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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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dass du noch lebst und sie tot ist. Das ist nicht fair! Du hättest bei diesem Unfall sterben sollen. Sie hätten dich sterben lassen sollen, dann hättest du meine Familie in Ruhe gelassen!«
    Cinder stampfte mit dem Fuß auf. »Hör auf, mir Vorwürfe zu machen! Ich habe nie darum gebeten, am Leben zu bleiben oder adoptiert zu werden. Und erst recht nicht darum, ein Cyborg zu werden. Das ist alles nicht meine Schuld! Das mit Peony ist nicht meine Schuld, und das mit Garan auch nicht. Ich habe die Pest doch nicht eingeschleppt, ich habe nicht …«
    Sie unterbrach sich. Dr. Erlands Worte fielen ihr wieder ein. Lunarier hatten die Blaue Pest auf die Erde gebracht. Lunarier waren schuld daran. Lunarier.
    »War das eben ein Kurzschluss?«
    Cinder schüttelte den Gedanken ab und funkelte Pearl wütend an, bevor sie sich wieder an Adri wandte. »Ich kann das Geld beschaffen«, sagte sie. »Genug, um Peony die schönste Gedenktafel zu kaufen – oder sogar einen richtigen Grabstein.«
    »Dafür ist es schon zu spät. Du hast bereits bewiesen, dass du nicht zu dieser Familie gehörst und man dir nicht trauen kann.« Adri strich sich den Rock glatt. »Als Strafe für deinen Diebstahl und den Fluchtversuch heute Nachmittag darfst du nicht zum Ball gehen.«
    Cinder musste sich ein Lachen verkneifen. Hielt Adri sie für komplett bescheuert?
    »Bis auf weiteres«, fuhr Adri fort, »wirst du nicht weiter als bis zum Keller gehen und während des Festes bis zu deinem Stand, damit du damit anfangen kannst, mir das Geld zurückzuzahlen, das du mir gestohlen hast.«
    Cinder vergrub die Finger in ihrem Oberschenkel. Sie war zu wütend, um zu widersprechen. Jede Faser, jeder Nerv, jeder Draht ihres Körpers zitterte.
    »Und du wirst deinen Fuß hierlassen.«
    Sie fuhr zusammen. »Wie bitte?«
    »Ich halte das für einen fairen Kompromiss. Schließlich hast du ihn mit meinem Geld gekauft, also kann ich damit machen, was ich will. In einigen Kulturen hätte man dir die Hand abgeschlagen, Cinder. Du kannst dich also glücklich schätzen.«
    »Aber es ist doch mein Fuß!«
    »Tja, du wirst wohl ohne ihn auskommen müssen, bis du einen billigen Ersatz gefunden hast.« Sie warf einen verächtlichen Blick auf Cinders Stiefel. »Du bist kein Mensch, Cinder. Es wird langsam Zeit, dass du das einsiehst.«
    Mit zusammengepresstem Kiefer versuchte Cinder einen Einwand zu formulieren. Aber nach dem Gesetz gehörte das Geld wirklich Adri. Nach dem Gesetz gehörte Cinder Adri. Sie hatte keine Rechte, kein Eigentum. Sie war nur ein Cyborg.
    »Du kannst jetzt gehen«, sagte Adri und starrte auf den leeren Kaminsims. »Aber vergiss nicht, deinen Fuß in den Flur zu legen, bevor du ins Bett gehst.«
    Mit geballten Fäusten zog sich Cinder in den Flur zurück. Pearl drückte sich mit einem angewiderten Gesichtsausdruck an die Wand. Ihre Wangen waren rot vom Weinen.
    »Ach, warte – eins noch, Cinder.«
    Sie erstarrte.
    »Du wirst sehen, dass ich bereits damit begonnen habe, einige unnötige Gegenstände zu verkaufen. Ein paar defekte Ersatzteile, die ich für wertlos halte, liegen in deinem Zimmer. Vielleicht hast du ja eine Verwendung für sie.«
    Als Adri fertig war, stürmte Cinder den Flur hinunter, ohne sich umzusehen. Sie war so wütend, sie hätte am liebsten die Wohnung demoliert, alles zerstört, aber eine leise Stimme in ihrem Kopf warnte sie. Genau das wollte Adri. Adri suchte nur nach einem Vorwand, um sie verhaften zu lassen und sie so ein für alle Mal los zu sein.
    Und Cinder brauchte nur noch etwas Zeit. Noch eine Woche, höchstens zwei, dann war das Auto fertig.
    Dann war sie wirklich ein flüchtiger Cyborg, aber dieses Mal würde Adri sie nicht verfolgen können.
    Sie stampfte in ihr Zimmer und knallte die Tür zu. Dann lehnte sie sich überhitzt und nach Luft ringend dagegen. Sie rieb sich die Augen. Noch eine Woche. Noch eine Woche.
    Als ihr Atem sich beruhigt hatte und die Warnungen auf ihrem Netzhaut-Display verschwunden waren, öffnete Cinder die Augen. Ihr Zimmer war so unordentlich wie immer. Alte Werkzeuge und Ersatzteile waren über die ölverschmierten Decken verstreut, auf denen sie schlief, aber jetzt galt ihre ganze Aufmerksamkeit etwas Neuem in ihrer Unordnung.
    Der Magen sackte ihr in die Kniekehle.
    Sie kniete sich neben einen Haufen wertloser Ersatzteile, den Adri dort hingeworfen hatte. Ausgeleierte Laufflächen, in denen Kieselsteinchen und Abfall steckten. Ein alter Ventilator mit verbogenem Propeller. Zwei

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