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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Treppenhaus. Der Herzschlag brach ihr fast die Rippen, als sie unten ankam. Die Tür zur Tiefgarage zu öffnen kostete sie große Überwindung. Doch zwischen den mächtigen Säulen und abgestellten Wagen gab es genügend Deckung.
    Und dann die Überraschung! Der Mercedes stand noch da, der Alfa daneben. Von Philipp Hardenberg war nichts zu sehen. Als eine Gruppe von drei Leuten aus Richtung der Aufzüge kam, riskierte sie es, hetzte zum Wagen, warf sich hinter das Steuer und schleuderte mit quietschenden Reifen der Ausfahrt entgegen.
    Gegen drei am Nachmittag fand sie sich in einem exklusiven Miederwarengeschäft wieder und wusste mit Sicherheit, dass weder Hardenberg noch Zurkeulen und Ramon in der Nähe waren. Das alleine zählte. Sie hielt drei Büstenhalter in der Hand und zahlte mit Nadias E C-Karte . Anschließend aß sie ausgezeichnet zu Mittag in einem Restaurant, das sie unter normalen Voraussetzungen niemals betreten hätte. Dort zahlte sie mit Nadias American-Express-Karte.
    Dann machte sie weitere Einkäufe, ohne sich Gedanken zu machen. Ein Lehrheft, «Leichte Übungen am Klavier», Lebensmittel, frischen Schinken, Käse, einige Salatdelikatessen und etwas Obst, auf das sie nicht allergisch reagierte, sowie eine sündhaft teure Bluse und eine dazu passende Hose. Beides war ihr noch viel zu weit. Doch das würde sich in den nächsten Monaten ändern. Auf eine Tüte, die sie auf die Rückbank des Alfas legte, war eine stilisierte Wiege gedruckt, darin befanden sich ein winziges Hemdchen und ein niedlicher Strampler mit einem aufgestickten Schmetterling. Einen aufgestickten Lichtstrahl hatte sie nicht gefunden.
    Fast achthundert Euro hatte sie ausgegeben, doch Geld war nicht das Problem. In der Handtasche steckten zwei Kontoauszüge, beide hatte sie mit Nadias Kundenkarten an einem Automaten gezogen. Auf einem Konto befanden sich rund dreißigtausend. Auf dem zweiten war erst vor drei Tagen eine Gutschrift in Höhe von fünfzigtausend verzeichnet worden und hatte den Kontostand damit auf hundertsiebenundzwanzigtausend erhöht.
    Als sie heimfuhr, war es fünf vorbei. Und sie dachte tatsächlich heim. Was hätte sie auch sonst denken sollen nach dem, was Zurkeulen in Hardenbergs Büro von sich gegeben und sie am Morgen in ihrer Wohnung gesehen hatte? In solch einem Werk der Zerstörung konnte doch niemand mehr leben.
    Ramons Werk, da war sie sicher. Logisch darüber nachdenken konnte sie noch nicht, trotzdem hatte sie eine ungefähre Vorstellung von Nadias Samstagabend. Nadia musste aus Genf zurückgekommen sein, nachdem sie aufgebrochen war, um im Haus an Hardenbergs Telefonnummer zu gelangen. Wahrscheinlich hatte Nadia am Flughafen ein Taxi genommen, sich in die Kettlerstraße fahren lassen. Und dort war sie Zurkeulen und Ramon in die Arme gelaufen. Vielleicht waren sie zusammen zu Hardenberg gefahren, wo niemand öffnete. Nadia mochte in der schwarzen Limousine sitzen geblieben sein. Deshalb hatte Helga sie nicht gesehen. Und dann hatte Ramon sich mit Nadia unterhalten. Darüber wollte sie gar nicht nachdenken – weder logisch noch sonst wie. Vor allem wollte sie sich nicht vorstellen, sie wäre von der Telefonzelle aus in ihre Wohnung zurückgekehrt, um weiter auf Nadia zu warten.
    Vor Koglers Anwesen parkte ein fremdes Auto. Lilo stand mit einem Mann bei der Haustür und winkte ihr zu. Sie winkte zurück. Den Mann kannte sie. Er war am Samstagabend unter den Partygästen gewesen. Seinen Namen kannte sie nicht. Aber das war unwichtig. Namen konnte man wechseln.
    Sie fuhr in die Garage, brachte ihre Einkäufe ins Haus. Andrea war in der Zwischenzeit da gewesen, hatte die Betten gemacht und das Bad wieder auf Hochglanz gebracht. Sie zog sich um und versteckte die Babysachen hinter einem Stapel Handtücher.
    Wenig später erschien Lilo auf einen kleinen Plausch, berichtetevon Kestermanns Interesse an dem Kunstwerk, unter dem sie am Samstagabend aus ihrer Ohnmacht erwacht war. Kestermann also! Es funktionierte doch irgendwie. Die Informationen tröpfelten beständig. Sollte Michael sich doch scheiden lassen! Es mochte wehtun, ihn zu verlieren. Aber er hatte doch nicht richtig zu ihr gehört, und sie hatte es jahrelang ohne Mann ausgehalten. Bei dem Kontostand war sie auf sein Geld nicht angewiesen, und es schraubte das Risiko der Enttarnung auf null. Theoretisch hätte sie sogar im Haus bleiben können. Mit der Nachbarschaft verstand sie sich gut.
    Kurz nachdem Lilo sich verabschiedet hatte, fuhr bei

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