Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
Vom Netzwerk:
gedacht.»
    Sie schob sich das Haar aus dem Gesicht. «Wo kommt das Wasser her?»
    «Vom Regen. Weil die Pumpe nicht läuft, kann das Wasser nicht richtig abfließen. Wir müssen alles ausräumen und den Boden trockenwischen.»
    Gemeinsam schleppten sie die Kommode in den Hauptraum. Die Taschenlampe lag obendrauf und warf verrückte Schatten an die Wände. Die alte Truhe stank verschimmelt. Sie trugen den hohen Spiegel, die aufgerollten Teppiche und schließlich die Kartons hinaus, die schon ganz aufgeweicht waren.
    «Unsere ganzen Bücher», sagte sie traurig.
    Nicht alle. Aber ihre Bücher von früher, die sie für die Mädchen aufgehoben hatte, und die alten Kinderbücher, die sie für künftige Enkelkinder aufbewahren wollte.
    «Wenigstens ist dem Weihnachtsschmuck nichts passiert.» Er zog den Plastikcontainer von der Wand.
    «Was ist das?»
    Er hatte gerade eine Ladung Vorhänge auf dem Arm. «Was denn?»
    «Dieses Brummen.» Ann richtete sich auf. «Was ist das?»
    «Mom?»
    «Augenblick», rief Ann.
    Jetzt hörte er es auch. Er sah sich suchend nach der Geräuschquelle um.
    Ann sagte: «Ich glaube, es kommt von da.»
    Sie ging in die Ecke mit der Pumpe. Peter trat hinzu.
    «Sie läuft», sagte Ann. «Vielleicht läuft sie auf Batterie.»
    Es stimmte. Er konnte sehen, wie sich das Wasser im Schlauch bewegte. «Kann sein. Vielleicht hatte sich irgendwas gelockert, und wir haben es aus Versehen wieder gerichtet.»
    «Aber wir waren noch gar nicht in dieser Ecke.»
    Plötzlich war alles in grelles Licht getaucht. Blinzelnd erkannte er Kate an der Tür, und sie hatte die Hand am Schalter.
    «Guckt mal.» Es wurde dunkel und dann wieder hell. In Kates Gesicht leuchtete Hoffnung. «Heißt das, es ist jetzt vorbei?»

ZWEIUNDDREISSIG
    Ann zappte durch die Kanäle, Gesichter, Testbilder und bunte Farben sausten vorbei.
    «Warte.» Maddie saß im Schneidersitz da, mit dem Baby auf dem Schoß. «Ich will das sehen.»
    «Gleich. Kate, such mal bitte mein Handy und den Akku und stöpsel es ein.»
    Da war CNN. Ann richtete sich auf. Der alte Nachrichtensprecher war durch einen neuen ersetzt worden, den sie nicht kannte, ein älterer Mann, der sich ständig räusperte und von der Kamera wegschielte. Was sagte er? Irgendwas über Unruhen? Auf dem Bildschirm erschienen verschwommene Aufnahmen von einem Militärfahrzeug, das am Watergate-Hotel vorbeifuhr. Ann erkannte das Gebäude sofort. Früher war sie auf dem Weg zum Kennedy Center immer dran vorbeigefahren, in der Bäckerei im Erdgeschoss hatte sie die Hochzeitstorte bestellt. Jetzt sah man unter der geschwungenen Fassade rennende Menschen und brennende Autos, ein seltsamer Anblick. Die Kamera hielt inne und zeigte einen Mann, der mit einem Baseballschläger ein Ladenfenster zerschlug, sodass die Scherben in alle Richtungen spritzten.
    Aus den Bildern war nicht zu schließen, was in Washington los war. Sie las das Nachrichtenband, das unten über den Schirm lief. In Hongkong wütete ein Brand, der vollkommenaußer Kontrolle war. Die Stadt New York lagerte ihre Toten auf Lastkähnen. Ein Gouverneur hatte Selbstmord begangen. Waren das alles aktuelle Nachrichten? Kate stand neben ihr und las mit. Ann zappte weiter. «Hast du mein Handy eingestöpselt?»
    «Mm-hm», sagte Kate. «Es sucht das Netz.»
    Dann konnte sie vielleicht jeden Moment wieder telefonieren. «Schau bitte für mich danach, ja?»
    «Ist gut.» Doch dann war Kate plötzlich aufgeregt und sagte: «Ich bin gleich wieder da. Ich will mal eben sehen, wer online ist.»
    Bei einem Zeichentrickfilm stoppte Ann. «Da.»
    «Den kenn ich schon», sagte Maddie, aber sie rückte mit Jacob näher. «Guck mal, Jakey, Fernsehen.»
    Im Hobbyraum tippten Peter und Shazia eifrig auf ihren Laptops. Ann freute sich, die ruhige Konzentration in Shazias Gesicht zu sehen. Sie schien vorübergehend von ihren Dämonen erlöst zu sein.
    «Wenn man die Zahlen so sieht – hast du nicht auch den Eindruck, dass wir auf den Höhepunkt zusteuern?» Shazia lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    Zwölfte, dreizehnte Woche, auf jeden Fall, auch wenn es unter der dicken Kleidung schwer auszumachen war. Das heißt, das Baby war im Frühherbst gezeugt worden, kurz nachdem sie in Peters Labor angefangen hatte. Sie mussten sich sofort zueinander hingezogen gefühlt haben. Zur selben Zeit hatte Peter um die Scheidung gebeten. Der Schock in seinem Gesicht, als Ann ihm davon erzählt hatte, hatte echt gewirkt. Es hatte ihr leidgetan, dass er es von

Weitere Kostenlose Bücher