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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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«Haben Sie was dagegen, wenn ich mich ein bisschen umschaue?»
    «Zwei Minuten.»
    Barney stupste ihn mit seiner kalten Schnauze an. Wenigstens einer war freundlich in diesem seltsamen Haus. Peter überflog rasch die Seite der WHO. Die Updates kamen nicht mehr jede Stunde, sondern alle ein bis zwei Tage. Das letzte war über zwölf Stunden alt. Er las die Überschriften. Sie waren immer noch in Phase fünf. Das war eine gute Nachricht. Es fanden Versuchsimpfungen statt, aber die ersten Ergebnisse wiesen darauf hin, dass womöglich zweimal geimpft werden musste. Peter wusste nicht, wie das zu deuten war. Wie gern hätte er mit Liederman gesprochen.
    Er wechselte zur Internetseite des CNN und blieb an einem Foto hängen, auf dem uniformierte Soldaten Leichen in eine große Grube kippten. Männer, Frauen und Kinder, alle durcheinander. Ein erschütternder Anblick, der ihn an die toten Vögel am Ufer erinnerte. Am Rand der Grube standen Trauernde, die Gesichter mit Tüchern bedeckt. Er las die Bildunterschrift. Kairo. Shazias Heimatstadt.
Meine ganze Familie lebt dort
, hatte sie gesagt.
    Finn stieß ihn an und schnitt mit der Hand einen Kreis in die Luft.
Jetzt reicht’s bald.
    Peter stieß die Luft aus, rief die Homepage der Universität auf und klickte sich weiter durch. Liedermans bärtiges Gesichtgrinste ihm entgegen. «Sehen Sie? Der Mann arbeitet für ein privates Unternehmen.» In seinem E-Mail -Ordner ging Peter zur letzten Mail, die Liederman ihm geschickt hatte. «Sehen Sie sich das Datum an. Die Mail ist nicht lang. Dazu hatte er zu viel zu tun, aber er schreibt mir, wie weit er mit seinen Tests für den Impfstoff gekommen ist.»
    Finn beugte sich zum Bildschirm und las. Dann richtete er sich auf und deutete abrupt mit dem Daumen nach oben. Die Besuchszeit war vorbei.
    Widerstrebend stand Peter auf. Er hatte keine Ahnung, ob er Finn überzeugt hatte. Er würde irgendwie versuchen müssen, ihm bald einen zweiten Besuch abzustatten.
    Auf der Treppe schob sich Barney neben ihn. Peter spürte ein Zupfen an seiner Jackentasche, und als er hinuntersah, hatte der Hund einen seiner Handschuhe im Maul.
    «He.» Peter lief ein paar Schritte hinterher und blieb dann stehen. Er war in Finns Küche gelandet. Einige Schranktüren standen offen. Auf der Küchentheke türmten sich Büchsen, Kartons und Tüten mit Lebensmitteln.
    Peter sah sich verblüfft um. Der Mann hatte sogar Militärrationen, lauter schlichte weiße Verpackungen mit sauberen Aufschriften in Schwarz. Hackbraten. Hähnchen Cacciatore. «Wo haben Sie denn die her?» Er drehte sich um.
    Vor ihm stand Finn und zielte mit einer langen schwarzen Flinte direkt in sein Gesicht.

ACHTZEHN
    «So, Mom?» Maddie stützte die Ellbogen auf den Boden und reckte den Hintern in die Luft. Sie sah aus wie ein etwas zu breit geratenes, umgekehrtes   V.   Ann unterdrückte ein Grinsen. «Prima», sagte sie. «Du auch, Kate?»
    «Okay. Aber ich mache nur zehn.»
    «Ich mach zwölf», sagte Maddie.
    «Streber», sagte Kate.
    «Eins, zwei, drei, los.» Die Mädchen machten ein paar Liegestütze und ließen sich dann zu Boden fallen. Sie brauchten beide einen Haarschnitt. Maddie würde sich vielleicht von Ann die Haare schneiden lassen, aber Kate? «Setzt euch wieder hin, jetzt kommen die Sit-ups.» Peter war seit über einer Stunde weg. Er musste jede Minute wiederkommen. Es war ihr nicht recht gewesen, dass er das Haus verließ, aber sie freute sich darauf zu hören, was draußen los war. «Wisst ihr noch, was ich euch gezeigt hab?»
    «Ich sterbe vor Langeweile.» Kate drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke.
    «Komm, Schatz. Mach ein paar Sit-ups mit. Ein bisschen Bewegung tut dir gut.»
    «Na klar.»
    «Vielleicht könnten wir die Auffahrt räumen, dann hättest du Platz, um deine Rückhand zu üben.»
    Kate drehte sich zu Ann um und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. «Ich hab’s dir schon gesagt. Ich hasse Tennis. Ich spiele nie wieder Tennis.»
    Die Saison war ohnehin vorbei. «Wie wär’s mit einem Brettspiel? Cluedo zum Beispiel.»
    «Maddie schummelt immer.»
    «Gar nicht.»
    «Puuuh.» Kate schlug mit den Fäusten auf den Teppich. «Ich sterbe vor Langeweile.»
    «Das hast du doch schon gesagt», meinte Maddie. «Und ich schummle überhaupt nicht.»
    «Ich werd mal gucken, ob Shazia mitspielen mag», schlug Ann vor.
    «Na gut.» Kate starrte wieder an die Decke. «Sie kann mit aufpassen, dass Maddie nicht schummelt.»
    «Mom!»
    Ann floh aus

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