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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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Wischtüchern war nichts zu machen. Nebenan war alles dunkel. Stand Libby am Fenster? Hatte sie gesehen, dass der Korb weg war?
    Er hob die Hand. Wenn sie zuguckte, würde sie wissen, dass Jacob in Sicherheit war.
    Als er wieder ins Haus ging, stand Shazia am Kamin und wiegte das Kind.
    «Wahrscheinlich müsste er mal gewickelt werden.» Peter nahm das Baby und legte es auf eine verdrehte Decke. Jacob drückte das Kreuz durch und wedelte mit den Armen, drehte den Kopf hin und her. «Halt still, kleiner Mann. Ich mach ganz schnell. Shazia, gibst du mir eine Windel aus einer von den Tüten da?»
    «Klar.» Sie kramte in den Tüten und zog dies und das heraus. Schließlich fand sie ein Paket Windeln. «Wie alt ist er denn eigentlich?»
    Peter wusste es nicht. Er versuchte sich zu erinnern, wann Jacob zur Welt gekommen war. Bei einem seiner Besuche bei Maddie und Kate hatten nebenan vor dem Haus blaue Heliumballons im Wind getanzt. Um den Briefkasten hatten Tulpen geblüht. Also musste es April oder Mai gewesen sein. «Un gefähr ein halbes Jahr, glaube ich.» Er knöpfte den Schlafsack auf und griff nach den drallen Beinchen. Dann zog er Jacob die nasse Windel aus. Öltuch und Salbe konnte er sich sparen. Peter breitete die neue Windel aus, nahm das Baby an beiden Knöcheln hoch und legte den kleinen Popo auf die richtige Stelle. Schließlich zog er die Klebestreifen an und befestigte sie, stopfte die Beinchen wieder in den Schlafsack und drückte die Druckknöpfe zu. Dann schob er ihm eine Hand unter denKopf und die andere unter den Po und legte ihn sich wieder an die Schulter. Im Aufrichten sah er, dass Shazia ihn staunend ansah.
    Er lächelte. «Ist nicht das erste Mal.»
    Eine Stufe knarrte. Ann tauchte am Fuß der Treppe auf. Sie hatte die Arme verschränkt und betrachtete sie mit unbewegter Miene. «Wie geht es ihm?»
    «Er hustet nicht und hat kein Fieber.»
    «Aber er könnte sie trotzdem haben.» Ihr Blick blieb an dem Baby hängen.
    «Das werden wir erst morgen Abend wissen.» Die Inkubationszeit für dieses Virus betrug üblicherweise 48   Stunden. Es sei denn, es wäre mutiert. Jacob nuckelte an seiner Faust. «Libby hat Babynahrung hingestellt und Windeln und noch allerlei sonst.»
    Anns Miene verdüsterte sich noch mehr. «Wir werden seine Sachen desinfizieren müssen.»
    «Das habe ich schon erledigt. Die Kleidung und die Lätzchen sind eingeweicht. Die spüle ich nachher aus.» Er reichte Shazia das Baby.
    «Komm, mein Kleiner», flüsterte sie sanft. «Wir können ein Buch lesen, während wir darauf warten, dass die Mädchen aufwachen.»
    «Nein», sagte Ann.
    Shazia sah sie an.
    «Meine Töchter werden nicht in Jacobs Nähe kommen. Nicht ehe wir wissen, dass er nicht ansteckend ist.»
    Shazias Blick wanderte zu Peter.
    «Sieh mich an, Shazia», sagte Ann. «Ich habe hier das Sagen. Dies ist mein Haus.»
    Peter stand auf. «Wir brauchen Feuerholz.» Er ertrug es nicht, Ann anzusehen.
    Sie trat beiseite, damit er seine Jacke vom Haken nehmen konnte. Er machte die Tür hinter sich zu. In der Garage fiel sein Blick auf den Schlitten, der auf den Dachsparren stand. Den wollte er mitnehmen.
    Ann hatte ihn schwach genannt, aber damit tat sie ihm Unrecht. Er lief vor Problemen nicht weg. Er akzeptierte sie. Das war ein Unterschied.
    Nebenan bei Libby und Smith war die Haustür verschlossen. Hinter den Fenstern war alles still. Soweit er feststellen konnte, war Libby nicht wiedergekommen, um nach ihrem Sohn zu sehen. Und von Smith gab es ohnehin nirgends eine Spur.

SECHSUNDZWANZIG
    Was hatten sie berührt? Ann schaute sich in der Küche um. Sie hatte sie stundenlang alleine hier unten gelassen. Die Viren hatten sich vielleicht schon massenhaft auf dem Wasserhahn, den Arbeitsflächen, den Schränken ausgebreitet. Sie brauchte nur einen Schwamm in die Hand zu nehmen. Wenn sie sich dann die Augen rieb oder die Nase putzte, drang das Virus in den Blutkreislauf ein und ab in die Lungen.
    Sie musste vom Schlimmsten ausgehen. Also nahm sie ein Paar Latexhandschuhe aus der Kiste mit der Hausapotheke. Noch größer war das Risiko, wenn das Virus direkt eingeatmet wurde. Ein Niesen konnte die Tröpfchen einen Meter weit versprühen. Ob sie eine Atemmaske nehmen sollte? Nein, noch nicht. Erst wenn sie jemanden husten oder niesen hörte. Ein schrecklicher Gedanke. Sie verbot ihn sich.
    In der Flasche mit der Bleiche war nicht mehr viel drin. Sie goss eine Portion in den Eimer und füllte Wasser hinzu. Dann scheuerte sie

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