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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Kopf voll gehabt hatte mit anderen Dingen. Der Deko-Fonds war doch eine Luftblase, dachte sie. Und Joko-Elektronik. Es klang irgendwie japanisch wie die Frau von John Lennon, obwohl deren Name anders geschrieben wurde, fiel ihr ein. Yoko Ono. Joko gleich Joachim Kogler, dachte sie. Man durfte Lügen nicht unnötig komplizieren. Wie hatte Ilona Blasting es formuliert? «Wer ihrem Ego schmeichelt, darf auch mal am Honigtopf lecken.»
    Dieter fuhr mit einem Finger auf dem Bildschirm die Spalten ab. Die restlichen Einlagen entsprachen exakt den Summenvom zerrissenen Alfo-Investment-Blatt. NTK – SLK. Im Grunde war es simpel. Nadia Trenkler, Susanne Lasko, das K stand wohl für Konten. Und am schlimmsten waren die Daten der jeweiligen Ersteinlage. Nach dem zwölften und siebzehnten September – das war der Mittwoch gewesen, für den Nadia aus Wut auf ihren Einsatz als Vertretung verzichtet hatte – deckten sie sich mit ihren freien Tagen in der Confiserie.
    «Das scheint ihre private Buchführung zu sein», meinte Dieter. «Kein Wunder, dass Hardenberg das nicht zu Gesicht bekommen durfte. Aber eins verstehe ich nicht. Warum hat sie Zurkeulen seinen angeblichen Verlust nicht ersetzt? Für zweihunderttausend riskiere ich doch nicht meinen Hals, wenn mir zwanzig Millionen zur Verfügung stehen.»
    «Vielleicht konnte sie nicht ran. Michael sagte, sie spekuliert mit dem Geld an der Börse. Vielleicht ist das alles längst weg.»
    «Nein», sagte Dieter. «Hier sind regelmäßige Zuwächse, das müssen Zinsgutschriften sein. Das Geld ist irgendwo gut angelegt.»
    Die Wirtin brachte ihm den zweiten Kaffee und den Cognac. Nachdem sie sich wieder entfernt hatte, entschied er: «Das Ding nehme ich mit. Aber ich glaube nicht, dass es dir hilft.»
    Er ging davon aus, dass sich hinter einer Gruppe von Buchstabenkürzeln Banken verbargen. Die Zahlenkombinationen mussten Referenz- und Kontonummern sein. Bankleitzahlen waren nicht angegeben. Damit hielt er es für ausgeschlossen, herauszufinden, wo das Geld war. «Und selbst wenn ich das in Erfahrung bringe», sagte er. «Als Nadia Trenkler kannst du es vergessen. Es läuft vermutlich alles auf Lasko. An deine Ausweise kommst du nicht mehr ran. Die hat die Polizei.»
    «Ich kann mir doch Ersatzpapiere beschaffen», meinte sie.
    «Bist du wahnsinnig?», zischte Dieter und fragte sich halblaut,wie Nadia es angestellt haben mochte, an Ersatzpapiere auf den Namen Lasko zu kommen, ohne dass sie etwas davon erfahren hatte. Die Beantragung war kein Problem, doch anschließend hätte sie vom Amt eine Benachrichtigung erhalten müssen.
    «Die aus meinem Briefkasten zu fischen war auch kein Problem», sagte sie. «Ich war doch den ganzen Tag in der Confiserie.»
    Die Wirtin stand nun hinter dem Tresen und wischte mit einem Tuch herum. Dieter schickte einen raschen Blick hinüber und zeigte wieder auf den Bildschirm. Er sprach so leise, dass sogar sie Mühe hatte, ihn zu verstehen: «Du wirst vorerst überhaupt nichts tun.» Keine Rede mehr davon, dass sie zur Polizei gehen sollte. Sein Finger tippte auf eine Kolonne von Buchstabenpaaren. AR, las sie, PR, DL, RL, LL.
    Es waren wohl nur diese Initialen, die ihn veranlassten, seine Meinung zu revidieren und sie mit ihrem Problem nicht allein zu lassen. Agnes Runge, Peter Runge, Dieter Lasko, Ramie Lasko, Letitia Lasko. Er regte sich fürchterlich auf, weil auch seine Frau und seine Tochter in diese Sache hineingezogen worden waren. Mit den restlichen Initialen konnte er nichts anfangen, wusste nichts von Johannes Herzog und Herbert Schrag. Von ihrer Schwärmerei für Richard Gere hatte sie auch nur Nadia erzählt.
    Dieter zupfte nachdenklich an seiner Unterlippe. Sie kannte die Geste noch aus früheren Jahren. Gedankenversunken erkundigte er sich, ob sie den Büroschlüssel dabeihabe. Die Zeche ließ er bereitwillig sie bezahlen. Dann folgte er ihr hinaus zum Sandplatz. Neben dem Alfa stand ein dunkelgrüner Kombi mit Kindersitz auf der Rückbank. Dieter legte den Laptop und den Umschlag dazu und bat sie, vorauszufahren, er werde hinter ihr bleiben, weil er den Weg nicht kannte.
    «Und wenn jemand im Büro ist?», fragte sie.
    «Das hoffe ich stark», sagte er. «Es wäre hilfreich, zu erfahren, ob Hardenberg über das Geld verfügen kann. Wenn ja, hast du eine Sorge weniger. Wenn nein, solltest du dich auf die Suche nach einem plastischen Chirurgen machen.»
     
    Sie brauchten eine knappe Stunde bis zum Gerler-Bürohaus. Der dunkelblaue

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