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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Gehäuse, während Cinder wartete und den Ärmel über den Saum ihres Handschuhs zog.
    Der Test schien länger zu dauern als auf dem Schrottplatz. Cinder wurde panisch – was wäre, wenn sich Dr. Erland geirrt hatte? Da hörte sie ein leises Piepsen, und der Androide rollte zurück und machte den Weg frei.
    Sie atmete aus und drehte sich nicht nach dem Roboter und seinen Begleitern um, als sie über den heißen Asphalt lief. Der Hover wartete noch auf sie. Sie setzte sich auf den Rücksitz und wies ihn an, sie zum Palast von Neu-Peking zu bringen.
    Beim ersten Mal, als man sie zum Palast gebracht hatte, war sie bewusstlos gewesen. Nun klebte sie förmlich an den Fenstern des Hovers, während sie die gewundene steile Straße zur Spitze der schroffen Klippen erklommen, die die Stadt begrenzten. Ihr Netlink versorgte sie mit Informationen: Der Palast war nach dem Vierten Weltkrieg gebaut worden, als die Stadt in Schutt und Asche lag. Er war im Stil der Alten Welt gestaltet, in dem sich nostalgischer Symbolismus und hochmoderne Ingenieurskunst trafen. Auf den goldglänzenden Ziegeln der Pagodendächer saßen Wasserspeier in Gestalt des drachenähnlichen Fabelwesens Qilin, allerdings waren die Ziegel aus galvanisiertem Stahl und mit winzigen Solarzellen bedeckt, die genug Energie für den ganzen Palast erzeugten, sogar für den Forschungsflügel. Und die Wasserspeier waren mit Bewegungsmeldern, ID-Scannern, 360-Grad-Kameras und Radarschirmen ausgestattet, die herannahende Flugzeuge und Hover in einem Radius von hundert Kilometern erfassen konnten. All dies blieb unsichtbar, die Technologie war im kunstvoll geschnitzten Gebälk und in den gestaffelten Pavillons verborgen.
    Was Cinders Aufmerksamkeit auf sich zog, war jedoch nicht die moderne Technologie, sondern eine blühende, kopfsteingepflasterte Kirschbaumallee. Bambusschirme flankierten die Eingänge zum Garten. Durch ein Guckloch konnte man auf einen Bachlauf sehen.
    Der Hover hielt nicht am Haupteingang mit den purpurfarbenen Pergolen. Stattdessen umrundete er die Nordseite des Palastes und steuerte den Forschungstrakt an. Dieser Teil des Palastes war moderner und weniger nostalgisch gehalten, aber Cinder fiel eine kauernde, freundlich dreinblickende Buddhafigur neben dem Pfad auf. Als sie den Hover weggeschickt hatte und auf die automatische Glastür zulief, spürte sie einen feinen Stromschlag am Knöchel – der Buddha scannte die Besucher nach Waffen ab. Zu ihrer Erleichterung löste der Stahl in ihrem Bein keinen Alarm aus.
    Im Palast wurde sie von einem Androiden begrüßt, der sie nach ihrem Namen fragte und sie anwies, auf der Bank am Aufzug Platz zu nehmen. Im Forschungszentrum ging es sehr geschäftig zu – Diplomaten und Doktoren, Agenten und Androiden, alle eilten mit ihren jeweiligen Aufträgen durch die Flure.
    Ein Aufzug öffnete sich und Cinder trat ein, froh, die Kabine für sich zu haben. Die Türen schlossen sich, aber dann glitten sie wieder auf. »Bitte warten Sie«, erklang die mechanische Stimme des Aufzugführers.
    Einen Moment später quetschte sich Prinz Kai durch die halb geöffneten Türen. »Tut mir leid, danke, dass Sie gewar…«
    Er sah sie an und erstarrte. »Linh-mèi?«
    Cinder drückte sich von der Wand ab und verbeugte sich, so natürlich sie konnte, dabei kontrollierte sie, ob ihr linker Handschuh richtig saß. »Eure Hoheit.« Die Worte kamen übereilt, fast automatisch und sie wollte mehr sagen, den Aufzug mit Worten füllen, aber es kam nichts heraus.
    Die Türen schlossen sich; der Aufzug fuhr an.
    Sie räusperte sich. »Ihr könnt mich … äh, einfach Cinder nennen. Ihr müsst nicht so …« Diplomatisch sein .
    Die Mundwinkel des Prinzen zuckten, aber seine Augen blieben unbeteiligt. »In Ordnung. Cinder. Verfolgst du mich?«
    Sie runzelte die Stirn und ihre Nackenhaare stellten sich auf, bis sie merkte, dass er sie nur aufzog. »Ich wollte den Medidroiden noch einmal überprüfen. Den ich mir gestern angesehen habe. Um sicherzugehen, dass er keine Viren oder sonst irgendwas hat.«
    Er nickte, aber Cinder fiel die Trauer am Grund seiner Augen auf und wie angespannt er neben ihr stand. »Ich bin auf dem Weg zu Dr. Erland, um mit ihm über seine Fortschritte zu sprechen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass er mit einer seiner letzten Cyborg-Einberufungen Fortschritte gemacht hat. Dir hat er nicht zufällig etwas darüber gesagt, oder?«
    Cinder fummelte an ihrer Gürtelschlaufe herum. »Nein, er hat nichts in der Art

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