Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
kannst du mir erzählen, was du herausgefunden hast. Was mit ihr los war.«
Sie knetete die Hände und fragte sich, ob das Kribbeln auf ihrer Haut Freude oder eher Grauen war. Sie spürte die unvermeidbare Anwesenheit der Königin. Trotzdem musste sie plötzlich ein albernes Grinsen unterdrücken. »Klar. Natürlich.«
Kai schien erleichtert und ging auf einen breiten Flur zu. »Also … Was hatte sie nun eigentlich?«, fragte er, als sie die prachtvolle Halle durchquerten.
»Es war ein Chip«, sagte sie. »Ein Chip für direkte Kommunikation hat ihre Stromversorgung gestört. Sowie ich ihn entfernt hatte, ist sie wieder aufgewacht.«
»Ein Chip für direkte Kommunikation?«
Cinder musterte die vorübereilenden Leute, aber sie schienen alle kein Interesse am Kronprinzen zu haben. Trotzdem senkte sie die Stimme, als sie antwortete. »Genau, ein D-TELE. Hast du ihn denn nicht installieren lassen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Wir nutzen D-TELEs nur für internationale Konferenzen, andere Einsatzmöglichkeiten sind mir nicht bekannt. Warum sollte ein Androide damit ausgestattet werden?«
Cinder biss sich auf die Unterlippe und dachte daran, was Nainsi beim Aufwachen gesagt hatte. Wahrscheinlich hatte sie dieselben Informationen abgespult, bevor sie ausgefallen war, und zwar über den direkten Kommunikationslink.
Aber wer hatte sie erhalten?
»Cinder?«
Sie zerrte am Handschuh. Sie wollte ihm erklären, dass sie über seine Recherche Bescheid wusste, und irgendein Unbekannter ebenso, aber auf dem vollen Flur konnte sie nicht darüber sprechen.
»Jemand muss sich an ihr zu schaffen gemacht haben, unmittelbar bevor sie ausgefallen ist. Um den Chip zu installieren.«
»Warum sollte ihr jemand einen defekten Chip einbauen wollen?«
»Ich glaube nicht, dass er wirklich defekt war. Denn es sieht so aus, als seien Daten über den Link verschickt worden, bevor Nainsi sich abgeschaltet hat.«
»Was …« Prinz Kai zögerte. Cinder fiel auf, wie nervös und angespannt er mit einem Mal war. Er neigte den Kopf zu ihr, verlangsamte seine Schritte aber kaum. »Welche Art von Informationen können über die direkte Kommunikation gesendet werden?«
»Alles, was übers Netz geschickt werden kann.«
»Aber wenn jemand aus der Ferne auf sie zugegriffen hat, dann könnte er … Ich meine, dann müsste sie ihm doch Zugang zu allen Informationen gewähren?«
Cinder öffnete den Mund, hielt inne, schloss ihn wieder. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht genau, wie die direkte Kommunikation mit einem Androiden funktioniert, und schon gar nicht mit einem, der dafür gar nicht von Anfang an ausgerüstet worden ist. Aber es könnte sein, dass derjenige, der ihr den Chip eingesetzt hat, an Informationen kommen wollte. Möglicherweise an spezifische Informationen.«
Kai sah in die Ferne, als sie über eine überdachte Glasbrücke in den Forschungsflügel gingen. »Und wie finde ich jetzt raus, wer ihr diesen Chip eingesetzt und was er in Erfahrung gebracht hat?«
Cinder schluckte. »Ich habe versucht, den Link zu aktivieren, aber er scheint gesperrt zu sein. Ich versuche es weiter, aber im Moment kann ich nicht herausfinden, wer am anderen Ende war. Und was er in Erfahrung gebracht haben könnte …«
Kai verstand die Andeutung und sah sie durchdringend an.
Cinder senkte die Stimme und sprach hastig. »Ich weiß, wonach du gesucht hast. Ich habe Bruchstücke von dem gehört, worauf Nainsi gestoßen ist.«
»Wirklich? Ich weiß ja selbst noch nicht mal, was sie herausgefunden hat.«
Sie nickte. »Es ist … interessant.«
Sein Gesicht hellte sich auf, er kam näher. »Sie lebt, oder? Weiß Nainsi, wo wir sie finden können?«
Cinder schüttelte den Kopf. Wieder griff die Angst nach ihr, weil sie wusste, dass Levana irgendwo innerhalb dieser Mauern war. »Wir können hier nicht darüber sprechen. Außerdem weiß Nainsi mehr als ich.«
Kai runzelte die Stirn. Es war offensichtlich, dass er sich noch immer den Kopf darüber zerbrach, als er auf die Bank vor den Aufzügen zuging und dem Androiden eine Anweisung gab.
»Also«, sagte er, während sie warteten. »Du willst mir sagen, dass Nainsi auf wichtige Informationen gestoßen ist, aber dass irgendein Unbekannter auch Bescheid wissen könnte.«
»Ja, genau. Tut mir leid«, sagte Cinder. »Übrigens war auch der Chip selbst ungewöhnlich. Er war nicht aus Silikon oder Kohlenstoff. So einen Chip habe ich noch nie gesehen.«
Kai warf ihr unter zusammengezogenen Brauen
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