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Die Ludwig-Verschwörung

Die Ludwig-Verschwörung

Titel: Die Ludwig-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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jeweiligen römischen Zahlen zu einer Tabelle angeordnet hatte.

Ballade
Zeile  
Wort  
Lösung  
Erlkönig
XVI
I
In
Belsazar  
V
IV
dem

    »Note 1   Frau Lengfeld, setzen«, knurrte Steven. »Allerdings ist das dritte Wort Thal, und ich habe keinen blassen Schimmer, was für ein Gedicht das sein soll. Bei Zauberin, Winsperg und Siegerich muss ich genauso passen.«
    »Vielleicht sind das ja nur jeweils Teile von einer Gedichtzeile. Denk doch mal nach! Du bist doch hier der belesene Antiquar!«
    Steven schüttelte resigniert den Kopf. »Vergiss es. Ich bin Buchhändler, kein Gedichtrezitator. Verdammt!« Er warf das Tagebuch auf den kalten Mosaikboden, plötzlich kam ihm alles so sinnlos vor. Er war müde, nur noch müde. Am liebsten hätte er sich an Sara gelehnt und wäre einfach eingeschlafen.
    »Warum sind wir da nur nicht früher draufgekommen?«, fluchte er leise. »Selbst in der Schwangauer Gemeindebücherei hätten sie vermutlich einen Band mit deutschen Balladen gehabt.«
    Auch Sara schien mit den Nerven am Ende. Sie raufte sich die Haare, ihr Gesicht war blass, der Kajal verschmiert. Trotzdem kam sie Steven gerade in diesem Moment beinahe unwirklich schön vor.
    So schön wie Maria, musste er plötzlich denken. Nur, dass sie und Marot nicht einer Wahnsinnigen ausgeliefert waren, die sich für die Wiedergeburt Ludwigs hält und Menschen kaltblütig erschießt.
    Besorgt sah er hinüber zu Albert Zöller. Noch immer lag der alte Mann ein paar Schritte weiter schwer atmend auf dem Boden, der notdürftige Verband war bereits vollkommen durchgeblutet. Ohne baldige medizinische Hilfe würde Zöller nicht mehr lange leben.
    Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Es war Sara, die ganz plötzlich aufgesprungen war. Wortlos eilte sie hinüber zu dem Berg Bücher, den Albert Zöller im Thronsaal angehäuft hatte.
    »Schwangauer Gemeindebücherei …«, murmelte sie. »Du bringst mich auf eine Idee. Onkel Lu hat doch kurz vor unserem Aufbruch aus dem Hotel von einem Gedichtband gesprochen, den er mitgenommen hat. Erinnerst du dich?« Hektisch durchwühlte sie den zerfledderten Haufen. »Er muss irgendwo hier sein. Wir können nur hoffen, dass … voila!« Sie hielt triumphierend ein kleines abgegriffenes Büchlein in einem blauen Einband hoch. »Deutsche Balladen! Erschienen 1923 im Drössler-Verlag. Nicht mehr das neueste Werk, aber Gedichte werden ja nicht schlechter mit den Jahren. Im Gegensatz zu uns hat Onkel Lu mitgedacht und ein solches Buch dabei! Das rettet ihm jetzt vielleicht das Leben.« Sie schlug das Inhaltsverzeichnis auf. »Nun müssen wir nur noch die richtigen Gedichttitel finden.«
    Steven griff wieder zum Tagebuch, das vor ihm auf dem Boden lag. Er hatte das Gefühl, dass ihnen die Zeit davonrannte; dass sie sich abmühten wie in einem Hamsterrad und es doch keine Hoffnung gab. »Ich hoffe nur, dass du recht hast«, sagte er leise. »Ich schlage vor, dass du dich um die Balladen kümmerst, während ich weiterlese. Nicht, dass uns am Ende noch ein wichtiger Hinweis verloren geht.«
    Und wenn ich ohnehin sterben muss, dann möchte ich wenigstens wissen, wie Ludwig ums Leben gekommen ist und was das alles mit meiner Vergangenheit zu tun hat, dachte er schwermütig. Denn raus kommen wir hier nie mehr. Luise Manstein wird uns exakt noch so lange verschonen, wie wir ihr von Nutzen sind.
    Er blätterte nach hinten und begann zu lesen. Es waren nur noch wenige eng beschriebene Seiten.

34
JG, IT
    W ir teilten uns in drei Boote auf, die Tag und Nacht auf dem Starnberger See hin und her fuhren.
    Um nicht weiter aufzufallen, wechselten wir uns mit den Fahrten meist ab, wobei es auch Zeiten gab, in denen die drei Kähne nebeneinander im Wasser dümpelten, wie Fischer auf der Suche nach fetten Renken. Zur Tarnung hatten wir dunkle Mäntel angezogen, die schonnachkurzer Zeit vor Nässe troffen. Der Regen, der nur gelegentlich etwas abnahm, erschwerte die Sicht zum Ufer, und so behalfen wir uns mit Ferngläsern. Doch auch diese konnten das diesige Grau des Schlossparks nicht durchdringen.
    Nun galt es zu warten.
    Von unseren Gewährsleuten im Schloss wussten wir, dass der König ein Gefangener war. Die Irrenwärter hatten die Türklinken abgeschraubt und Löcher in die dünnen Türen gebohrt, so dass Ludwig bei jedem seiner Schritte beobachtet werden konnte. Trotz der ruhigen Lage war uns bewusst, dass die Umstürzler mit Gegenwehr rechneten. In ganz Berg war nach Einbruch der Dunkelheit eine

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