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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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«Keiner konnte mehr raus. Sie saßen einfach da und wurden von dem Feuer gefressen.»
    Die Schlittenfahrer waren verschwunden. Alles, was von den Feuerholzdieben geblieben war, waren ein paar Fichtenspitzen im Schnee, wo sie gesägt hatten. In der Ferne blitzten Scheinwerfer auf und verschwanden wieder. Der Himmel wurde schwarz. Peter fuhr in Richtung Westen, und die Nacht folgte ihm.
    Als er endlich in seine Straße einbog, war es vollkommen finster. Seine Scheinwerfer trafen auf schräge Schneekanten, und der wieder zu festen Graten gefrorene graue Matsch in den Fahrrillen warf tiefe Schatten. Hinter den Fenstern flackerte Kerzenlicht. Das Haus mit den Säulen vor der Tür war unbeleuchtet. Hatte die Familie, die dort wohnte, sich in eine bessere Gegend retten können? Auch das kleine Haus daneben wirkte dunkel. Peter betrachtete es, als er um die Ecke fuhr.
    Plötzlich strahlte aus einem Seitenfenster Licht auf dieschneebedeckten Büsche, die hölzerne Fensterbank und ein Stück Mauerwerk hinter pieksigen Stechpalmen. Ebenso plötzlich erlosch es wieder.
    Peter trat auf die Bremse. Er konnte sich unmöglich getäuscht haben. Nach kurzem Zögern lenkte er seinen Pickup über die Schneeberge auf den Gehweg. Wenn jemand an seinen Tank wollte, würde er sich erst mal durch den Schnee dahin vorarbeiten müssen.
    Er stapfte über den nicht geräumten Schnee zum Haus und klopfte laut an der Tür.
    Drinnen bellte ein Hund.
    «Finn? Hier ist Peter Brooks. Ihr Nachbar ein paar Häuser weiter.»
    «Ich weiß, wer Sie sind», sagte eine Stimme hinter ihm.
    Rasch drehte Peter sich um. An der Gartenpforte stand jemand. Es war zu dunkel, als dass er den Mann hätte sehen können, aber er erkannte die barsche Stimme. Walter Finn.
    «Was wollen Sie?», fragte der Mann.
    «Ich habe das Licht gesehen. Sie haben einen Generator, oder?»
    «Das geht Sie gar nichts an.»
    «Ich will bloß ein paar Informationen.»
    Ein schroffes Lachen. «Die kann ich Ihnen geben, ganz umsonst. Die Hölle friert zu.»
    «Was ist mit dem Impfstoff, an dem sie arbeiten? Haben Sie darüber was gehört?»
    «Mann, Brooks, Sie glauben doch nicht wirklich an einen Impfstoff, oder? Das ist die reinste Verarschung. Das verbreiten die da oben bloß, damit die kleinen Leute ruhig bleiben und keine Fragen stellen.»
    Die da oben, damit meinte er vermutlich den Staat. «Ich kenne den Leiter der Forschungsstelle. Ich hab mit ihm zusammengearbeitet.Das ist keine Lüge. Man arbeitet wirklich daran, einen Impfstoff zu entwickeln.»
    «Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so leichtgläubig sind.»
    «Ich kann’s beweisen.»
    Eine Pause. «Und wie?»
    «Lassen Sie mich ins Internet gehen. Dann zeige ich es Ihnen.»
    Wieder eine Pause, dann sagte Finn: «Holen Sie erst mal Ihre Maske.»
    Er hatte recht, sie sollten sich beide schützen. «Warten Sie. Ich habe eine im Pick-up.»
    Einen Augenblick darauf ging quietschend die Haustür auf, während Peter noch durch den tiefen Schnee stapfte. Eine Taschenlampe ging an. In dem langen Lichtstrahl sah Peter dicke Stiefel und eine Arbeitshose sowie vier braune Pfoten. Finn trug eine große schwarze Atemmaske vor Mund und Nase. Der Lichtstrahl wanderte nach oben und blendete Peters Augen.
    Er hob den Unterarm vors Gesicht. Finn senkte die Lampe. Barney wollte nach draußen, aber Finn versperrte ihm mit dem Knie den Weg und öffnete die Tür, um ihn reinzulassen. Freudig sprang der Hund an ihm hoch.
    Finn schloss die Tür und führte ihn eine Treppe hinunter in den Keller, wo er das Licht anknipste. Sie standen in einem Raum mit Betonwänden, kleinen, mit schwarzem Plastik verhängten Fenstern und einer nackten Glühbirne an der niedrigen Decke – offenbar Finns Arbeitsreich. Der Mann hatte alles.
    Auf einem großen Holztisch in der Ecke standen ein PC, ein Kurzwellenradio und ein kleiner Fernseher. Unten glühte ein Heizapparat, und auf einem kleinen Bücherregal drehte sich ein Ventilator. Ein schmales Feldbett war mit einem Schlafsack zugedeckt. Finn hatte sich ganz hier unten eingerichtet. Es warauf jeden Fall wärmer. Barney zottelte zum Klappstuhl und ließ sich erwartungsvoll daneben nieder.
    «Na los.» Finns Stimme drang gedämpft durch die Atemmaske. «Zeigen Sie mir das mit dem Impfstoff.»
    Peter zog seine dicken Handschuhe aus, stopfte sie in die Jackentasche und setzte sich an den Computer. Die Latexhandschuhe ließ er an. Es tat gut, auf die Tasten zu tippen und zu sehen, wie nacheinander die Seiten auftauchten.

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