Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
Vom Netzwerk:
mit dem bläulichen Licht direkt ins Gesicht leuchtete. Er erschrak, aber er sah nicht weg.
    »Aber der Auftrag hat was mit meiner Großmutter zu tun.«
    »Alles hat mit ihr zu tun.«
    Sie biss sich fest auf die Unterlippe, um die aufwallende Wut zu unterdrücken.
    »Tut mir leid. Aber wenn ich es dir erzählt hätte, hättest du mir nicht mehr vertraut. Natürlich hätte ich trotzdem … aber … ich konnte es einfach nicht.«
    Die Hand, in der sie den Port hielt, zitterte. »Erzähl mir alles.«
    Eine lange Stille.
    Eine unerträglich lange Pause.
    »Du wirst mich dafür verabscheuen«, murmelte er. Er versuchte wieder, sich klein zu machen, wie in der Gasse, im Licht der Scheinwerfer ihres Schiffs.
    Scarlet stemmte die Hände so fest in die Seiten, dass es wehtat.
    »Ran und ich waren beide in dem Rudel, das ausgeschickt wurde, um Michelle aufzuspüren.«
    Scarlet wurde übel. Das Rudel, das ausgeschickt wurde, um Michelle aufzuspüren.
    »Ich war nicht dabei, als sie sie mitgenommen haben«, fügte er schnell hinzu. »Sowie wir in Rieux ankamen, bot sich endlich eine Gelegenheit zu entkommen. Also habe ich sie genutzt. An dem Morgen, an dem sie sie entführt haben.« Er kreuzte die Arme, als müsse er sich vor ihrem Hass schützen. »Ich hätte sie aufhalten können. Ich war stärker als alle anderen zusammen – ich hätte es verhindern oder Michelle wenigstens warnen können. Oder dich. Aber ich habe es nicht getan. Ich bin abgehauen.«
    Scarlets Augen brannten. Sie wandte sich abrupt von ihm ab, legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf in den dunklen Himmel, um die plötzlichen Tränen zurückzuhalten. Sie wartete, bis sie wieder sprechen konnte. »Danach hast du mit dem Kämpfen angefangen?«
    »Und bin immer ins Gasthaus zum Essen gegangen.«
    »Und dann? Hast du dich schuldig gefühlt und gedacht, dass du mir mal eine Weile hinterherrennst, vielleicht auf dem Hof aushilfst, als könntest du es damit wiedergutmachen?«
    »Natürlich nicht. Es war reiner Selbstmord, mich auf dich einzulassen, weil sie mich früher oder später finden würden, wenn ich nicht aus Rieux verschwand, aber ich … aber du …« Er war entmutigt, dass er nicht die richtigen Worte fand. »Ich konnte einfach nicht weggehen.«
    Scarlet hörte das Plastik ihres Portscreens knacken, so fest hielt sie ihn umklammert. »Warum haben sie sie entführt? Was wollen sie von ihr?«
    Er wollte etwas sagen, ließ es dann aber bleiben.
    Scarlet hob die Augenbrauen. Ihr Herz hämmerte laut. »Na?«
    »Sie sind auf der Suche nach Prinzessin Selene.«
    Das Blut in ihren Ohren rauschte so laut, dass sie glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Nach wem ?«
    »Nach Prinzessin Selene von Luna.«
    Sie trat einen Schritt zurück. Spielte er irgendein grausames Spiel mit ihr? Aber dazu war er viel zu ernst. »Was?«
    Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Sie suchen seit Jahren nach der Prinzessin und sie glauben, dass Michelle wissen könnte, wo sie ist.«
    Scarlet warf ihm einen flüchtigen Blick zu und fragte sich, ob sie ihn missverstanden hatte. Sie musste sich täuschen. Aber Wolf sah sie immer noch entsetzt an.
    »Warum sollte meine Großmutter …?« Sie schüttelte den Kopf. »Die Prinzessin von Luna ist doch schon lange tot!«
    »Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass sie das Feuer überlebt hat und auf die Erde gebracht wurde«, sagte Wolf. »Scarlet …«
    »Was?«
    »Bist du dir sicher, dass Michelle nichts damit zu tun hat?«
    Sie stand mit offenem Mund da, bis ihre Zunge trocken und rau am Gaumen klebte. »Sie ist Bäuerin! Sie hat ihr ganzes Leben in Frankreich gelebt. Wieso sollte sie irgendwas damit zu tun haben?«
    »Sie war beim Militär, bevor sie Bäuerin wurde. Damals ist sie viel rumgekommen.«
    »Das ist doch schon mehr als zwanzig Jahre her. Und wann ist die Prinzessin verschwunden? Vor zehn, fünfzehn Jahren? Das ist doch vollkommener Unsinn!«
    »Du kannst es aber auch nicht ausschließen.«
    »Doch, natürlich kann ich das!«
    »Und wenn sie wirklich irgendwas weiß?«
    Scarlet runzelte die Stirn, aber Wolfs wachsende Verzweiflung verunsicherte sie.
    »Scarlet«, sagte er, »Ran hat gesagt, der Auftrag sei abgeblasen worden – damit kann er nur die Suche nach der Prinzessin meinen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum … nach all den Jahren … aber wenn es stimmt, haben sie keine Verwendung mehr für Michelle.«
    Sie spürte einen Stich in der Magengrube. »Dann lassen sie sie also frei?«
    Wolfs Mund

Weitere Kostenlose Bücher