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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Zweimal hielt sie inne, um zu lauschen, weil sie unter sich Schritte zu hören glaubte. Würden sie Alarm auslösen, wenn sie entdeckten, dass die beiden geflohen waren? Sie war überrascht, dass noch keine Sirenen gellten. Vor zweiunddreißig Minuten hatten sie die Zelle verlassen.
    Schweißperlen tropften ihr von der Nasenspitze und so schnell ihr Herz klopfte, so zäh zog sich die Zeit hin. Als sei die Uhr in ihrem Kopf stehengeblieben. Sie zweifelte schon daran, ob es gut gewesen war, Thorne mitzunehmen. Es war schwer genug für sie allein – wie sollten sie beide hier herauskommen?
    Ihr schoss ein überraschend klarer Gedanke durch den Kopf.
    Ich könnte ihn doch manipulieren.
    Sie könnte ihn davon überzeugen, dass er ihr verriet, wo das Raumschiff lag, wie man am besten dorthin gelangte und dass er eigentlich gar nicht mitkommen wollte. Sie könnte ihn auch zurückschicken. Er hätte keine Wahl.
    »Alles in Ordnung?«
    Cinder atmete hörbar aus.
    Nein. Sie würde weder ihn noch sonst irgendwen hintergehen. Sie war vorher gut ohne die lunarische Gabe ausgekommen, und so sollte es auch bleiben.
    »Tut mir leid«, murmelte sie, »ich seh mir gerade den Grundriss an. Wir sind schon fast da.«
    »Den Grundriss?«
    Sie ging nicht auf seine Frage ein. Hinter der nächsten Ecke fiel ein kariertes Muster aus Lichtstrahlen auf die Decke des Lüftungskanals. Sie schöpfte neuen Mut, als sie durch das Gitter in den Raum unter ihnen sah.
    Eine Zementfläche mit einer Pfütze aus stehendem Wasser und nur fünf Schritte davon entfernt noch ein Rost, diesmal ein größerer, runder.
    Ein Gully. Genau dort, wo er dem Grundriss zufolge sein sollte.
    Sie mussten ein Stockwerk tief hinunterspringen, aber wenn sie das schafften, ohne sich die Beine zu brechen, wäre der Rest ein Kinderspiel.
    »Wo sind wir?«, flüsterte Thorne.
    »Das ist eine unterirdische Anlieferungsstelle – hier kommt das Essen an und was sie sonst noch so brauchen.« Sie kletterte so geschickt wie möglich über das Gitter und robbte rückwärts, damit Thorne auch einen Blick hinunterwerfen konnte.
    »Wir müssen da runter, zu dem Gully.«
    Thorne runzelte die Stirn und zeigte auf etwas. »Das ist doch eine Ausgangsrampe da drüben.«
    Sie nickte, ohne hinzusehen.
    »Warum versuchen wir’s nicht dort?«
    Sie blickte ihn an. Das Gitter warf eckige Schatten auf sein Gesicht. »Und gehen dann einfach zu deinem Raumschiff? In unserer hellen Sträflingskleidung?«
    Er runzelte die Stirn, doch er sagte nichts, denn in diesem Moment kamen Stimmen näher und sie zogen die Köpfe ein.
    »Ich hab nicht gesehen, wie er mit ihr getanzt hat«, sagte eine Frauenstimme. »Aber meine Schwester war dabei.« Schritte folgten, dann wurde ein Tor quietschend geöffnet. »Ihr Kleid war klatschnass und zerknüllt wie eine Abfalltüte.«
    »Warum sollte der Imperator mit einem Cyborg tanzen?«, fragte ein Mann. »Und dann soll sie auch noch auf die Königin von Luna losgegangen sein? Was für ein Unsinn. Das hat sich deine Schwester doch nur eingebildet. Bestimmt war das nur irgendeine Verrückte, die einfach so hereingeschneit ist, um auf irgendeine angebliche Ungerechtigkeit gegenüber Cyborgs aufmerksam zu machen.«
    Die Unterhaltung wurde vom Donnern eines herannahenden Lieferschiffs unterbrochen.
    Cinder spähte wieder vorsichtig durch die Öffnung hinunter. Ein Schiff parkte rückwärts in die Lieferbucht ein und kam direkt zwischen ihnen und dem Gully zum Stehen.
    »Morgen, Ryu-jūn«, grüßte der Mann, als der Pilot aus dem Schiff ausstieg. Der Rest ihrer Unterhaltung ging in Lärm unter, als die hydraulische Vorrichtung an die Plattform andockte.
    Cinder nutzte die Geräuschkulisse, um mit dem Schraubenzieher das Gitter auszuhebeln. Als sie Thorne zunickte, hob er es vorsichtig zur Seite.
    Schweiß kitzelte Cinder im Nacken und ihr Herz pochte so heftig, dass sie fürchtete, es könnte an ihre Rippen schlagen. Sie steckte den Kopf vorsichtig durch das Loch, versuchte sich ein Bild von der Anlieferungsstelle zu machen und fragte sich, ob es da unten noch mehr Leute gab, als sie nur eine Armeslänge von sich entfernt eine rotierende Kamera entdeckte.
    Sie schnellte zurück. Glücklicherweise war die Kamera in dem Moment in die andere Richtung geschwenkt. Doch es war ausgeschlossen, dass sie unentdeckt fliehen konnten. Außerdem waren da noch die drei Lagerarbeiter. Und die Zeit lief. Jeden Moment konnte ein Wärter entdecken, dass ihre Zellen leer standen.
    Sie

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