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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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mitleidiges Lachen: »Ach, Sie sind auch auf die durchsichtige weltweite Verleumdungskampagne hereingefallen?« Es folgt der demonstrative, unverschämte Blick auf die Uhr. Es sei leider keine Zeit mehr, sie habe wichtige Termine.
    Damit ist das Team entlassen. »Das ist doch direkt für den Mülleimer«, meint Nina im Hinausgehen. »Was wird denn hier gespielt, meinen die, wir haben Tomaten auf den Augen?« fragt sie Suzanna.
    »Das ist eben kein Thema, über das man mit einem ausländischen Fernsehteam spricht«, erklärt Suzanna lakonisch.
    »Aber du hast uns doch zu diesen Straßenkindern gebracht, du mußt das doch auch anders sehen!«
    »Mag sein!«
    »>Mag sein< ist keine Antwort. Wieso hast du es dann getan, wenn du damit nichts erreichen wolltest?«
    »Ihr hättet es allein versucht, und das hätte schlimm für euch ausgehen können. Wir wollen keine negativen Schlagzeilen.«
    »Keine negativen Schlagzeilen?« Nina hat Mühe, mit Suzanna Schritt zu halten. »Sind Kinder mit Striemen auf dem Rücken keine negativen Schlagzeilen?«
    »Nicht so negativ wie verschwundene deutsche Fernsehleute!«
    Nina bleibt stehen. Suzanna dreht sich nach ihr um: »Sei doch nicht so naiv! Was hast du denn gedacht?«
    »Ich dachte, du setzt dich vielleicht für die Kinder ein?!«
    Suzanna zuckt die Achseln: »Möglich.«
    Das ist doch alles eine Farce! denkt Nina und steigt erregt in den Bus. Alle, bis auf Nic, sitzen schon drin. Er hat sich das Interview erspart, wollte sich statt dessen einmal den Strand anschauen. »Location.« Phh, denkt Nina. Das gibt ihrer Laune den Rest. Von wegen Location, von wegen sich nach passenden Drehorten umschauen. Nach prallen Brüsten und Tangaärschen wird er sich umschauen! Wann geht der nächste Flug nach Deutschland?
    Aber einige Fragen quälen sie doch. Sie hat inzwischen herausbekommen, daß Suzanna zweiundzwanzig Jahre alt ist und so perfekt deutsch spricht, weil sie eine deutsche Mutter hat, die mit einem Südamerikaner verheiratet ist. Aber sie weiß nicht, wie Suzanna zu Bernd steht. Und vor allem: Wer hinter den beiden die Fäden zieht. Am besten wäre es, sie würden sich nicht nur von Bernd, sondern auch gleich von Suzanna trennen. Und wäre es nur wegen ihrer langen Beine.
    Der Bus hält an der Copacabana. Ein Traum von einem Strand, breit und feinkörnig. Warum kann sie nicht irgendwo allein mit Nic liegen, sich von Wellen zärtlich umspülen lassen? Nein, sie muß der Wahrheit ins Auge blicken. Sie ist unglücklich verliebt. Nic hat anderes im Sinn. Sie sucht den Strand mit den Augen nach ihm ab. Um sie herum wimmelt es von spärlich bekleideten Männern und Frauen. Tangas in Signalfarben stechen ihr ins Auge, üppige Busen wippen über ein bißchen Stoff hinaus. Alle lachen und strahlen, blitzen mit den Augen, zeigen weiße Zähne. Muskulöse junge Männer trainieren an den vielen Reckstangen, aus zahlreichen Ghettoblasters knallen südamerikanische Rhythmen, zu denen sich die Mädchen aufreizend wiegen. Es wirkt wie ein Schlangentanz, alles ist an ihnen in Bewegung, der ganze Körper signalisiert nur eines: Liebe, Liebe, Liebe. Und da steht sie: zu dick, zu blaß, zu deutsch. Träum ihn dir zurecht. Welche Lebensfreude da allabendlich in deutschen Betten stattfindet. O Graus!
    Sie dreht sich um. Und da sitzt er an einer Strandbar, Nic. Er winkt in ihre Richtung. Sie hat sich getäuscht! O Wonne, o Glück! Er will sie neben sich haben! Eben will Nina freudestrahlend auf ihn zulaufen, da bleibt sie wie angewurzelt stehen. Denn Nic hat nicht sie, sondern Suzanna gemeint, die bereits weit vor ihr leichtfüßig durch den glühenden Sand läuft. Sie winkt Nic zu, lacht, klettert auf einen freien Barhocker neben ihm, er haucht ihr ein freundschaftliches Küßchen auf die Wange.
    Das ist zuviel! Die ersten Tränen sammeln sich in Ninas Augen, da bekommt sie einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. Es ist Leo. »Hilfst du mir das Volk aufspüren?« fragt er, die Kamera geschultert.
    »Wenn du mich dafür auf eine Caipirinha einlädst?«
    Er schaut sie prüfend an. »Ist was?«
    »Nein, nur gute Laune!«
    »Das meine ich auch«, Leo macht eine ausholende Bewegung mit seinem freien Arm, »jede Menge gut gebaute Jungs. Da müßtest du doch voll und ganz auf deine Kosten kommen!« Und mit einem kurzen Seitenblick zu ihr fügt er hinzu: »Die Caipirinha gebe ich dir natürlich trotzdem aus. So low kann das Budget gar nicht sein!«
    Da muß selbst Nina lachen.
    »Na also! Aber erst

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