Die Lucifer Direktive
werden.«
»Sagen Sie ihm, er soll zum Zahnarzt gehen.«
Bernie ballte die Fäuste. Stettner lachte abermals, unterdrückte den Husten, der automatisch folgte.
»Geh Mittagessen, Bernie«, wies der Fette ihn an. »Aber beiß nicht auf ein hartes Sandwich.« Diesmal siegte der Husten.
Bernie schloß die Tür und war weg.
Dan setzte sich und bemühte sich, abgebrüht zu wirken. Das fiel ihm nicht leicht. Sein Leben lang hatte seine äußere Erscheinung hinter seinem Alter hergehinkt. Immer wirkte er jünger als er war, ganz bestimmt aber zu jung, um die Rolle eines ausgekochten Terroristen zu spielen. Es sei denn, er ließ sein jungenhaftes Aussehen für sich arbeiten. Das war eine Möglichkeit.
»Sie wären jetzt tot, wenn Sie ein Bulle wären, wissen Sie«, verriet Stettner ihm.
»Oh?«
»Sehen Sie dieses Telefon? Wann immer einer der Offiziellen mir einen Besuch abstatten will, erhalte ich mindestens fünf Stunden vorher einen Anruf. Bis dahin ist der Laden dann geräumt. Ab und zu schaut mal so'n Heißsporn rein. Von denen sieht man nie wieder was.«
»Ich bin froh, daß wir auf derselben Seite stehen.«
Lutz Stettner lehnte sich so weit zurück, wie er konnte. »Sie sind also einer von Renaldo Blacks Jungs. Sind Sie eng mit ihm befreundet?«
»Wie man's nimmt.«
Stettner zwinkerte. Selbst sein Augenlid war fett. »Du weißt, was ich meine. Es ist allgemein bekannt, daß Black andersrum ist.«
Dan erinnerte sich, etwas über Blacks sexuelle Vorlieben in Bathgates Unterlagen gelesen zu haben. »Ich ficke gern. Er auch.«
»Einander?«
»Wenn das Temperament mit uns durchgeht.«
Stettners drei Kinne sackten wegen eines Lächelns herunter. »Mir gefällt die Art, wie Sie reden, Kid. Aber Sie sehen nicht wie Blacks Typ aus. Ihr Gesicht ist nicht ausgemergelt genug, Ihr Haar ist zu sauber geschnitten, und Sie sind ein bißchen zu sanft um die Augen. Nun, denken Sie doch mal an den letzten Busenfreund von Black, der hier war.« Lutz blickte ihm direkt in die Augen. »Derjenige, der die Ladung Uzis abgeholt hat …«
Dan hielt Stettners Blick stand. Er wurde getestet, und das wußte er. Sein Hirn arbeitete fieberhaft, entschied sich für eine Antwort. Wenn sie falsch war, war er geliefert. Bernie würde sich darüber freuen.
»Zunächst mal, Lutz, mag Black kleine Jungs – je hübscher, desto besser. Und zweitens – und vor allem – waren es Kalaschnikows, und er hat sie selber abgeholt.«
Dan stand wütend auf. Sollte das Manöver fehlgeschlagen sein, konnte er immer noch versuchen abzuhauen. »Ich hab's nicht gerne, wenn man mich überprüft. Wie wär's, wenn ich meine Geschäfte woanders abschließe?« Beim letzten Wort hielt er den Atem an.
»Setzen Sie sich, Kid. In dieser Branche kann man gar nicht vorsichtig genug sein. Renaldo holt seine Ware immer selbst ab. Aber das kann nur jemand wissen, der ihn kennt.«
Oder jemand, der seine Akte gelesen hat, dachte Dan. »Sind Sie mit dem Spielchen fertig?« Zum erstenmal, seit er den Raum betreten hatte, atmete er unbeschwert.
»Yeah. Ich hab' was, das Sie interessieren könnte. Ich kenne da einen Burschen in Deutschland, der Ihnen einen wirklich preiswerten Boy als Begleiter besorgen kann. Übrigens auch ein Freund von Black. Ich war früher in dem Geschäft, als ich jünger war. Sie können mich beim Wort nehmen. Wenn Sie den gleichen Geschmack haben wie Black, sind diese Kids genau Ihre Richtung.«
Dan zwang sich, die Charade weiterzuspielen. »Der Preis?«
»Ein paar tausend Mark. Vielleicht billiger, weil Sie von mir kommen.«
»Ich gebe Ihnen Bescheid.«
»Aber beeilen Sie sich. Die Nachfrage ist heutzutage enorm. Kleine Jungs verkaufen sich besser als Maschinengewehre. Vielleicht bin ich jetzt doch in der falschen Branche.«
»Für meinen heutigen Geschmack nicht.«
»Was für eine Ware suchen Sie denn, Kid?«
Dan kannte sich ein wenig in Waffen aus, weil sein Bruder einschlägige Magazine bezog, die überall zu Hause herumlagen. Sie waren gelegentlich zusammen zum Schießplatz gegangen, und obschon Dan das Interesse seines Bruders nicht teilte, wurde er ironischerweise fast ein ebensoguter Schütze wie er und verfügte auch über annähernd die gleichen Kenntnisse.
»Deutsche Maschinenpistolen«, erklärte er leichthin. »Mauser.«
»Shit, an die ist schwer ranzukommen, und sie sind verdammt teuer, wenn ich sie kriegen kann. Seit dem Zweiten Weltkrieg werden keine mehr hergestellt. Heutzutage sind sie kaum im
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