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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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mitgenommen hatte, und kletterte hinauf, um sie auszufegen. Die Plane warf Falten und war glitschig, aber er bekam sie halbwegs sauber. Er zog die Handschuhe aus und ließ sie mit dem Besen auf der Ladefläche liegen, dann schloss er die Ladeklappe.
    Als er wieder am Steuer saß, ließ er sofort den Motor an. Er würde den Pick-up gründlich mit dem Schlauch abspritzen und desinfizieren müssen. Nassgeschwitzt war er. Um sich nicht zu erkälten, drehte er die Heizung voll auf. Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte kurz nach drei. Er legte den Gang ein und fuhr rückwärts aus dem Tor. Auf zum nächsten Ziel.
    Für den Heimweg wählte er eine andere Strecke als vorhin. Am Supermarkt drosselte er sein Tempo. Da war jemand. Ein Mann war auf dem Weg zu dem einzigen Auto auf dem Parkplatz.Schnell lenkte Peter in die Einfahrt und fuhr in seine Richtung. Er ließ die Scheibe herunter. «Hallo.»
    Der Mann wandte sich ihm zu. Er war Mitte oder Ende vierzig und trug eine dicke blaue Daunenjacke über einer roten Schürze. Ungeduldig, die Hand am Griff seiner Wagentür, sagte er: «Ja?»
    «Haben Sie auf?»
    «Wir hatten bis eben auf. Sie kommen gerade zu spät.» Der Mann setzte sich ans Steuer. «Wenn die nächste Lieferung eintrifft, machen wir wieder auf.»
    «Wissen Sie, wann das sein wird?»
    «Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sie müssen einfach immer wieder gucken.»
    Peter sah sich den Laden an. Die Schaufenster waren mit Schalungsplatten verbrettert. Auf dem Pflaster glitzerten Scherben. Das Motorengeräusch verklang in der Ferne. Zögernd fuhr Peter an, er mochte eigentlich noch nicht weiter.
    Am Ende der weiten Fläche war ein kleiner, von Fichten in Kübeln umrahmter Platz mit Betonbänken. An der Ecke standen ein Briefkasten und daneben ein niedriger Kasten aus Glas und Metall.
    Peter bremste, stellte den Motor aus und klopfte auf seine Taschen. Natürlich leer. Musste er die Scheibe eindrücken? Nein, Moment mal. Der Aschenbecher. Da warf er immer sein Wechselgeld hinein. Er suchte ein paar Münzen zusammen und stieg aus.
    Die Zeitung war dünn, nicht dicker als die Regionalanzeiger, die früher jede Woche auf ihre Einfahrt geworfen worden waren. Er stieg wieder ein und las das Datum. Sechs Tage alt. Ann würde sich trotzdem freuen. Sie war ausgehungert nach Nachrichten. Wie sie alle.
    Die erste Seite war ausschließlich dem Virus gewidmet.H5N1.   Der von Liederman entwickelte Impfstoff hatte keine Wirkung gezeigt, und der Versuch war abgebrochen worden. Die Patienten waren gestorben. Vermutlich hatte Liedermans Team zu schnell arbeiten müssen. Wie der Journalist offenbar auch. Andere Impfprogramme wurden mit keiner Zeile erwähnt.
    Die Gesundheitsbehörden schätzten, dass dreißig Millionen Amerikaner umkommen würden. Zehn Prozent der Bevölkerung. Eine erschütternde Zahl, auch wenn sie weit niedriger war, als er gedacht hätte. H5N1 hatte eine Sterberate von fünfzig Prozent. Demnach müssten 150   Millionen Amerikaner umkommen. Entweder schönten die Behörden die Zahlen, oder das Virus war mutiert und hatte eine mildere Form entwickelt. Peter hoffte Letzteres, aber er befürchtete das Erstere.
    Auf Seite zwei war ein Foto von einem Hochhaus, das an einer Seite offen klaffte. Stahlträger ragten wie abgeschnittene Adern aus dem Beton. Er las die Bildunterschrift. In Japan hatte es ein Erdbeben gegeben. Tausende von Menschen waren gestorben, weil internationale Hilfstrupps ausblieben. Verzweifeltes Warten auf Hilfe, die nie gekommen war. Er las den Artikel weiter unten. In Pakistan waren militante Islamisten in Islamabad einmarschiert und hatten die Regierung gestürzt. Das waren Themen, die normalerweise auf der ersten Seite gestanden hätten, jetzt waren sie auf die Seiten im Innern verbannt.
    In einer schwarzgerahmten Liste wurden Dinge aufgezählt, die jeder im Haus haben sollte. Darunter fand sich ein Artikel über die richtige Pflege der Kranken. An der nächsten Überschrift blieb er hängen.
Todesfälle nehmen überhand: System bricht zusammen.
Im ganzen Land stellten Leichenhallen und Bestattungsunternehmer Aushilfskräfte ein, um die Toten einzusammeln. Die Gesundheitsämter kamen mit den Totenscheinennicht nach. Tausende von Toten blieben möglicherweise unregistriert. Die nationale Datenbank war überfordert und wies für die ländlichen Gebiete immer mehr Lücken auf. Auf einer anderen Seite erkannte er unten das Foto eines vertrauten Bauwerks, des Eishockeystadions, in dem die Mädchen

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