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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Falten hervor. »Absolut einverstanden.«
    »Und ich erwarte Bezahlung, wie Sie gesagt haben, aber auf ein separates Konto, auf das mein gesetzlicher Vormund nicht zugreifen kann. Ich will nicht, dass sie erfährt, worauf ich mich eingelassen habe, oder dass sie an das Geld herankommt.«
    Zu ihrer Überraschung zögerte er nicht. »Natürlich.«
    Sie holte tief Luft. »Noch etwas. Meine Schwester ist gestern in die Quarantänestation gebracht worden. Wenn Sie ein Gegenmittel finden, oder etwas, das ein Gegenmittel sein könnte, soll sie die Erste sein, die es bekommt.«
    Diesmal wandte der Arzt den Blick ab. Er ging zum Hologramm und wischte sich die Hände an seinem Laborkittel ab. »Das kann ich Ihnen leider nicht versprechen.«
    Sie ballte die Fäuste. »Warum nicht?«
    »Weil der Kaiser der Erste sein muss, der das Gegenmittel bekommt.« Er sah sie mitleidig an. »Aber ich kann Ihnen versprechen, dass Ihre Schwester die Zweite sein wird.«

12
    Prinz Kai sah durch das Fenster, wie ein Medidroide einen Infusionsschlauch an den Zugang im Arm seines Vaters anschloss. Obwohl erst fünf Tage seit den ersten Anzeichen des Blauen Fiebers vergangen waren, kam es Prinz Kai vor wie ein ganzes Leben. Jahre voll Angst und Sorgen in wenige Stunden gedrängt.
    Dr. Erland hatte ihm einmal von seiner Theorie erzählt, dass aller schlechten Dinge drei seien.
    Erst war seine Androidin Nainsi kaputtgegangen, bevor sie ihm ihre Recherche-Ergebnisse übermitteln konnte.
    Nun war sein Vater krank, ohne dass es Hoffnung für ihn gab.
    Was würde als Nächstes passieren? Was konnte noch schlimmer sein als das?
    Vielleicht würden die Lunarier ihnen den Krieg erklären.
    Unwillkürlich duckte er sich. Kaum hatte er das gedacht, bereute er es schon.
    Konn Torin, der Berater seines Vaters und neben ihm der Einzige, dem es gestattet war, den Kaiser in diesem Zustand zu sehen, legte Kai die Hand auf die Schulter. »Wir schaffen das schon«, sagte er emotionslos auf seine seltsame Art, bei der man immer das Gefühl hatte, er könnte Gedanken lesen.
    Kais Vater stöhnte und öffnete die geschwollenen Augen. Das Zimmer im siebten Stock des Forschungsflügels war unter Quarantäne gestellt worden, aber man hatte es dem Kaiser so bequem wie möglich gemacht. Zahlreiche Netscreens hingen an den Wänden, damit er sich mit Musik und Unterhaltung die Zeit vertreiben oder sich etwas vorlesen lassen konnte. Überall standen seine Lieblingsblumen aus dem Garten – große Sträuße aus Lilien und Chrysanthemen belebten den sonst kahlen Raum. Die Bettwäsche war aus der feinsten Seide, die der Staatenbund zu bieten hatte.
    Dabei war all das eigentlich überflüssig – es war und blieb ein Raum, der den Sterbenden von den Lebenden trennte.
    Zwischen Kai und seinem Vater war ein Fenster. Er sah Kai von unten aus leeren, glasigen Augen an.
    »Eure Majestät«, sagte Torin. »Wie geht es Euch?«
    Um die Augen des Kaisers hatten sich feine Krähenfüße gebildet. Er war kein alter Mann, aber die Krankheit hatte ihn schnell verfallen lassen. Sein Teint war von einem teigigen Gelb, und auf seinem Hals breiteten sich die schwarzen und roten Flecken immer weiter aus.
    Sein Versuch zu winken war nur noch ein kraftloses Heben der Finger.
    »Benötigt Ihr irgendetwas?«, fragte Torin. »Ein Glas Wasser? Etwas zu essen?«
    »Eine Eskortdroidin 5.3?«, schlug Kai vor.
    Torin sah den Prinz missbilligend an, aber der Kaiser kicherte hustend.
    Kais Augen verdunkelten sich. Er musterte seine Finger, mit denen er den Fenstersims umklammert hielt.
    »Wie viel Zeit bleibt ihm noch?«, fragte er so leise, dass sein Vater es nicht hören konnte.
    Torin schüttelte den Kopf. »Ein paar Tage, wenn überhaupt.«
    Kai spürte Torins verständnisvollen, aber strengen Blick.
    »Seid dankbar für die Zeit, die Euch noch mit ihm gegeben ist. Die meisten Menschen bekommen ihre Angehörigen nicht mehr zu Gesicht, nachdem sie weggebracht worden sind.«
    »Aber wer will seine Angehörigen schon in einem solchen Zustand erleben?« Kai sah, wie sein Vater gegen den Schlaf ankämpfte und ihm die Augenlider immer wieder zufielen. »Medi, bring ihm Wasser.«
    Der Androide rollte zum Kaiser, hob seine Rückenlehne an, hielt ihm ein Glas Wasser an die Lippen und wischte ihm den Speichel mit einem weißen Waschlappen ab. Der Kaiser trank nicht viel, aber er wirkte etwas erfrischt, als er sich wieder in die Kissen sinken ließ.
    »Kai …«
    »Ich bin hier«, sagte Kai. Das Glas beschlug von

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