Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
ging.
Seufzend wandte er sich an den wartenden Androiden. »Dritte Etage.«
Der Sensor blinkte. »Bitte begebt Euch zu Fahrstuhl C, Eure Hoheit.«
Sie stiegen in den Fahrstuhl und Sybil schwebte herein wie eine Feder im Wind, gefolgt von ihrem Leibwächter, der an der Tür stehen blieb und die drei ansah, als sei die Thaumaturgin in tödlicher Gefahr. Unter seinem eisigen Blick wurde Kai unbehaglich, aber Sybil schien ihn gar nicht zu bemerken.
»Ein unglücklicher Zeitpunkt, zu dem Seine Majestät krank geworden ist«, sagte sie.
Kai umklammerte das Geländer und sah sie an, er versuchte, all seinen Hass in das glänzende Holz abzuleiten. »Wieso? Wäre es Ihnen im nächsten Monat gelegener gekommen?«
Sie blieb geduldig. »Ich spreche selbstverständlich von den Bündnisdiskussionen, die meine Herrin mit Kaiser Rikan geführt hat. Wir sind sehr auf eine Einigung bedacht, die sowohl den Interessen Lunas als auch denen des Staatenbundes entgegenkommt.«
Wenn er sie ansah, wurde ihm schwindlig. Um nicht durcheinanderzugeraten, zwang er sich, die absteigenden Ziffern über der Tür anzusehen. »Seit Königin Levana auf dem Thron sitzt, versucht mein Vater, ein Bündnis mit ihr einzugehen. Sie hat das immer abgelehnt.«
»Er müsste nur ihre berechtigten Forderungen anerkennen.«
Kai biss die Zähne aufeinander.
Sybil fuhr fort: »Meine Hoffnung ist, dass Ihr als Kaiser eher im Stande sein werdet, Vernunft walten zu lassen, Eure Hoheit.«
Während der Aufzug an den Stockwerken sechs, fünf, vier vorbeifuhr, schwieg Kai. »Mein Vater ist ein weiser Mann, und ich habe nicht die Absicht, zu diesem Zeitpunkt irgendeine seiner vorherigen Entscheidungen in Frage zu stellen. Ich hoffe sehr, dass wir zu einer Einigung gelangen, aber ich fürchte, Ihre Herrin muss ihre ach so berechtigten Forderungen überdenken.«
Sybils Lächeln gefror.
»Nun«, sagte sie, als sich die Türen im dritten Stock öffneten, »Ihr seid jung.«
Er senkte den Kopf und tat, als habe sie ihm ein Kompliment gemacht, dann wandte er sich an Torin. »Haben Sie noch etwas Zeit? Könnten Sie mich vielleicht zu Dr. Erland begleiten? Vielleicht fallen Ihnen Fragen ein, auf die ich noch nicht gekommen bin.«
»Selbstverständlich, Eure Hoheit.«
Sie beachteten die Thaumaturgin und ihren Leibwächter nicht weiter, als sie den Fahrstuhl verließen, aber Kai hörte ihre zuckersüße Stimme hinter ihnen: »Lang lebe der Kaiser.« Dann schlossen sich die Türen.
Er knurrte. »Wir sollten sie einkerkern.«
»Eine Botschafterin von Luna? Keine besonders friedliche Geste.«
»Damit würden wir sie immer noch besser behandeln als sie uns.« Er strich sich durchs Haar. »Igitt – Lunarier!«
Als er bemerkte, dass Torin ihm nicht mehr folgte, drehte Kai sich um. Torins Blick war sorgenvoll.
»Was ist?«
»Ich weiß, es ist eine schwere Zeit für Euch.«
Kai strich sich über den Nacken. Seine Haare hatten sich verteidigungsbereit aufgestellt. »Wohl für uns alle.«
»Irgendwann, Eure Hoheit, werden wir über Königin Levana sprechen müssen und darüber, was Ihr im Hinblick auf sie zu tun beabsichtigt. Es wäre klug, einen Plan zu haben.«
Kai trat an Torin heran. Eine Gruppe von Labortechnikern musste ihnen ausweichen. »Ich habe einen Plan, und zwar den, sie nicht zu heiraten. Verflucht sei die Diplomatie. Basta. Ende der Diskussion.«
Torin knirschte mit den Zähnen.
»Sehen Sie mich nicht so an. Sie würde uns vernichten.« Kai senkte die Stimme. »Sie würde uns versklaven.«
»Ich weiß, Eure Hoheit.« Unter seinem mitfühlenden Blick verflog Kais Ärger. »Bitte glaubt mir, dass ich Euch nicht darum bitten werde. So wie ich Euren Vater nie darum gebeten habe.«
Kai lehnte sich gegen die Flurwand. Wissenschaftler in weißen Kitteln hasteten an ihnen vorbei, die Laufflächen der Androiden sirrten über das Linoleum, doch wenn einer von ihnen den Prinzen und seinen Berater bemerkte, so ließ er es sich nicht anmerken.
»Na gut, ich höre«, sagte er. »Wie lautet unser Plan?«
»Eure Hoheit, dies ist nicht der richtige Ort …«
»Doch, doch, Sie haben meine volle Aufmerksamkeit. Bitte, erzählen Sie mir etwas, was mich von dieser schrecklichen Krankheit ablenkt.«
Torin machte eine Kunstpause. »Ich glaube nicht, dass wir unsere Außenpolitik vollkommen verändern müssen. Wir halten uns an die Strategie Eures Vaters. Zuerst stellen wir ihr einen Friedensvertrag in Aussicht und legen ihn ihr dann auch schriftlich vor.«
»Und
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