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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Tür auftauchte, war er immer noch Wolfgang. Dieter hatte nicht angerufen, um mit Susanne, nur um über sie zu sprechen. Dass sie wieder da war, hatte er gar nicht gewusst. Wolfgang hatte sich schon vor Tagen mit ihm in Verbindung gesetzt, um von ihm mehr überSusanne Lasko zu erfahren. Sehr früh am Morgen, während sie noch in Philipp Hardenbergs Mercedes auf der Standspur zu erfassen suchte, wie knapp sie davongekommen war, hatte Wolfgang vom Arbeitszimmer aus mit Dieter telefoniert, ihm erklärt, was vorgefallen war und dass er den ganzen Tag unter dieser Nummer zu erreichen sei.
    «Ich fahre jetzt zu Lasko», sagte Wolfgang. «Er will uns helfen, soweit ihm das möglich ist. Wenn wir mit Agnes Runge einen Reinfall erleben, vielleicht kann er dem AR eine neue Bedeutung geben. Davon abgesehen brauche ich ihn auch, um Hardenberg festzunageln. Wir können da garantiert etwas tricksen.»
    Er hatte vor, Dieter exakt die Erklärung abzuringen, die ihr verweigert worden war. Susanne habe ihm kurz vor ihrem Tod Beweismaterial zugespielt, natürlich in einem verschlossenen Umschlag, der nur im Falle des Ablebens zu öffnen war.
    «Das macht sich immer gut», meinte Wolfgang. «Du glaubst nicht, wie viele auf einen so abgegriffenen Bluff hereinfallen. Aber Lasko besteht darauf, dich kennen zu lernen. Also kommst du?» Er grinste. «Hier bemühst du dich momentan vergebens. Doc hat vier doppelte Whisky intus und kriegt ihn heute bestimmt nicht mehr hoch.»
    Eine knappe Stunde später parkte er vor dem Haus ihrer früheren Schwiegermutter. Es hatte sich in den letzten Jahren sehr verändert. Neue Fassade, neue Fenster, neues Dach, keine Blumen mehr im Vorgarten, zwischen denen sie sechs Jahre lang auf Knien gelegen hatte, um Unkraut zu zupfen. Dieter hatte sich für pflegeleichten Rasen entschieden.
    Er zuckte pflichtschuldig zusammen, als er ihnen die Tür öffnete, starrte sie schulbuchmäßig an. «Frau Trenkler?» Als sie nickte, erklärte er: «Herr Blasting hat mich zwar vorbereitet, aber darauf war ich nicht gefasst.» Dann gab er die Tür frei, winkte in den Flur.
    Es war eng, es war klein. Früher war es ihr nicht so vorgekommen. Sie hatte dem Haus nachgetrauert. Jetzt wirkte es wie eine Puppenstube, die man auf dem Dachboden verstauben ließ, weil man dem Puppenalter entwachsen war. Ramie hatte überall Zeichen ihrer Herrschaft angebracht. Es war auch nicht zu leugnen, dass ein kleines Kind im Haus lebte. Sogar in Dieters Arbeitszimmer lag Spielzeug herum. Aber Frau und Tochter hatte er in den nächsten Supermarkt oder sonst wohin geschickt.
    Dieter war großartig, schaffte es, sich mit Wolfgang zu unterhalten, sie dabei mit Informationen zu versehen und gleichzeitig zu betrachten wie ein Wundertier. Vielleicht war sie das inzwischen für ihn. Dass sie immer noch durchhielt, fünf Tage Paris, den Überfall durch Zurkeulen und die Konfrontation mit Hardenberg bewältigt und sich als Nadia bewährt hatte, musste ihn maßlos erstaunen.
    Die von Wolfgang erbetene Gefälligkeit, mit der Hardenberg unlautere Machenschaften nachgewiesen werden sollten, lehnte Dieter kategorisch ab. Möglicherweise sei Hardenberg von Susanne benutzt worden und nicht umgekehrt, erklärte er, schien es inzwischen für besser zu halten, die gesamte Schuld auf sie abzuwälzen. Er stellte es so dar, als sei sie am Bett seiner Mutter durch die Lektüre von Groschenromanen auf den Geschmack des luxuriösen Lebens gekommen. Schon während ihrer Ehe habe sie maßlose Forderungen gestellt, behauptete er. Und der erlernte Beruf habe es ihr gestattet, sich zu bedienen.
    Seine ehemalige Schwiegermutter   – Dieter fühlte sich verpflichtet, sich ein wenig um die alte Dame zu kümmern, sie hatte ja sonst niemanden mehr, aber sie hatte eine Bemerkung gemacht, die den Verdacht nahe legte, Susanne habe ihrer Mutter gegenüber zumindest eine Andeutung gemacht. Von einer schönen, gemeinsamen und sorglosen Zukunft inder Sonne habe sie gesprochen. Das klang doch, als habe sie sich absetzen und ihre Mutter mitnehmen wollen.
    Dass Agnes Runge vor einem Polizisten wiederholte, was sie ihm anvertraut hatte, glaubte Dieter allerdings nicht. Aber er könne vielleicht noch ein paar Informationen aus ihr herausholen, die ein besseres Licht auf Susannes Pläne warfen – vorausgesetzt, die Polizei ließ Agnes Runge in Ruhe.
    Wolfgang nickte. «Kein Problem.»
    Nach knapp zwei Stunden verabschiedeten sie sich wieder. Dieter begleitete sie zur Tür, zupfte verstohlen

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