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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Aber so deutlich müsste er mir das nicht unbedingt zeigen.»
    Der Professor räusperte sich erneut. Sie bedauerte, was sie gesagt hatte, und lächelte ihn an. «Entschuldigen Sie. Ich will Sie nicht mit meinen Sorgen belasten. Wie viele Karten brauchen Sie denn?»
    Er war überrascht. «Zwei, wenn es möglich wäre.»
    «Das trifft sich gut», sagte sie. «Ich habe zwei, die überlasse ich Ihnen gerne.»
    «Das kann ich doch nicht annehmen», protestierte der Professor in einem Ton, der deutlich machte, wie gerne er die Karten sofort in Empfang genommen hätte. «Sie wollen ja sicher selbst   …»
    «Momentan weiß ich nicht, was ich will», unterbrach sie ihn. «Wenn sich das in den nächsten Tagen ändern sollte, kann ich mir bei Frederik neue besorgen.»
    «Das wäre phantastisch», freute er sich. «Meine Frau hat ein ganz besonderes Faible für Niedenhoff. Da könnte ich fast ein wenig eifersüchtig werden.» Kaum hatte er das ausgesprochen, verirrte sich auch sein Blick an den runden Tisch, und seine Miene erstarrte in Peinlichkeit.
    Ihr war danach, mit den Zähnen zu knirschen und Michael am Kragen von der Palewi wegzuzerren. Endlich löste er sich, kam zurück, setzte sich auf den Stuhl an ihrer linken Seite.Für sie hatte er keinen Blick, schaute den Professor an und fragte: «Wollte Ihre Frau nicht heute zurückkommen?»
    Der Professor seufzte. «Sie meinte, sie hätte etwas Erholung verdient nach dem anstrengenden Kongress. Und in Malta sei das Wetter so angenehm.»
    Wieder lächelte er sie an. «Es ist nicht leicht mit erfolgreichen Frauen. Vor allem jüngere Männer tun sich da oft ein wenig schwer. In meinem Alter ist es nicht mehr so tragisch, da verdirbt Einsamkeit nur noch die Augen.»
    Sie hätte ihn küssen mögen für diese Formulierung. Michael warf ihr einen wütenden Blick zu und erkundigte sich: «Haben Sie sich Ihren Traum tatsächlich erfüllt?»
    Der Professor nickte und grinste verschmitzt wie ein Schuljunge nach einem gelungenen Streich. Der Kellner kam endlich mit zwei Speisekarten. Michael winkte ab. «Einen leichten Weißen, die Sechzig   …» Er unterbrach seine Aufzählung, schaute sie an. «Und du, auch wie üblich?»
    Da sie nicht wusste, was üblich war, schüttelte sie den Kopf, nahm dem Kellner eine der Karten ab und vertiefte sich darin. Der Mann wartete geduldig, bis Michael ihn aufforderte: «Bringen Sie meiner Frau einen Cognac, Guido. Vielleicht fällt ihr die Entscheidung nach einem Aperitif leichter.»
    Wenn er es denn unbedingt so wollte! Sie gab dem Kellner die Karte zurück und zeigte auf den fast leeren Teller des Professors. «Ich nehme das. Dazu hätte ich gerne ein Mineralwasser und statt des Cognacs einen Wodka.» Ein Schlückchen würde dem Baby bestimmt nicht schaden und sie beruhigen.
    Der Professor warf Michael einen fragenden Blick zu. Michael zuckte mit keiner Wimper. Eine knappe Minute später wurden die Getränke serviert. In ihrem Mineralwasser schwamm eine dicke Zitronenscheibe. Bis dahin hatte sie gar nicht gespürt, wie ausgetrocknet Mund und Kehle waren. Der Anblick des Wassers, das sie nicht trinken durfte, wollte sienicht kurz darauf aussehen wie in einen Ameisenhaufen gefallen, löste einen unerträglichen Durst aus. Sie kippte den Wodka in einem Zug, ohne sich um den peinlich berührten Blick des Professors zu kümmern. Das scharfe Getränk brannte in der Kehle, aber sie fühlte sich etwas besser danach.
    Das Essen wurde gebracht, es war köstlich. Michael und der Professor plauderten angeregt und warfen mit Ausdrücken um sich, die ihr nichts sagten. Nicht einmal sprach Michael den Mann mit Namen an. Dass sie sich nicht am Gespräch beteiligte, schien nicht unangenehm aufzufallen. Der Kellner kam noch einmal an den Tisch und erkundigte sich, ob alles zu ihrer Zufriedenheit sei. Sie lobte das Essen und deutete auf ihr Wasserglas. «Nehmen Sie das wieder mit und bringen Sie mir auch einen Wein.»
    Der Mann tat wie befohlen, brachte ihr einen sehr guten und sehr leichten Weißwein. Als er sich vom Tisch entfernte und sie den ersten Schluck trank, sagte Michael: «Ich glaube, es ist mir gelungen, Beatrice umzustimmen. Es wäre auch zu bedauerlich, wenn sie uns verlässt. Sie ist die beste MTA, die wir je hatten.»
    Beatrice Palewi also! Sie lachte leise. «Schätzchen, ich sehe hier niemanden, dem du etwas vormachen musst. Das halbe Lokal hat deinen Flirt mit der besten MTA beobachtet.»
    Dann erhob sie sich und schaute dem Professor in die

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