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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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mich in Ruhe.» Sie griff nach dem Joghurtbecher an ihrem Platz und machte ein angeekeltes Gesicht. «Ich hasse Joghurt.»
    «Ich weiß.» Ann wickelte ein Rippenstück aus. «Aber iss ihn trotzdem.» Das Haltbarkeitsdatum war zwar schon eine Woche überschritten, aber der Joghurt war noch völlig in Ordnung. In ein paar Tagen würde er ungenießbar sein.
    «Ich hätte meinen iPod gestern Abend aufladen sollen. Der Akku ist leer.» Kate entfernte den Foliendeckel. «Der von meinem Handy auch.»
    Kate war den ganzen Vormittag durchs Haus gelaufen, hatteihren Laptop aufgeklappt und auf den schwarzen Bildschirm gestarrt, ihren Fön in die Hand genommen und mit einem Stöhnen wieder auf die Kommode im Bad fallen lassen, als hoffte sie, die Geräte durch schiere Willenskraft zum Laufen zu bringen.
    «Du kannst das Telefon im Hobbyraum benutzen.» Ann legte den Braten hin und griff nach dem nächsten Paket.
    Wie erleichtert war sie gewesen, als sie den Hörer abgenommen und das Freizeichen gehört hatte. Auch wenn der Hobbyraum nicht eben der bequemste Ort für ihre einzige Leitung zur Außenwelt war. Sie würde das Telefon nachher im Wohnzimmer einstöpseln müssen.
    «Echt?» Kate sah sie misstrauisch an. «Wieso?»
    «Wir haben Glück. Wir haben nie auf digital umgestellt, deshalb geht die alte Leitung noch.»
    «Was heißt das?», wollte Kate wissen.
    Ann riss eine Packung auf und fand Schweinekoteletts darin. «Um die Wahrheit zu sagen, habe ich nicht die geringste Ahnung. Aber dein Vater wird’s dir wahrscheinlich erklären können.»
    «Und würde Micheles Telefon dann auch funktionieren?»
    «Das musst du ausprobieren.» Innerlich drückte sie die Daumen.
    «Vergiss nicht, deinen
Freund
anzurufen», meinte Maddie gehässig.
    Kate tauchte ihren Löffel in den Joghurt. «Ich hab dir doch schon gesagt, lass mich in Ruhe.»
    «Moment mal.» Maddie sah Ann an. «Was ist mit dem Fernseher? Haben wir da auch einen, der geht?»
    «Nein, mein Schatz. Das ist leider etwas anderes.» Ann schnitt die dünne Folie auf und kippte die Koteletts in eine Schüssel.
    «Ach so.» Maddies Stimme war von Enttäuschung getrübt.
    Ann sah, wie sie in ihren Becher starrte und sich bemühte, nicht zu weinen. «Weißt du, du willst doch sonst immer Monopoly spielen, oder?» Ein Spiel, das ewig dauerte, wenn man es mit einer Achtjährigen spielte.
    Maddie zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken.
    «Heute würde ich mit dir spielen», versprach Ann.
    Kate verdrehte die Augen, aber Maddie richtete sich auf. «Au ja!»
    «Wir können alle spielen.» Sie konnten zwei Mannschaften bilden. Das würde den Mädchen gefallen. «Ich kümmere mich vorher bloß noch um die Lebensmittel, okay?» Ann drehte sich um und stieß beinahe mit Shazia zusammen.
    «Entschuldigung.» Shazia balancierte einen Stapel eingeschweißter Hähnchenbrüste und Hackfleisch in ihren Armen. «Das ist jetzt alles.» Sie lud ihre Last vorsichtig auf der Arbeitsfläche ab.
    Noch vor ein paar Tagen waren Ann die Fleischvorräte so reichlich erschienen. Immer wenn sie den Gefrierschrank öffnete, hatte sie beruhigt auf die gefüllten Schubfächer geschaut. Doch als jetzt alles vor ihr ausgebreitet lag, wirkte die Menge armselig. Nun ja, aus den Knochen konnte sie Brühe kochen. Das Fett konnte sie zum Braten weiterverwenden. Und irgendwann würden die Geschäfte wieder aufmachen. Dafür würde die Stadt sorgen. Anns Familie war nicht die einzige, die zusah, wie ihre Vorräte schwanden.
    «Soll ich den Gefrierschrank ganz leer machen?», fragte Shazia.
    Je weniger die Tür geöffnet wurde, desto kälter würde der Inhalt bleiben. Leider mussten sie aber auch herausfinden, wann die Sachen nicht mehr gut waren. Fleisch würde vergammeltriechen. Eis würde eine pelzige Oberfläche bekommen, aber woran erkannte man, dass Erbsen schlecht wurden? Sie würde eine neue Regel aufstellen – niemand außer ihr durfte an den Gefrierschrank gehen. «Ich glaube, wir lassen die Sachen lieber drin. Aber du könntest Peter dabei helfen, die Sachen, die er aus dem Kühlschrank geholt hat, zu verstauen.»
    «Ist gut.» Shazia nahm zwei Beutel und drückte die Tür nach draußen mit dem Ellbogen auf.
    «Hört zu, ihr zwei. Wir schlafen heute Abend alle hier unten. Ich lege die Luftmatratzen aus. Euer Vater macht nachher Feuer im Kamin.»
    «Warum können wir nicht in unseren Zimmern schlafen?», fragte Kate.
    «Da oben wird es zu kalt sein. Wir machen es uns hier unten gemütlich, das

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