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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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bringen könnte. Philipp ist gar nicht da, er musste gestern nach Berlin.»
    Er grinste freudlos. «Berlin? Bist du sicher, dass es nicht Nassau ist? Frag lieber nochmal nach, ehe du ins Flugzeug steigst.»
    Das klang, als wüsste er doch von Nadias Verhältnis. «Gib mir die Schlüssel und erspare mir deine Verdächtigungen», verlangte sie. Genauso hätte Nadia das wohl auch formuliert.
    Sein Grinsen ging in ein kurzes Lachen über. «Nicht frech werden, Schätzchen. Jo meinte, ich müsste ein bisschen Rücksicht auf dich nehmen. Du wärst im Moment etwas durcheinander. Ein Kunde hätte dich bedroht. Vielleicht klärst du mich auf, damit ich mich innerlich darauf einstellen kann, was da auf uns zukommt. Reicht es, wenn wir die Hütte hier veräußern?»
    Sie straffte die Schultern, und obwohl sie ein wenig zitterte, dass er sie erneut packen und ihr das Band wegnehmen könnte – und den Umschlag, auf dem sowohl ihre als auch Dieters vollständige Adresse stand   –, ging sie so aufrecht wie möglich auf ihn zu und an ihm vorbei. Er machte keine Anstalten, sie aufzuhalten.
    Ein Anruf im Seniorenwohnheim, nur rasch Bescheid sagen, dass sie mit ihrer Freundin Jasmin Toppler einen Ausflug unternommen habe. Dass sie wegen einer Motorradpanne irgendwo festhingen, aber trotzdem jede Menge Spaß hätten.Mehr wollte sie nicht. Sie schaffte es auch, ungehindert ins Arbeitszimmer zu kommen, schloss die Tür hinter sich. Doch kaum hatte sie die Vorwahl ins Telefon gedrückt, ging die Tür wieder auf.
    Sie legte den Hörer zurück. Er kam langsam zum Schreibtisch, zeigte auf den Laptop. «Nettes kleines Spielzeug.» Die Ausdrucke und den Autoschlüssel hielt er immer noch in der Hand.
    «Er ist defekt.»
    «Ach, wirklich?» Er gab sich erstaunt. «Was fehlt ihm denn?»
    Ehe sie antworten konnte, legte er die Ausdrucke und den Autoschlüssel auf den Schreibtisch, klappte den Bildschirm hoch, schaltete das Gerät ein und begann zu lachen. Dass sie nach dem Autoschlüssel angelte, bemerkte er nicht. Sie ließ ihn in der Jackentasche verschwinden. «Du bist köstlich», stieß er hervor. «Aber mit einem leeren Akku kannst du Jo verarschen. Wo ist das Netzteil?»
    «Im Büro. Das ist Philipps Laptop.»
    «Ach, wirklich?», sagte er wieder. «Und warum ist er dann hier?»
    «Ich soll ihn morgen in Reparatur bringen.»
    Sein Ton hatte etwas abfällig Nachsichtiges: «Nadia, ich bitte dich. Du sprichst mit mir, nicht mit der Nachbarschaft. Hast du dir den Bürorechner auch vorgeknöpft? Den konntest du dir ja nicht unter den Arm klemmen. Das wird dir nur leider nicht viel helfen, wenn du bereits einen Berserker am Hals hast. Wann darf ich denn damit rechnen, dass der verärgerte Kunde hier aufkreuzt? Besteht die Aussicht, dass du dann noch da bist? Oder darf diesmal ich die Verhandlungen führen? Auf deinen Vater kannst du ja nicht mehr zählen.»
    Sie winkte genervt ab und ging zur Tür. «Ich muss etwas essen.» Es mochte nicht sehr geistreich sein, aber es half.
    Er atmete tief durch. «Ich auch. Bringt ja nichts mehr, dir Vorträge zu halten, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Fahren wir zu Carlo.»
    Sekundenlang schöpfte sie Hoffnung, den Besuch bei ihrer Mutter doch noch machen zu können, wenn sie ihn alleine fahren ließ. Dann fiel ihr ein, wie groß das Risiko war. Am Ende warf er ihren Wohnungsschlüssel irgendwo in die Büsche. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zum Jaguar zu folgen, in der Hoffnung, ihm im Laufe der nächsten Stunden das Mäppchen aus der Tasche fischen zu können.
    Die Fahrt dauerte gut eine halbe Stunde. Er redete fast ohne Pause auf sie ein und gab dabei einiges preis über den Urlaub, in dem der Streit ausgebrochen war. Auf den Bahamas waren sie gewesen, davon hatte ja auch Wolfgang Blasting gesprochen. Und Michael hatte bereits vermutet, dass etwas im Busch war, als Nadia versuchte, ihm die Verhandlungen bei einem Notar – die sie hinter seinem Rücken geführt, von denen er nur durch den Anruf der Notarssekretärin im Hotel erfahren hatte – als Überraschung schmackhaft zu machen.
    Ihre Liebeserklärung am Freitagmorgen im Bad interpretierte er nun als Abschiedsworte, frei nach dem Motto: Tut mir Leid, Schätzchen. Da du nicht willst wie ich, muss ich alleine in die Sonne flüchten. Vielleicht erinnerst du dich bei Gelegenheit einmal daran, dass ich dich mitnehmen wollte. Dass sie ihn am Samstagmorgen auch noch bestärkt hatte, seine Familie in München zu besuchen, war für ihn

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