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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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sehen, aber vor dem Eingang lag etwas. Er trat näher heran. Sie hatte Jacob vor die Tür gestellt.
    Er bückte sich und steckte eine Hand unter die Decke. Das Baby war erst seit ein paar Minuten dort. Es konnte noch nicht unterkühlt sein, aber es lag so still. Peter hob Jacob aus dem Korb, legte ihn an die Schulter und klopfte ihm auf den Rücken. Ein leiser Schluckauf. Er stieß die Luft aus, die er unbemerkt angehalten hatte. Jacobs Sachen würde er später hereinholen.
    Als er in die Küche trat, traf er auf Ann.
    Sie starrte ihn aus tiefliegenden Augen an. Ihr Blick wanderte zu dem Baby auf seinem Arm. Dann wieder zu ihm. «Maddie und Kate», sagte sie mit erstickter Stimme. «Geht bitte nach oben.»
    «Du hast Daddy angeschrien.» Maddie hatte Tränen im Gesicht. «Warum habt ihr so geschrien?»
    «Darüber reden wir später», sagte Ann. «Ich will, dass ihr beide nach oben geht. Sofort.»
    «Schön», sagte Kate. «Sag uns gar nichts. Behandle uns wie kleine Kinder. Wie immer!» Abrupt drehte sie sich um und trampelte die Treppe hinauf.
    Maddie folgte ihr, aber sie hängte sich ans Geländer undschaute zu Ann und ihm herunter. «Du kommst doch mit, oder, Mom?»
    «Ja, gleich.» Ann sah Peter unverwandt an.
    «Ich verstehe dich nicht», sagte Peter. Das Baby strampelte, und er schob es auf den anderen Arm. «Deine Kriterien   –»
    «Unsere Töchter sind mir das Wichtigste.» Ihre Stimme war tonlos. «Und das sollten sie auch für dich sein.»
    «Sie müssen nicht das Einzige sein.»
    «Doch. Das sollten sie. Das werden sie immer sein. Auch wenn du das nie verstehen wirst.»
    Er sah ihr nach, als sie die Treppe hochging. Sie war eine Fremde für ihn. Er konnte nicht glauben, dass sie je ein gemeinsames Leben geführt, Pläne gemacht, Kinder erzogen hatten.
    Shazia fragte: «Ist alles in Ordnung, Peter?»
    Sie stand mit einer Decke um die Schultern am Eingang zur Küche, hohläugig und zerbrechlich, verunsichert durch den bösen Ton zwischen ihm und Ann. «Ja, alles klar. Du kannst ruhig wieder ins Bett gehen.»
    «Sicher?»
    «Natürlich. Es hat keinen Sinn, dass wir beide aufbleiben.»
    «Sag Bescheid, falls du mich brauchst.» Sie verschwand im Wohnzimmer.
    Gleich darauf hörte er die Decken rascheln, als sie sich auf das Sofa bettete.
    Er klopfte dem Baby auf den Rücken und ging mit ihm auf und ab.
    Von oben hörte er leise Stimmen. Ann unterhielt sich mit den Mädchen. Maddie sagte etwas. Dann wurde es still.
    Im Kamin brach ein Scheit entzwei. Hellrote Funken stoben auf. Es war ihr letztes Holz.
    Das Baby entspannte sich. Peter trug es ins Wohnzimmer.Vorsichtig versuchte er sich in einen Sessel zu setzen. Das Baby machte sich steif. Peter stand wieder auf.
    Jacob drehte den Kopf und versuchte Peter anzusehen.
    «Du weißt, dass ich nicht dein Vater bin, was, Kleiner?»
    Jacob war nicht verschleimt, und sein Atem ging ruhig. Peter legte einen Finger auf seine weiche, kühle Wange. Jacob ballte die kleinen Fäuste und zuckte zurück. Er öffnete den Mund zum Schreien. Peter drückte ihn an seine Schulter und klopfte ihm auf dem Rücken. Von oben nach unten und wieder von vorn. Sie liefen im Kreis durch die dunklen Zimmer. Esszimmer, Küche, Eingangsdiele. Esszimmer, Küche, Eingangsdiele. Eine Runde um die andere.
    Das Baby wurde schlaff. Peter versuchte sich hinzusetzen. Jacob riss die Augen auf. Mit einem Stöhnen stand Peter wieder auf. Er hatte ganz vergessen, wie das war.
    Sie gingen ans Esszimmerfenster und guckten hinaus. Mondlicht beschien die Straße und die Bäume in den Gärten. Jacob hob den Kopf. Suchte er seine Mutter?
    «Sie kommt wieder», murmelte Peter in sein weiches Ohr. «Sie kommt wieder», versprach er.
     
    Durch die Fenster drang erstes graues Licht. Morgendämmerung. Shazia saß im Wohnzimmer in einem Berg von Decken. Er hatte sie wachgehalten.
    «Tut mir leid», sagte er. «Es ist eine Weile her, seit ich versucht habe, mich um ein Baby zu kümmern.»
    «Macht nichts. Ich kann dir helfen.»
    «Würdest du ihn mal nehmen? Vor der Tür liegen Sachen für ihn. Ich muss sie desinfizieren.»
    «Klar.» Sie streckte die Arme aus.
    Einfach so. Wie schade, dass Ann das nicht gesehen hatte.
    Draußen vor der Tür reinigte er die Gläschen, Löffel undSpielsachen mit einem in Bleiche getauchten Tuch. Erstaunlich, was man für ein kleines Kind alles brauchte. Die Kleidung tauchte er in einen Eimer mit Seifenwasser. Er wollte sie ein paar Stunden einweichen. Mit den Wegwerfwindeln und

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