Die Lüge im Bett
weiß ich. Aber eigentlich glaube ich, daß ich es nicht will!«
»Dachte ich früher auch!«
Gabriel schenkt die Gläser nach.
Vielleicht wäre es leichter, Gabriel zu bezirzen, denkt Nina. Aber sie will keinen Mann auf Händen tragen, sie will selber getragen werden. Sie braucht keine Diva, sondern einen Macher. Den hat sie in Nic. Und Gabriel auch.
Es ist sinnlos.
So nett Gabriel auch ist, aber er muß weg!
»Achtung, ich komme!« Nic stürmt mit schnellen Schritten zur Tür herein, eine Auflaufform zwischen zwei riesigen Topflappen haltend. »Ich brauche einen Untersetzer, schnell, schnell, heiß, heiß!!«
Gabriel stülpt rasch einen Teller um, Nic stellt seine Schüssel aufatmend ab. »Donnerwetter, das war knapp!«
»Was ist es denn?« Neugierig späht Nina in die Form.
»Lasagne!« Stolz legt sich Nic eine weiße Serviette über den Arm und schaut in die Runde.
»Selbstgemacht?« Nina staunt.
»Nie und nimmer!« Gabriel zieht die Augenbrauen hoch.
»Du zweifelst an mir?« Nic droht mit dem Messer.
»Nein, an der Lasagne!«
»Schneid schon auf, ich bin hungrig!« Nina hält ihren Teller hin.
»Na ja, gut!« Nic schneidet ein großes Stück heraus. »Ich geb's zu, sie war fertig. Aber heiß gemacht habe ich sie ganz allein!«
Zu Ninas Entsetzen scheint er im Laufe der Stunden noch ganz andere Dinge heiß zu machen. Sie verzichtet, Gabriels Gesundheit zuliebe, vorm Zubettgehen auf ihre spezielle Schlummertrunkmischung, bereut es aber die halbe Nacht hindurch. Denn ganz offensichtlich erfreut sich Nic an seinem wachen Partner. Nina hält sich auf ihrer Matratze die Ohren zu und zermartert sich das Hirn nach einer Lösung.
Es fällt ihr nichts ein.
Freiwillig wird er nicht gehen. Sie muß ihn zwingen.
Aber wie?
NINAS IDEE
Am Montag ist die Hölle los in Ninas Bistro. So voll war es noch nie. Nur gut, daß sie nun schon Übung hat, sonst hätte sie kapituliert. Alle Tische sind bis auf den letzten Platz besetzt, und an der Tür warten Gäste auf einen freien Stuhl. Es ist kaum noch ein Durchkommen, und Nina hat panische Angst, irgendwann einmal mit den vollen Tellern angerempelt zu werden oder über etwas zu stolpern. Einmal Hühnersuppe in den Anzug und Salat ins Dekolleté, bitte sehr! Macht sechs Mark Trinkgeld, den Rest können Sie behalten!
Zwanzig Minuten vor zwei ist sie erschöpft und hat nur noch Zahlen im Kopf, da geht die Tür auf. Egal, wer jetzt noch kommt, der Laden ist geschlossen!
Es ist Rosa Heckschneider.
»Frau Heckschneider! Sie? Hier??«
Sie trägt eine Baskenmütze keck auf den weißen Haaren und einen dicken Lammfellmantel mit hellem Kragen. Mit ausgestreckter Hand geht sie auf Nina zu. »Schön, daß ich Sie gefunden habe!«
»Wie haben Sie das denn geschafft?« Nina kommt hinter dem Tresen vor und schüttelt Rosas Hand.
»Nun, über Ihren Freund Nic. Ganz einfach. Ich habe ihn angerufen. Und den Auftrag habe ich von Ihrer Mutter, die sich Sorgen macht.«
»Ach nee! Aber wollen wir uns nicht setzen?« Sie deutet auf die eben abgeräumten Tische.
»Haben Sie nicht schon geschlossen? Auf dem Schild an der Tür ...«
»Jetzt nicht mehr! Möchten Sie etwas essen? Hühnersuppe dürfte noch da sein. Rindsrouladen und überbackener Blumenkohl sind allerdings aus!«
Anna taucht aus der Küche auf. Offensichtlich will sie nachschauen, wer kurz vor zwei noch den Betrieb aufhält.
»Familie!« erklärt Nina kurz, und Anna nickt.
»Wir haben sowieso noch zu tun. Suppe ist noch übrig. Wollt ihr was?«
Rosa Heckschneider gibt sich geschlagen, und Nina schließt sich an.
Sie löffeln zunächst beide schweigsam, dann fangen sie gleichzeitig an zu reden.
»Warum macht sich Mutti Sorgen?«
»Weil Sie so selten anrufen, und sie glaubt, daß das ein schlechtes Zeichen sei!«
»Mütter!«
»Sagen Sie das nicht so abwertend!«
»Das war nicht abwertend, sondern liebevoll!«
»Ach so!«
Nina verzieht das Gesicht und pustet auf ihren Löffel.
»Und? Was gibt's Neues?«
Rosa Heckschneider tupft sich den Mund sorgsam mit der Serviette ab. »Im Bayerischen Rundfunk könnte sich etwas für Sie ergeben. Aber das braucht noch etwas Zeit. Ich habe dort mit einem Bekannten, einem Redakteur, gesprochen. Er ist jetzt allerdings drei Wochen auf Dienstreise. Muß man abwarten!«
»Oh, das wäre ja fabelhaft! Großartig!«
»Aber Sie sehen schlecht aus, wenn ich das mal so sagen darf!« Rosas flinke, kleine Wieselaugen mustern sie.
»Ich bin eine Nachtschönheit. Ich sehe am
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