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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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ich froh, dass du nein gesagt hast.» Dann schaute er auf den Bildschirm. «Musst du noch was Wichtiges machen?»
    Sie schaute ebenfalls hin. Der Monitor zeigte die Kästchen, die Nadia ihr zum Spielen angeboten hatte. Nur waren sie in dieser Datei ausgefüllt. In der ersten Zeile las sie «Kogler», gefolgt von Datumsangaben, Zahlen und Buchstabenkürzeln. Am oberen Bildschirmrand stand der Dateiname NTK. Sie lächelte zu ihm auf. «Nein, für heute ist Schluss, sonst zerspringt mir der Schädel.»
    Er heuchelte Anteilnahme. «Wieder Kopfschmerzen?»
    «Grausame», sagte sie. «Kannst du etwas dagegen tun?»
    «Da bin ich ziemlich sicher.» Seine Hand griff in ihren Nacken, drückte ihn leicht, wanderte über die Schulter nach vorne und blieb für einige Sekunden auf ihrer linken Brust liegen, die etwas üppiger sein musste als bei Nadia. Mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Dazu brauchte es eine sanft pressende Hand.
    Und Nadias Mann gefiel das. Nadias Mann gefiel auch gut, dass sie nicht geraucht hatte. Er erkundigte sich danach mit einem langen Blick über den Schreibtisch. Offenbar vermisste er den Aschenbecher. «Hast du bis jetzt durchgehalten?»
    Sie wusste auf Anhieb, was er meinte, und strahlte ihn an. «Ja, ohne Probleme.»
    «Wow», sagte er. «Das wird ein Rekord diesmal, schon anderthalb Tage. Steht noch was Besonderes an?»
    Sie schüttelte den Kopf. Er zog sie vom Stuhl in seine Arme. «Dann können wir es uns ja gemütlich machen.»
    Diesmal dauerte sein Kuss eine halbe Ewigkeit, in der ihr Rock auf den Boden fiel und die Bluse von den Schultern glitt. Als sie nur noch in Unterwäsche vor ihm stand, schlug er vor: «Schwimmen wir eine Runde.»
    «Keine Lust», murmelte sie.
    «Die Lust mache ich dir.» Er zog sie zur Tür. «Eine Unterwassermassage ist doch etwas Feines.»
    «Nein.» Sie stemmte sich gegen seinen Griff. «Ich will nicht ins Wasser.» Ihr fiel nichts Besseres ein, als mit Make-up und Frisur zu argumentieren, um ihre Weigerung zu begründen.
    Er fügte sich. «Na schön, dann mache ich uns einen Kaffee. Wir essen eine Kleinigkeit, und anschließend kümmere ich mich auf dem Trockenen um deine Kopfschmerzen. Einverstanden?» Sie nickte erleichtert. Er gab sie frei und verließ den Raum. Mit den bewährten Handgriffen ließ sie NTK verschwinden und fuhr den Rechner herunter. Dann schlüpfte sie rasch wieder in Rock und Bluse und beeilte sich, nach unten zu kommen.
     
    In der Küche lief die Kaffeemaschine. Das Geschirr hatte er ins Kaminzimmer getragen, stand nun vor einem der Küchenschränke und war gerade dabei, eine Keksschachtel aufzureißen. «Was hältst du davon, wenn wir für ein paar Tage auf Tour gehen?», fragte er. «Kemmerling hat das Boot in Walcheren. Wenn ich ihn frage, er sagt bestimmt nicht nein.»
    «Ich weiß nicht.» Die Vorstellung, dass er mit Nadia einpaar unbeschwerte Tage auf Kemmerlings Boot verbrachte, erwürgte sie fast.
    Er registrierte den dumpfen Klang ihrer Stimme und lächelte sie aufmunternd an. «Sei tapfer, Schatz. Ich weiß, wie schwer es ist. Die ersten Tage sind furchtbar, man möchte sich die Nägel abbeißen. Aber dann geht es, glaub mir. Ich hab’s doch auch geschafft. Und ich helfe dir, jetzt hab ich ja Zeit. Ich bring dich schon auf andere Gedanken.»
    Er lachte leise. «Wozu ein Virus doch nützlich sein kann. Vor nächsten Mittwoch muss ich nicht ins Labor. Kemmerling ist da und schaut dem Techniker auf die Finger. Er hofft, dass er genug mitkriegt, um seinen Fiffi wieder auf Touren zu bringen.»
    Sein lässiger Ton gefiel ihr. Dieter hatte häufig so geschwollen dahergeredet. Für Dieter war Leben insgesamt und speziell sein Beruf eine bitterernste Angelegenheit. Michael schien es auf die leichte Schulter zu nehmen. Mit zwei Doktortiteln und bei seinem Einkommen konnte er sich das auch leisten. Er häufte die Kekse aus der Schachtel auf einen Teller, füllte den Kaffee aus der Maschine in eine Warmhaltekanne und trug beides ins Kaminzimmer. «Hast du dich entschieden, ein paar Tage auf dem Boot oder lieber woandershin?»
    «Ich weiß nicht», wiederholte sie, setzte sich in einen der bequemen Sessel, schaute zu, wie er die Tassen füllte. «Lass uns morgen noch einmal darüber reden.»
    «Morgen sind wir unterwegs.» Für ihn schien das bereits beschlossene Sache.
    «Und was ist mit Lilos Party? Du hast versprochen, dass wir kommen.»
    Er verdrehte die Augen. «Nein, Nadia, tu mir das nicht an. Du hast gehört, was Jo sagte. Es ist gar

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