inzwischen noch hundertmal wichtiger für uns geworden wären. Das hat sich natürlich geändert.«
»Womit wir zum Isosceles Project kämen«, sagte der Präsident. »Wenn meine Geometriekenntnisse mich nicht im Stich lassen, bezieht sich Isosceles auf eine Art Triangel – ›tri‹ heißt drei. General MaCammon, wie viele F-16 vermissen wir?«
»Aber mit diesen Plänen könnten sie …«
»Genau«, unterbrach ihn der Präsident. »Und somit scheint es nur logisch, anzunehmen, daß dieses Isosceles Project die Jets irgendwie benutzt, um der Welt einen neuen Terroranschlag vorzugaukeln. Aber wir verzetteln uns nur. Befassen wir uns lieber mit einem anderen Aspekt der Lennagin Story. Bathgate hat ihm erklärt, Sparrow sei der einzige Mensch, dem er trauen könne. Wer ist Sparrow?«
»Ein Mann, der einen großen Anteil an der Gründung des Staates Israel und an seinem Überlebenskampf hat«, erläuterte Bart Triesdale und schlug dabei eine Akte in seinem Schoß auf. »Sparrow ist in Agentenkreisen eine Legende. Er gehörte zu den ersten Anführern der Hagana und hat seine Fähigkeiten später dem Mossad und Israels Antiterror-Kräften zur Verfügung gestellt. Bis 1972, als er quittierte, um seine Vorstellungen auf internationaler Ebene zu realisieren, diente er diesen Gruppen als Ratgeber und Aktivist.«
»Welche internationale Ebene?«
»Lucifer. Das ganze Konzept basiert auf dieser Idee.«
Dem Präsidenten fiel der Unterkiefer herunter, als er diese Überraschung verdauen mußte. »Also haben wir ihm das alles zu verdanken …«
»Nicht unbedingt. Offiziell hat sich Sparrow zur Ruhe gesetzt. Manche behaupten, unter Druck. Vor acht Jahren ist er von Lucifer weg in einen Kibbuz gegangen, der letzten Montag von feindlichen Kräften überfallen wurde.«
Der Präsident bemerkte den Ordner auf Triesdales Schoß. »Sie scheinen eine ganze Menge Informationen über ihn zur Hand zu haben.«
»Ich habe mir heute morgen seine Akte herausgesucht, eine Stunde, nachdem über einen alten Draht eine im alten Code verschlüsselte Mitteilung kam, daß er über unersetzliche Informationen zum Blutigen
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