Die Lucifer Direktive
gehindert. Diese verdammten Amerikaner konnten die Dinge nie richtig einordnen …
Er wußte nicht, wohin sie ihn brachten, und machte sich auch nicht die Mühe, danach zu fragen. Einer von ihnen hatte seinen linken Arm in den Hammergriff verdreht, aus dem es kein Entrinnen geben sollte, für den Sparrow aber ein halbes Dutzend Fluchttricks kannte. Er machte von keinem Gebrauch, sondern ließ sich unter Schmerzen abführen.
Dann vertrat ihnen ein Mann den Weg, der eine Marke und einen Ausweis zeigte, während er schnell und unregelmäßig atmete und ihm der Schweiß von der Stirn tropfte.
»Quinn. FBI«, stellte er sich vor. »Der Mann gehört zu mir.«
Die beiden Sicherheitsbeamten blickten einander an. Einer ergriff das Wort. »Hören Sie mal, Kumpel, wir haben unsere Befehle. Außerdem …«
»Gut«, blaffte Quinn. »Halten Sie das alles in Ihrem Bericht fest. Aber dieser Mann ist israelischer Staatsbürger, und ich bin hierher beordert worden, um ihn abzuholen. Falls Sie also Ihre Kanone nicht gegen Tamponkehrer in der Damentoilette eintauschen möchten, übergeben Sie ihn mir freundlich und höflich mitsamt seinem Schießeisen, das Sie unverschämterweise eingesackt haben.«
Die beiden Officer lösten ihre Umklammerung, und einer schob Quinn zögernd Sparrows .45er in die Hand. Dann stürzten sie verärgert von dannen, wobei sie die Schritte des FBI-Manns noch mit den Augen verfolgten.
»Tut mir leid, wenn das Empfangskomitee sich verspätet hat, aber Sie sind direkt an uns vorbeigerannt«, sagte Quinn und steckte die .45er in die Tasche. Ein Stück weiter sah Sparrow drei weitere Agenten mitten in der Halle des Flughafens stehen. »Special Agent Paul Quinn.« Er streckte die Hand aus. »Und wenn Sie nicht Sparrow sind, stecke ich ganz schön in der Tinte.«
Wortlos ergriff der Israeli die ausgestreckte Hand.
»Da haben Sie ja einen sauberen Empfang bekommen.«
»Das kann man sagen.«
»Wen wollten Sie denn gerade erschießen? Den Bombenleger?«
»Renaldo Black.«
»Jesus Christ …«
»Aber jetzt ist er abgehauen.« Dann, wie abwesend zu sich selbst: »Und mit ihm sind vielleicht all unsere Chancen dahin, Isosceles zu stoppen.«
Quinn erstarrte bei diesem Begriff. »Sie wissen von Isosceles?«
»Ein wenig«, sagte Sparrow leise, der erleichtert war, daß der Amerikaner Bescheid wußte. »Das Projekt war meine Idee.«
ISOSCELES
22
Als das Flugzeug endlich in Zürich landete, war Dan völlig erschöpft. Er war nie ein guter Reisender gewesen, wobei dieser anstrengende Trip, den er eben hinter sich hatte, wohl die Geduld des routiniertesten Weltenbummlers strapaziert hätte. Der Flug über den Atlantik war ausgesprochen unruhig gewesen, dann hatte er in Paris die Maschine wechseln müssen, und auf dem Flug in die Schweiz hatte es ein kaltes Abendessen gegeben.
Das einzig Gute, was sich auf der Reise ergeben hatte, war, daß er sich freier bewegen konnte, ohne daß der Schmerz seinen Brustkorb durchzuckte. Im großen ganzen waren auch die Schwellungen im Gesicht zurückgegangen, so daß er nicht länger durch seine Verletzungen auffiel. Zumindest dafür war er dankbar.
Während der langen Reise hatte er sich mit seinen Plänen befaßt, was nicht allzu viel war, und seinen Beweggründen, von denen es etliche gab. Er konnte sich nicht einfach zurücklehnen und geduldig abwarten, bis Lucifer ihm an die Gurgel wollte. Er mußte sie aufspüren, etwas in Erfahrung bringen, womit er ihre verborgene Existenz und die wahren Drahtzieher aufdecken könnte, so daß er Verbündete in Presse oder Politik fand. Angriff war die beste Verteidigung. Alles, was er brauchte, war ein Beweis.
Morgen würde er mit seinen Nachforschungen beginnen und sich dabei auf die bruchstückhaften Informationen stützen, die er noch aus Bathgates Akte erinnerte: Bahnhofplatz 17 in Zürich, das Büro des eingebürgerten Amerikaners Lutz Stettner, des Waffenhändlers, der Renaldo Black die Gewehre für das Massaker an vierzig Kindern verkauft hatte. Stettner schien das erste Glied in einer offenbar sehr langen Kette zu sein, die Dan letztlich zu Lucifer führen würde.
Er hatte ihnen gegenüber einen Vorsprung und mußte dafür sorgen, daß er ihn behielt. Die früheren Lektionen, die die Organisation ihm erteilt hatte, waren nicht umsonst gewesen. Er hatte seine Rolle zu spielen. Dementsprechend hatte Dan von Paris aus ein Zimmer im Baur au Lac reservieren lassen, dem exklusivsten Hotel von Zürich an der berühmten
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