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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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unterdrückte Panik der letzten Wochen hatte sie empfindlich gemacht.
    Er war höflich gewesen wie ein Gentleman. Vielleicht waren zu Krallen gefeilte Nägel ja der neuste Trend in der Großstadt.
    Gerade war sie zu dem Schluss gekommen, dass Ran ihr plötzliches Misstrauen nicht verdiente, da fiel es ihr ein.
    Sie hatte ihn in Toulouse gesehen, wie er in verlotterten Jeans und ohne Gepäck die Sicherheitsschleuse unten an der Rolltreppe passiert hatte. Als Wolf so nervös geworden war. Als es ihr so vorgekommen war, als hätte Wolf etwas bemerkt oder jemanden wiedererkannt.
    Nur ein Zufall?
    Es knisterte in den Lautsprechern über ihrem Kopf. Scarlet konnte die Ansage wegen der vielen Geräusche im Gang kaum verstehen, doch bei der zweiten Wiederholung wurde es still im Zug. »… verspäten. Alle Passagiere sind bis auf weiteres angewiesen, augenblicklich ihre Plätze einzunehmen und die Gänge zu räumen. Dies ist keine Übung. Achtung, die Ankunft dieses Zuges wird sich verspäten …«

18
    Scarlet zog die Tür hinter sich zu und war erleichtert, dass Wolf noch da war. Er tigerte in dem engen Abteil auf und ab.
    »Ich habe gerade die Durchsage gehört«, sagte sie. »Weißt du, was los ist?«
    »Nein, ich dachte, du wüsstest es vielleicht.«
    Sie kramte nach dem Portscreen in ihrer Tasche. »Wir haben Verspätung. Aber warum sollen die Gänge geräumt werden?«
    Er gab ihr keine Antwort, sondern starrte sie finster, fast wütend an. »Du riechst …«
    Als er nichts weiter sagte, fragte sie gekränkt: »Was soll das heißen, ich rieche  …?«
    Wolf schüttelte den Kopf, die Haare fielen ihm in die Stirn. »Nein, das meinte ich nicht. Mit wem hast du dich unterhalten?«
    Sie lehnte sich irritiert gegen die Tür. Sie hatte bei Ran kein Rasierwasser wahrgenommen.
    »Wieso fragst du mich das?«, fuhr sie ihn an. Sie ärgerte sich gleichermaßen über seinen Vorwurf wie über ihre unerwarteten Schuldgefühle. »Was geht’s dich überhaupt an?«
    Er biss die Zähne aufeinander. »Ach, ich meinte nur …« Er brach ab und blickte zur Tür.
    Das Klopfen erschreckte Scarlet. Sie wandte sich um und öffnete die Tür.
    Ein Androide rollte mit ausgestrecktem Scanner an seinem Drahtarm in das Abteil. »Zur Sicherheit aller Passagiere führen wir eine Identitätsprüfung durch. Bitte halten Sie Ihren ID -Chip zum Einscannen bereit.«
    Instinktiv hob Scarlet die Hand. Sie dachte nicht daran, die Anweisung zu hinterfragen, bis ein rotes Licht ihre Haut abtastete, ein Piepton erklang und der Androide sich Wolf zuwandte.
    »Was ist denn los?«, fragte sie. »Unsere Tickets wurden schon beim Einsteigen eingescannt.«
    Noch ein Piepsen. »Sie sind angewiesen, Ihr Abteil bis auf weiteres nicht zu verlassen.«
    »Beantworte meine Frage«, forderte Scarlet den Androiden auf.
    Doch stattdessen öffnete sich in seinem Gehäuse eine Klappe, aus der ein dritter Arm mit einer schmalen Spritze hervorkam. »Die Durchführung des Bluttestes ist obligatorisch. Bitte strecken Sie Ihren rechten Arm aus.«
    Scarlet starrte auf die schimmernde Nadel. »Ein Bluttest? Das ist doch lächerlich! Wir wollen einfach nur nach Paris.«
    »Strecken Sie bitte den rechten Arm aus«, wiederholte der Androide, »oder ich sehe mich gezwungen, Sie wegen Verstoßes gegen die Sicherheitsbestimmungen der Schwebebahn zu melden. Dadurch werden Ihre Fahrscheine ungültig und Sie werden am nächsten Bahnhof aus dem Zug begleitet.«
    Scarlet warf Wolf einen Blick zu, aber der starrte nur unverwandt auf die Spritze. Einen kurzen Moment hatte Scarlet den Eindruck, er wollte dem Androiden den Sensor einschlagen, doch dann hielt er ihm widerwillig den Arm hin. Er sah mit ungerührter Miene zu, wie die Nadel in seine Haut pikste.
    Nachdem der Androide die Blutprobe entnommen und den skelettartigen Arm wieder eingefahren hatte, drückte Wolf seinen Arm fest gegen die Brust.
    Angst vor Spritzen? Scarlet schielte zu ihm hinüber, als sie dem Androiden ihren Arm hinhielt. Das schmerzte doch bestimmt nicht mehr, als sich ein Tattoo stechen zu lassen.
    Verärgert sah sie zu, wie sich die neue Spritze mit ihrem Blut füllte. »Was wollt ihr denn eigentlich damit?«, fragte sie, als der Androide fertig war und beide Spritzen in seinem Inneren verschwanden.
    »Blutkontrolle eingeleitet«, teilte ihr der Androide mit. Geklapper und Summen folgten. Wolf hatte den Arm gerade sinken lassen, da verkündete der Androide: »Kontrolle beendet. Bitte schließen Sie die Tür und

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