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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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bereits gemachte Aussage dahingehend zu korrigieren, seine geschiedene Frau habe ihm in den letzten Wochen Beweismaterial sowie den Schlüssel zu den Räumen von Alfo Investment zugespielt.
    «Okay», sagte sie. «Vergiss es. Dass ich von dir nicht viel zu erwarten habe, dachte ich mir schon. Aber sag mir wenigstens, wo ich schnell mein Englisch aufbessern kann. Da muss es spezielle Kurse geben.»
    Er tippte sich bezeichnend an die Stirn. «Du kannst doch nicht bei ihrem Mann bleiben. Wie stellst du dir das vor?»
    Sie stellte sich das gar nicht vor. Da Michael von Scheidung gesprochen hatte, wäre das auch Zeitverschwendung gewesen. Sie wollte nur für ein kurzes Zusammentreffen mit Phil und Pamela an der Sorbonne gewappnet sein. Falls Michael den Vorschlag einer Reise wiederholte, wollte sie zustimmen. Es konnte nicht schaden, sich vorübergehend an ein sicheres Fleckchen Erde zu begeben.
     
    Dieter lachte laut genug, um die Wirtin für einen Moment aus der Küche zu locken. «Du? An die Sorbonne? Was willst du da halten, eine Vorlesung über Luftschlösser?»
    Auf diese Weise erfuhr sie immerhin, wo Phil und Pamela sich aufhielten und dass dort Französisch unabdingbar war. Dieters Heiterkeitsausbruch verging wieder. Er seufzte. «Du hast nicht die geringste Chance.»
    «Bisher hat’s geklappt.»
    «Ja.» Zur Abwechslung nickte er noch einmal. «Und wie lange machst du das schon? Ein Wochenende.»
    «Im September bin ich auch zurechtgekommen.»
    Darauf ging er nicht ein. «Vielleicht hältst du noch zwei oder drei Tage durch. Aber dann ist Schluss. Wissen kann man leugnen, Nichtwissen verrät sich von selbst.»
    Die Wirtin brachte endlich den überbackenen Champignontoast und erkundigte sich, ob sie noch etwas trinken möchten. Dieter bestellte sich einen weiteren Kaffee und einen Cognac zur Verdauung der Neuigkeiten. Nachdem die Wirtin wieder in der Küche verschwunden war, schob sie den Laptop und den Umschlag zu ihm hinüber.
    «Was soll ich damit?», wollte er wissen.
    «Den Umschlag aufheben und mir zeigen, wie dieses Ding funktioniert.» Sie berichtete von dem im Haus deponierten Netzteil, da musste man doch annehmen, Nadia habe verhindern wollen, dass Hardenberg sich mit dem Laptop beschäftigte. Dieter zog währenddessen die Ausdrucke aus dem Umschlag, blätterte den Packen durch und vertiefte sich kurz in den fragmentarischen Brief an Jacques, ohne sich über den Inhalt auszulassen. «Was ist damit?», wollte er nur wissen. «Das ist eine sehr persönliche Angelegenheit.»
    «Weiß ich», sagte sie, «aber das ist im Moment nebensächlich. Jacques ist in Paris.»
    «Wohnt er da?»
    «Ja», sagte sie nur, damit er ihr nicht noch einen Vortrag hielt. Er schaltete den Laptop ein. Noch während sie ihn darauf hinwies, dass er ohne Netzteil nicht funktionierte, hatte er das Programm geladen, verdrehte mitleidvoll die Augen, murmelte: «Ach, Susanne.» Erklärungen gab er nicht ab.
    Sie widmete sich ihrem Toast, er war vorzüglich. «Willst du nicht auch eine Kleinigkeit essen?», fragte sie. «Ich lade dich ein.»
    Er ließ sich nicht stören, auch nicht von ihrer Ansicht, dass sie höchstens ein paar Wochen als Nadia durchhalten müsse. Dass sie so rasch wie möglich eine Wohnung nehmen wolltean einem Ort, wo niemand Susanne Lasko oder Nadia Trenkler kannte. Sein Finger huschte über das Mousepad. Mitten hinein in ihre Ausführungen fragte er: «Wie hieß die Datei mit dem Namen des Nachbarn, die du im Rechner entdeckt hast?»
    «NTK», sagte sie.
    «Hier ist eine SLK.» Damit drehte er das Gerät so, dass sie den Bildschirm sehen konnte. Er zeigte eine Liste mit Summen, Datumsangaben, Zahlenkombinationen und Buchstabenkürzeln. Namen gab es nicht. Doch die Summen sprachen für sich. Die erste belief sich auf fünf Millionen fünfhundertdreißigtausend. In Verbindung mit dem dazugehörigen Datum – zwölfter September – und den Buchstaben MZ gab es nur eine Möglichkeit.
    «Es waren aber fünf Millionen siebenhundertdreißigtausend», sagte sie. «Wenn sie nur fünfhundertdreißig eingezahlt hat, hat Zurkeulen gar keinen Verlust gemacht.»
    «Die Brüder wirtschaften fast alle in die eigene Tasche», meinte Dieter. «Die Schwestern offenbar auch.»
    Dass Nadia das Geld für sich genommen hatte, glaubte sie nicht. Am zwölften September hatte sich Jo über dreißig Punkte gefreut. Und bei Lilos Party hatte sie die Zahl aufgeschnappt, zweihundert, aber keinen Zusammenhang herstellen können, weil sie den

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