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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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dass mich der Pfleger nicht erkannte.
    »Ich hab ihm nur den Marsch geblasen, dass er uns Soldaten damals gegen Frankreich so wenig unterstützt hat«, bellte ich. »Hab damals schon gesagt, dass er verrückt ist. Wer sich nicht vor seine Armee stellt, der hat auf einem Thron nichts zu suchen, hab ich ihm gesagt. Kommt ja nicht alle Tage vor, dass man seinem König mal die Meinung geigen kann.« Ich deutete abfällig nach hinten Richtung Kutsche, wobei ich ein wenig hin- und herschwankte.
    »Jaja, ist schon gut«, murrte der Pfleger. »Und jetzt troll dich, bevor du mir auf den Mantel kotzt.«
    Er gab mir einen Schubs, und ich wankte erleichtert von dannen. In sicherer Entfernung drehte ich mich noch einmal um, doch das Gesicht Ludwigs war bereits im Inneren des Wagens verschwunden. Nur der Pfleger blickte mir noch kopfschüttelnd hinterher. Als ich unter meinen Überzieher griff, spürte ich das Buch des Königs direkt an meinem Herzen.
    Mein Versprechen sollte mich bis über den Tod hinaus binden.

33
    Z öllers rasselnder Husten ließ Steven kurz innehalten. Flüsternd hatte er Sara die letzten Seiten vorgelesen, jetzt sah er besorgt hinüber zu dem alten Mann. Doch Onkel Lu schien sich in einem Dämmerzustand zu befinden, er murmelte im Schlaf und hatte die Augen geschlossen. Sara tupfte ihm zum wiederholten Mal den Schweiß von der Stirn, dann wandte sie sich an den Antiquar.
    »Verflucht, das alles bringt uns der Lösung des Rätsels kein Stück weiter«, sagte sie. »Die Zeit läuft uns davon! Gibt es denn weiter hinten nicht noch irgendein Wort, das großgeschrieben ist? Irgendein Hinweis, was diese verdammten römischen Zahlen bedeuten könnten? Luise sprach von einem Ort. Gibt es denn keine Andeutung, welcher Ort gemeint sein könnte?«
    Steven blätterte hektisch durch das Tagebuch, dann schüttelte er den Kopf. »Leider nein. Kein Ort, kein Hinweis auf die Zahlen, und auch keiner auf die Gedichttitel, die im ersten Kapitel …« Plötzlich stutzte er.
    »Was ist?«, fragte Sara.
    Steven ging eine Seite zurück und ließ seinen Finger über den Text fahren. »Die Gedichte«, sagte er leise. »Marot berichtet doch davon, dass Ludwig ihm in Seeshaupt ein Balladenbuch geschenkt hat. Es mag ein Zufall sein oder …«
    »Ein Hinweis, warum nicht? Du könntest recht haben.« Sara fuhr hoch. »Lies die Stelle noch einmal.«
    Hektisch blätterte Steven und las die Sätze noch einmal vor: »Manche Gedichte sind mir sehr ans Herz gewachsen. Gelegentlich sind es nur Zeilen oder einzelne Wörter. Aber sie haben eine große Bedeutung für mich.«
    »Du meinst …«
    »Ich meine, dass das verdammt nach einem Hinweis klingt«, erwiderte Steven. »Schließlich sind ein Drittel unserer Rätselwörter Gedichttitel. Aber was sollen dann die römischen Zahlen bedeuten?«
    Römische Zahlen …
    Einen kurzen Moment herrschte eine fast unwirkliche Stille im Thronsaal, dann musste Sara laut lachen. Sie klappte ihren Laptop auf und rief die Datei mit den entschlüsselten Codes auf.
    »Wie konnten wir nur so blöd sein!«, rief sie. »Der König spricht von Zeilen und Wörtern! Wir haben nie probiert, die römischen Zahlen für Gedichtzeilen und einzelne Wörter einzusetzen.«
    Steven runzelte die Stirn. »Warte, es sind dreizehn Gedichttitel, dann dreizehn Zahlen mit dem zweiten Rätselwort …«
    »Und noch mal so viele beim dritten Rätselwort«, unterbrach ihn Sara aufgeregt. »Das Gedicht, die Zeile, das Wort. Genau davon hat Marot geschrieben! Wie lautet der erste Gedichttitel noch mal?«
    Steven blätterte hektisch zurück. »Erlkönig, es war der Erlkönig. Die erste römische Zahl hieß XVI, also Zeile 16, und in der zweiten Zahlenreihe war es eine I, somit das erste Wort davon. Das würde bedeuten …« Er schloss kurz die Augen, um sich auf die Verse zu konzentrieren. »…  Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind. In dürren Blättern säuselt der Wind, also in. Das erste Wort ist in .«
    »Das zweite Gedicht ist Belsazar«, sagte Sara. »Das ist kein Problem, das kenn ich noch aus der Schule. Wie war das noch mal? Die Mitternacht zog näher schon, in stiller Ruh lag Babylo n  …« Sie sah kurz auf ihrem Bildschirm nach. »Zeile fünf wäre, soweit ich mich erinnere, Dort oben in dem Königssaal, das vierte Wort ist also dem. Macht zusammen In dem.« Sie schnippte mit den Fingern. »Hey, ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg!« Befriedigt blickte sie auf den Monitor, wo sie die ersten zwei Gedichttitel und

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