Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)
Schultern und zitterte am ganzen Leib.
Sie waren auf einer Lichtung gelandet, drei Meter von den Gleisen entfernt. Wolf hetzte in den Wald und duckte sich ins schattige Unterholz.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Wie auf …«, sie holte tief Luft, »Heuballen zu springen.«
Wolf schüttelte sich vor Lachen und ließ sie sanft auf ein weiches Mooskissen gleiten. Sie befreite sich aus seinen Armen, fand das Gleichgewicht wieder und boxte ihn in die Seite. »Mach das nie wieder.«
Er sah fast zufrieden aus, bevor er in den Wald hineinspähte. »Komm, lass uns weiter reingehen. Vielleicht hat uns jemand gesehen.«
Sie lauschte auf das Sausen des vorbeiflitzenden Zuges und folgte Wolf mit heftig klopfendem Puls in den Wald. Sie waren noch keine zehn Meter weit gegangen, als die Magnetbahn verschwunden war.
Scarlet suchte in der Tasche über Wolfs Schulter nach ihrem Port und ließ sich ihren Standort anzeigen.
»Super. Die nächste Stadt ist knapp dreißig Kilometer östlich von hier. Sie liegt nicht mal auf unserem Weg, aber vielleicht nimmt uns ja jemand mit zum nächsten Bahnhof.«
»Weil wir so vertrauenerweckend aussehen?«
Scarlet musterte ihn von Kopf bis Fuß, seine verblassten Narben, das abklingende Veilchen. »Was schlägst du vor?«
»Wir sollten uns an die Gleise halten. Irgendwann kommt der nächste Zug.«
»Und da steigen wir dann lässig ein?«
»Klar.« Diesmal war sie ziemlich sicher, dass er sich über sie lustig machte, als sie zurück zu den Gleisen gingen. Aber keine zehn Schritte weiter blieb er abrupt stehen.
»Was?«
Wolf war mit einem Satz hinter ihr, drückte ihren Kopf mit einer Hand zurück und hielt ihr mit der anderen den Mund zu.
Scarlet versuchte vergeblich, sich aus seinem Griff zu befreien. Er suchte mit gerunzelter Stirn den Wald ab, hob die Nase und sog die Luft ein.
Als er sich sicher war, dass sie keinen Laut mehr von sich geben würde, ließ er sie abrupt los. Vor Überraschung schwankte Scarlet.
Sie verharrten bewegungslos und Scarlet bemühte sich herauszufinden, was Wolf alarmiert hatte. Vorsichtig tastete sie nach der Pistole im Hosenbund und zog sie heraus. Das Klicken der Entsicherung schien von den Bäumen widerzuhallen.
In den Wäldern heulte ein Wolf. Der einsame Ruf ließ Scarlet erschauern.
Wolf machte keinen überraschten Eindruck.
Etwas entfernt noch ein Heulen. Ein weiteres nördlich von ihnen.
Als sich das sehnsüchtige Heulen in der Ferne verlor, senkte sich Stille über sie.
»Freunde von dir?«, fragte Scarlet.
Wolf warf ihr einen klaren Blick zu und bemerkte ihre Pistole. Es kam ihr merkwürdig vor, dass ihn die Waffe irritierte, während er sich von dem Geheul nicht aus der Ruhe bringen ließ.
»Die tun uns nichts«, sagte er schließlich, wandte sich wieder um und lief weiter neben den Gleisen her.
Scarlet trottete kopfschüttelnd hinter ihm her. »Da bin ich ja beruhigt. Wir sind hier in diesem Wald gestrandet, in dem Wölfe umherstreifen, aber wenn du sagst, dass sie uns nichts tun …« Sie sicherte die Waffe und war dabei, sie wieder in den Hosenbund zu stecken, als Wolf ihr ein Zeichen machte.
»Die tun uns nichts«, sagte er noch einmal mit einem angedeuteten Lächeln. »Aber halt sie lieber schussbereit. Für alle Fälle.«
19
»Was ist das alles für Zeug hier?« Cinder biss die Zähne zusammen und versuchte, eine Plastikkiste zur Seite zu rücken, die fast so groß wie sie selbst war.
Thorne ächzte neben ihr. »Das … ist … kein … Zeug.« Die Sehnen an seinem Hals traten deutlich hervor, als er eine Kiste an die Wand des Frachtraums schob.
Stöhnend ließ er die Arme sinken. Cinder ließ sich an der Wand hinunterrutschen. Ihre Schultern waren so hart wie das Metall, aus dem ihr linker Fuß bestand, und ihre Arme fühlten sich an, als würden sie gleich abfallen. Aber als sie sich schließlich im Frachtraum umsah, hatte sie das Gefühl, etwas geschafft zu haben.
Alle Kisten waren an den Wänden aufgestapelt, die kleinen leichten zuoberst und die großen schweren zuunterst. Vor dem großen Bildschirm hatten sie ein paar zu provisorischen Möbeln umfunktioniert. Und es gab jetzt einen Durchgang vom Cockpit zu den Kajüten.
Es war schon fast gemütlich.
Als Nächstes mussten sie die Kisten auspacken – die, die sich auszupacken lohnten –, aber das hatte Zeit. »Was ist es denn dann?«, fragte sie, als sie wieder zu Atem gekommen war.
Thorne setzte sich neben Cinder auf den Boden und wischte sich den
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