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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Was würden sie mit ihr machen? Was wollten sie von ihr?
    Lösegeld?
    Aber warum hatte Scarlet dann immer noch nichts von ihnen gehört? Und warum hatten sie ihren Vater entführt, dann aber wieder laufenlassen? Es passte alles nicht zusammen.
    Entsetzliches lief vor ihrem inneren Auge ab. Sie folterten sie, fügten ihr Verbrennungen zu, sperrten sie in dunkle Räume …
    »Wie meintest du das, wie haben sie dich gezwungen? Wozu haben sie dich gezwungen?«
    »Mich selbst zu verbrennen«, flüsterte er. »Die haben mir nur den Schürhaken in die Hand gedrückt.«
    »Aber wie …?«
    »Ist mir auch rätselhaft. Ich kenne nicht mal meinen Vater und sie hat ihn nie erwähnt. Ich weiß nicht, was sie in dieses große alte Haus hier verschlagen hat, was auf dem Mond passiert ist und was sie versteckt – ich weiß nur, dass sie etwas versteckt.« Halbherzig zog er das Bettlaken hoch und warf einen Blick unter die Matratze.
    »Das ist doch alles Unsinn«, sagte Scarlet unsicher. »Streng dich doch mal an. An irgendwas musst du dich erinnern.«
    Ein langes Schweigen folgte. Draußen gackerten die Hühner und scharrten mit ihren schuppigen Krallen im Kies.
    »Tätowierung.«
    Sie runzelte die Stirn. »Was?«
    Er deutete mit einem Finger auf die Innenseite seines Unterarms. »Der, der mir den Schürhaken gegeben hat, war tätowiert. An dieser Stelle. Irgendwelche Buchstaben und Zahlen.«
    Bunte Lichter tanzten ihr vor Augen. Scarlet krallte ihre Hand in das Laken und glaubte fast, ohnmächtig zu werden.
    Ziffern und Buchstaben.
    »Bist du sicher?«
    »L … S …« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern. Noch andere …«
    Ihr Mund war staubtrocken, doch sie spürte den Schwindel vor Wut nicht mehr. Sie kannte diese Tätowierung.
    Er war freundlich gewesen und angeblich auf Jobsuche.
    Dabei hatte er – nur Tage oder sogar Stunden zuvor – ihren Vater gefoltert. Ihre Großmutter gefangen genommen.
    Sie hätte ihm fast vertraut. Die Tomaten und Karotten … Sie hatte ihm helfen wollen. Himmel, sie hatte mit ihm geflirtet und er hatte es die ganze Zeit darauf angelegt! Sie rief sich seine merkwürdige Belustigung ins Gedächtnis, das Funkeln in den Augen, und ihr Magen spielte verrückt. Er hatte sich über sie lustig gemacht.
    Ihr rauschte das Blut in den Ohren. Ihr Vater kehrte gerade die Taschen einer Hose um, die Michelle seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr passte.
    Sie stand auf. Das Blut schoss ihr in den Kopf, aber sie achtete nicht darauf, sondern schnappte sich den Portscreen ihrer Großmutter, den ihr Vater achtlos in die Ecke geworfen hatte.
    »Hier«, sagte sie und schmiss ihn aufs Bett. »Ich gehe zum Morel-Hof. Wenn ich in drei Stunden nicht zu Hause bin, schickst du der Polizei eine Tele.«
    Benommen richtete er sich auf und nahm den Portscreen an sich. »Ich dachte, die Morels sind tot.«
    »Hörst du mir überhaupt zu? Du schließt alle Türen ab und gehst keinen Schritt vors Haus. In drei Stunden rufst du die Polizei. Hast du das kapiert?«
    Er benahm sich wie ein verängstigtes Kind. »Geh nicht fort, Scar. Die haben mich nur als Köder benutzt und du bist als Nächstes dran. Die nehmen dich auch mit.«
    Scarlet zog den Reißverschluss des Kapuzenpullovers unters Kinn und biss die Zähne zusammen. »Aber ich hab vor, sie zuerst zu finden.«

6
    Carswell Thorne
    ID #0082688359
    Geboren am 21. Mai 106 D.Z., Republik Amerika
    88.987 Suchergebnisse, Chronologisch Absteigend
    Gepostet am 12. Aug. 126 D.Z.: Ehemaliger Air-Force-Kadett Carswell Thorne nach zweiwöchigem Schnellverfahren zu sechs Jahren Freiheitsentzug verurteilt ...
    Auf der Liste, die durch Cinders Sichtfeld lief, folgten Carswell Thornes Delikte. Ein beachtliches Vorstrafenregister, obwohl er erst vor einigen Monaten zwanzig geworden war: eine Anklage wegen Fahnenflucht, zwei wegen Diebstahls, eine wegen versuchten Diebstahls, sechs wegen Hehlerei und eine weitere wegen Diebstahls von Staatseigentum.
    Die letzte Verurteilung schien mild angesichts des Vergehens. Er hatte der Air Force der Amerikanischen Republik ein Raumschiff gestohlen.
    Daher also das Raumschiff, auf das er so stolz war.
    Obwohl er zurzeit eine sechsjährige Strafe im Asiatischen Staatenbund wegen des versuchten Diebstahls einer Jadekette aus dem Dritten Zeitalter verbüßte, wurde er auch in Australien und selbstverständlich in seiner Heimat steckbrieflich gesucht. In beiden Staaten hatte er die verhängten Strafen noch nicht

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