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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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dass Ihr keinen Schreibtisch habt.«
    Kai zuckte die Achseln und wandte sich an Cinder. Er sah sie freundlich an und verbeugte sich höflich. »Ich hoffe, unsere Pfade kreuzen sich noch einmal.«
    »Wirklich? Dann muss ich dich ja nur weiter verfolgen.« Einen kurzen Moment bereute sie den Witz, dann lachte Kai. Ein richtiges Lachen, und ihr wurde warm ums Herz.
    Dann wollte ihr der Prinz die Hand schütteln – ihre Cyborg-Hand.
    Cinder wurde nervös – sie hatte zwar Angst, dass er das harte Metall durch den Handschuh spüren könnte, aber noch mehr davor, sie wegzuziehen, denn das würde er verdächtig finden. Sie versuchte ihre Roboter-Hand ganz menschlich werden zu lassen, biegsam und weich, während sie Kai dabei zusah, wie er ihr einen Handkuss gab. Überwältigt und verlegen hielt sie den Atem an.
    Der Prinz ließ sie los, verbeugte sich – wobei ihm wieder das Haar in die Augen fiel – und verließ das Zimmer.
    Cinder stand wie zur Salzsäule erstarrt, nur ihre verdrahteten Nerven summten.
    Sie hörte, wie Dr. Erland neugierig etwas grummelte, aber die Tür öffnete sich so schnell wieder, wie sie sich geschlossen hatte.
    »Wie huldvoll«, murmelte Dr. Erland, als Kai schon wieder im Zimmer stand.
    »Entschuldigen Sie, aber ich möchte noch etwas mit Linh-mèi besprechen.«
    Dr. Erland winkte kurz in Cinders Richtung. »Selbstverständlich.«
    Kai blieb an der Tür stehen. »Ich weiß, dass sich das nach einem sehr schlechten Zeitpunkt anhört, aber glaub mir, dass ich das aus reiner Selbsterhaltung tue.« Er holte tief Luft. »Könntest du dir vorstellen, auf dem Ball mein Ehrengast zu sein?«
    Cinder verlor fast den Boden unter den Füßen. In ihrem Kopf war nur Leere. Bestimmt hatte sie ihn nicht richtig verstanden.
    Aber da stand er, geduldig, und nach einer ganzen Weile hob er beide Augenbrauen, um sie zu einer Antwort zu bewegen.
    »Wie … wie bitte?«
    Kai räusperte sich. Stellte sich noch gerader hin. »Ich nehme an, dass du zum Ball gehst?«
    »Ich … ich weiß es nicht. Oder vielmehr, nein. Nein, es tut mir leid, ich gehe nicht zum Ball.«
    Kai trat verwirrt zurück. »Oh. Tja … aber … vielleicht überlegst du es dir noch mal? Denn ich bin der, na ja, du weißt schon.«
    »Denn du bist der Prinz.«
    »Keine Angeberei«, sagte er schnell. »Nur eine Tatsache.«
    »Ich weiß.« Sie schluckte. Der Ball. Prinz Kai lud sie zum Ball ein. Aber der war in der Nacht, in der Iko und sie fliehen wollten, falls das Auto rechtzeitig fertig wurde. Die Nacht, in der sie entkommen würde.
    Außerdem wusste er nicht, wen oder besser was er fragte. Wenn er die Wahrheit erfuhr … Wie gedemütigt wäre er, wenn irgendjemand es herausfände?
    Kai trat von einem Fuß auf den anderen und warf dem Arzt einen nervösen Blick zu.
    »Es … es tut mir leid«, stammelte sie. »Vielen Dank – ich … vielen Dank, Eure Hoheit. Aber bei allem Respekt kann ich die Einladung leider nicht annehmen.«
    Er blinzelte. Mit gesenktem Blick verarbeitete er die Antwort. Dann hob er das Kinn und versuchte zu grinsen, aber das wirkte so mutlos, dass es wehtat. »Ist schon in Ordnung. Ich verstehe das.«
    Dr. Erland lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. »Mein aufrichtiges Beileid, Eure Hoheit. Mir scheint, Ihr braucht es dringend.«
    Cinder warf ihm einen frostigen Blick zu, aber er hatte sich schon wieder ganz dem Putzen seiner Brille zugewandt.
    Kai kratzte sich den Nacken. »Es war schön, dich wiederzusehen, Linh-mèi.«
    Sie verkrampfte sich, als er so formell wurde, und wollte gerade ihre Entschuldigungen und Erklärungen loswerden, aber der Prinz wartete sie nicht ab. Er hatte die Tür bereits hinter sich zugezogen.
    Cinder schloss den Mund, lauter Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Dr. Erland schnalzte mit der Zunge und Cinder wollte ihm schon all ihre Erklärungen an den Kopf werfen, aber er wandte sich ab und ging zu seinem Stuhl zurück.
    »Wie schade, dass Sie nicht rot werden können, Linh-mèi!«

19
    Dr. Erland deutete mit beiden Händen auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Bitte setzen Sie sich. Ich muss mir nur noch schnell ein paar Notizen machen, dann erzähle ich Ihnen, was ich seit gestern Nachmittag herausgefunden habe.«
    Cinder setzte sich und war erleichtert, eine Weile nicht auf ihre wackeligen Beine angewiesen zu sein. »Der Prinz hat mich gerade …«
    »Ich weiß. Ich stand ja daneben.« Dr. Erland setzte sich und tippte auf den Screen in seinem Schreibtisch.
    Cinder

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