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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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tun? Ein Land zu regieren, zum Beispiel?«
    »Wahrscheinlich schon.« Er beugte sich so weit vor, dass Cinder das Herz in die Hose rutschte. Sie rückte näher an den Tisch heran und streckte das Bein mit dem fehlenden Fuß weit unter das Tischtuch.
    »Was machst du denn da?«, fragte sie ihn.
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Ja. Warum?«
    »Normalerweise bist du das Paradebeispiel königlicher Etikette, aber heute bist du noch nicht einmal aufgestanden. Dabei hatte ich mich schon darauf eingestellt, dich ganz wie ein Gentleman zum Hinsetzen zu bewegen.«
    »Tut mir leid, dass ich dich um diesen erhabenen Moment gebracht habe«, sagte sie und sank noch tiefer in ihren Stuhl. »Aber ich bin seit Sonnenaufgang hier und einfach müde.«
    »Seit Sonnenaufgang? Wie spät ist es jetzt?« Er griff nach seinem Portscreen. »13:04. Gut. Dann ist es Zeit für eine Pause, oder?« Er strahlte. »Gewährst du mir die Ehre, dich zum Lunch einladen zu dürfen?«
    Panik überkam sie. Sie setzte sich aufrecht hin. »Natürlich nicht.«
    »Warum?«
    »Weil ich arbeite. Ich kann hier nicht einfach so weggehen.«
    Er hob die Augenbrauen und sah die Häufchen sauber sortierter Schrauben auf dem Tisch an. »Woran arbeitest du denn?«
    »Nur zu deiner Information: Ich erwarte einen großen Auftrag und muss hier sein, um ihn anzunehmen.« Sie war stolz, dass die Lüge so glaubwürdig klang.
    »Wo ist denn deine Androidin?«
    Sie verschluckte sich. »Die … die ist nicht hier.«
    Kai trat einen Schritt zurück und sah sich auffällig nach allen Seiten um. »Frag doch einen der anderen Ladenbesitzer, ob sie sich nicht um deinen Stand kümmern können.«
    »Kommt nicht in Frage. Ich habe diesen Stand gemietet. Ich lasse ihn nicht einfach leer stehen, nur weil irgendein Prinz auftaucht.«
    Kai kam langsam näher. »Ach, komm schon. Ich darf dich nicht auf den … Wort mit B … einladen und zum Lunch auch nicht. Und wenn ich nicht das Betriebssystem eines meiner Androiden lahmlege, könnte dies das letzte Mal sein, dass wir uns sehen.«
    »Ob du es glaubst oder nicht, ich habe mich damit schon mehr oder weniger abgefunden.«
    Kai ging in die Hocke und stützte die Ellenbogen auf dem Tisch ab. Seine Augen verschwanden unter der Kapuze. Er spielte mit einer Schraube. »Wirst du dir wenigstens die Krönung ansehen?«
    Sie zögerte, bevor sie mit den Achseln zuckte. »Klar.«
    Er nickte und benutzte die Spitze der Schraube, um sich die Fingernägel zu säubern, auch wenn Cinder keinen Dreck erkennen konnte. »Ich soll heute Abend etwas verkünden. Nicht bei der Krönung, sondern beim Ball. Es geht um die Friedensverhandlungen der letzten Woche. Ich möchte, dass du es weißt.«
    Cinder erstarrte. »Hat es irgendwelche Fortschritte gegeben?«
    »So könnte man es wahrscheinlich nennen.« Er blinzelte zu ihr hoch, wich ihrem Blick aber schnell wieder aus, senkte die Augen und betrachtete die herumliegenden Ersatzteile. »Ich weiß, dass es albern ist, aber irgendwie hatte ich heute das Gefühl, dass sich doch noch einiges ändern könnte, wenn ich herkomme und dich davon überzeuge, heute Abend mit mir zum Ball zu gehen. Ich weiß, wie dumm das klingt. Es wäre Levana nämlich ganz egal, wenn ich, na ja, wenn ich mir wirklich etwas aus jemandem machen würde.« Er reckte den Kopf und warf die Schraube auf den Haufen.
    Bei seinen Worten begann Cinders Körper zu prickeln, aber sie schluckte und überwand das Schwindelgefühl. Sie dachte daran, dass sie ihn heute zum letzten Mal sah.
    »Du meinst, du willst …« Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Leise sprach sie weiter. »Aber was ist mit Nainsi? Was ist mit den Dingen, die sie … den Dingen, die sie wusste?«
    Kai steckte die Hände in die Taschen, seine Unruhe war verflogen. »Es ist zu spät. Selbst wenn ich die Prinzessin wirklich finden könnte. Das würde ja nicht heute geschehen, oder bevor … Außerdem gibt es ein Gegenmittel, und ich … ich kann einfach nicht mehr zusehen, wie so viele Menschen sterben.«
    »Hat Dr. Erland irgendwas herausgefunden?«
    Kai nickte langsam. »Er hat zwar bestätigt, dass es ein wirksames Gegenmittel ist, aber er sagt, er kann es nicht nachmachen.«
    »Was? Warum nicht?«
    »Ich vermute, einen der Bestandteile gibt es nur auf Luna. Na, wenn das kein Wink mit dem Zaunpfahl ist. Und dann ist da dieser Junge, der letzte Woche gesund geworden ist. Dr. Erland testet ihn seit Tagen durch, aber er macht ein großes Geheimnis daraus. Er sagt, ich

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