Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
Vom Netzwerk:
Fall wussten sie jetzt, dass die Vogelgrippe sie erreicht hatte. «Wir sind sicher, solange wir mindestens einen Meter Abstand zu anderen Leuten wahren.»
    Ann kaute auf ihrer Unterlippe.
    Kate stöhnte. «Mom. Bitte. Wir sind doch keine Gefangenen.»
    Ann sah Kate an, und ihre Miene wurde weich. «Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr bei eurem Vater bleibt und nicht durch die Gegend rennt.»
    «Versprochen, Mom», sagte Maddie.
    Ann entließ Kate nicht aus ihrem Blick. «Auch nicht, wenn Michele da sein sollte.»
    «Mein Gott.» Kate warf die Arme hoch. «Wenn ich Michele sehe, renne ich schreiend nach Hause.»
    «Und Scooter?», fragte Maddie. «Ich wette, dann rennst du nicht schreiend davon.»
    Sie duckte sich kichernd, als Kate einen Schneeball nach ihr warf.
    Libby trat auf ihre Terrasse, mit Jacob auf dem Arm. Sie drehte sich im Kreis und hielt ihn hoch in die fallenden Flocken. «Es ist sein erster Schnee», rief sie lachend. «Er ist begeistert.»
    Peter musste an Kates ersten Schnee denken. Damals hatten sie in Greensboro gelebt. Er hatte Kate dick eingepackt nach draußen getragen und auf ihre bestiefelten Füßchen gestellt. Nach einem kurzen Blick in die Runde hatte sie losgeschrien und ihm die Ärmchen entgegengestreckt, weil sie wieder auf den Arm wollte. Er hatte gelacht und gelacht, aber Ann war auf nackten Füßen rausgerannt, um die Kleine hochzuheben. «He, he», hatte sie sie mit sanfter Stimme beruhigt. «Das istbloß Schnee. Guck mal.» Sie hatte die Hand ausgestreckt, um Kate zu zeigen, dass es nicht wehtat, wenn die Flocken auf der Haut landeten und schmolzen.
    Mit Maddie war es vollkommen anders gewesen. Sie waren bei seinen Eltern in Michigan zu Besuch, und nachts waren gut zehn Zentimeter Schnee gefallen. Sie wollte unbedingt raus, stand auf wackeligen Beinchen am Fenster, hielt sich an der Fensterbank fest und stellte sich vor Eifer auf die Zehenspitzen. Als Peter endlich mit ihr rausging, trampelte sie vergnügt im Schnee und freute sich darüber, wie er unter ihren Füßen knirschte. Sie stapfte den ganzen Nachmittag draußen herum, und wenn sie umfiel, stand sie einfach wieder auf. Als Peter sie schließlich wieder ins Haus trug, um ihr trockene Sachen anzuziehen, hatte sie geweint.
    «Wir könnten doch einen Schneetiger bauen», schlug Maddie vor. «Dafür reicht der Schnee immer.»
    «Der reicht für einen ganzen Zoo.» Ann zog Maddies Mütze vom Kopf des Schneemanns und schüttelte sie. «Hier, Schatz, setz die wieder auf.»
    Maddie schob ihre Hand weg. «Ich brauche sie nicht. Mir ist warm.»
    Plötzlich heulte eine Sirene auf.
    Shazia erstarrte und sah sich um.
    «Die Tornadosirene», sagte Kate.
    Die Zeit für Tornados war längst vorbei.
    «Das hört gleich wieder auf.» Ann setzte Maddie die Mütze auf. «Ich hole deinem Schneemann eine andere.»
    Die Sirene verstummte, und eine Lautsprecheransage war zu hören. Peter stutzte. Was war das? Ann hörte es auch. Sie blieb stehen und lauschte mit erhobenem Kopf.
    «Bitte schalten Sie Ihren lokalen Nachrichtensender ein, um sich über die aktuelle Lage zu informieren.»
    Peter lief so schnell durch den dicken Schnee, dass er stolperte. Er schob die Glastür auf und raste ins Haus, ohne sich vorher den Schnee von den Schuhen zu schütteln. Ann war noch vor ihm an der Fernbedienung, sie drückte die Sendertasten, bis der Gouverneur zu sehen war, der in die Kamera sprach. Zusammen standen sie vor dem Fernseher und lauschten.
    Die Mädchen kamen hinzu, atemlos, und mit ihnen Shazia.
    Peter starrte auf den Bildschirm. Der Gouverneur sprach. Sein Gesicht war ernst.
    «…   wurde von mehreren Fällen in Columbus, Cleveland, Cincinnati, Toledo und Dayton berichtet   …»
    Das waren ja sämtliche großen Städte!
    Jemand zupfte ihn am Mantelärmel. Maddie schaute aus ihren blauen Augen zu ihm auf. Ihre Wangen waren gerötet. «Was sagt der Mann, Dad?»
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. «Augenblick, Schatz.»
    «…   werden die Staatsgrenzen für den gesamten Ein- und Ausreiseverkehr geschlossen, ausgenommen unverzichtbare Lieferungen von Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff.»
    Quarantäne.
    In den Städten, die sich während der Grippepandemie von 1918 abgekapselt hatten, hatte es die wenigsten Opfer gegeben. Philadelphia hatte sich als letzte Stadt dazu entschlossen. Dort hatte man bei weitem die meisten Opfer zu beklagen gehabt.
     
    Peter hob den Kopf vom Kissen und sah sich um. Das Zimmer lag vollkommen im

Weitere Kostenlose Bücher