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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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wurde dünn wie ein Strich. Auf Scarlets Brust legte sich ein Stein. Er brauchte es nicht auszusprechen, sie kannte die Antwort.
    Sie würden sie nicht gehen lassen.
    Ihr wurde schwarz vor Augen. Sie blickte auf die Gleise im Mondlicht hinunter.
    »Wenn ich das gewusst hätte … Wenn ich dich vorher kennengelernt hätte … Ich möchte dir helfen, Scarlet. Aber sie wollen Informationen, die ich nicht habe. Michelles einzige Rettung ist, ihnen nützlich zu sein. Selbst wenn sie nicht mehr nach Selene suchen, könnte Michelle noch irgendwas Wichtiges von damals wissen. Wenn du dich an etwas erinnerst, irgendeine Einzelheit … Dann haben wir vielleicht eine Chance. Dann könntest du ihnen die Informationen im Austausch gegen Michelle anbieten.«
    »Aber ich habe doch keine Ahnung, worum es ihnen überhaupt geht«, sagte sie entmutigt.
    »Denk nach. Erinnerst du dich an etwas Verdächtiges? Was deine Großmutter gesagt oder getan hat – und was dir irgendwie merkwürdig vorkam?«
    »Sie macht andauernd merkwürdige Sachen.«
    »Was mit Luna zu tun haben könnte? Oder mit der Prinzessin?«
    »Nein, sie ist nur …« Sie unterbrach sich. »Ich meine, sie hat einfach mehr Mitgefühl mit Lunariern als andere. Sie bildet sich nicht so schnell ein Urteil.«
    »Sonst noch was?«
    »Sonst fällt mir nichts ein. Sie hat nichts mit Lunariern zu tun.«
    »Es gibt Hinweise, dass das nicht stimmt.«
    »Was für Hinweise? Was soll das heißen?«
    Wolf kratzte sich am Kopf. »Sie muss dir doch erzählt haben, dass sie auf Luna gewesen ist.«
    Scarlet schlug die Hände vors Gesicht. »Du hast den Verstand verloren. Was sollte meine Großmutter denn auf Luna?«
    »Sie war Mitglied der einzigen diplomatischen Mission, die in den letzten fünfzig Jahren von der Erde aus nach Luna gesandt worden ist. Sie hat die Beamten von der Erde hingeflogen. Sie sind fast zwei Wochen geblieben, und in der Zeit muss sie irgendwelche Beziehungen zu Lunariern eingegangen sein.« Er runzelte die Stirn. »Hat sie dir nie davon erzählt?«
    » Nein! Nein, sie hat mir nie davon erzählt! Wann soll das denn gewesen sein?«
    Wolf wich ihrem Blick aus und zögerte.
    »Wolf. Wann war das?«
    Er schluckte. »Vor vierzig Jahren«, sagte er sehr leise. »Neun Monate vor der Geburt deines Vaters.«

23
    Die Welt drehte sich. Sollte das ein schlechter Witz sein? »Mein Vater?«
    »Tut mir leid«, murmelte er. »Ich war mir ganz sicher, dass sie dir … irgendwas darüber erzählt hat.«
    »Aber … woher weißt du das Ganze?«
    »Es hat alles mit der Prinzessin zu tun. Es gibt Beweise, dass ein Arzt namens Logan Tanner sie von Luna wegbrachte.« Er hatte wohl erwartet, dass ihr der Name etwas sagte, aber Scarlet hatte ihn offensichtlich noch nie gehört. Wolf fuhr fort: »Die einzigen Erdbewohner, die Dr. Tanner kannte, bevor er mit der Prinzessin zur Erde flog, waren Mitglieder ebenjener Mission, an der Michelle teilnahm. In seinem Umfeld wurde gemunkelt, dass er in dieser Zeit eine Affäre mit ihr hatte. Doch was die Gerüchte zu bestätigen schien, war die Tatsache, dass Michelle neun Monate später einen Jungen zur Welt brachte, dessen Vater unbekannt blieb.«
    Scarlets Beine gaben nach, sie sank zu Boden. Wenn Wolf die Wahrheit sagte … wenn diese Vermutungen zutrafen … dann war ihr Großvater Lunarier.
    Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Jetzt erschien ihr vieles in einem anderen Licht. Warum ihre Großmutter Lunariern so wohlgesinnt war. Warum sie nie über Scarlets Großvater sprach. Warum sie darauf bestanden hatte, dass weder ihr Vater noch Scarlet selbst in einem Krankenhaus zur Welt kommen sollten: Die vorgeschriebene Blutuntersuchung hätte ihre Herkunft sofort verraten.
    Wie hatte sie ihr Geheimnis so lange für sich behalten können?
    Es traf sie tief, dass Michelle wohl vorgehabt hatte, dieses Geheimnis für immer zu wahren. Sie hatte Scarlet nie die Wahrheit sagen wollen.
    Etwas so Wichtiges. Und das hatte sie ihr vorenthalten.
    »Wir haben keine Geheimnisse«, flüsterte sie vor sich hin und Tränen traten ihr in die Augen. »Wir haben keine Geheimnisse voreinander.«
    »Es tut mir leid«, sagte Wolf und kniete sich vor sie. »Ich war mir ganz sicher, dass du es wusstest.«
    »Nein, leider nicht.« Sie rieb sich die Augen. Warum hatte ihre Großmutter ihr nichts von diesem Logan Tanner erzählt? Um sie vor dem Misstrauen und den Vorurteilen zu schützen, die man allen entgegenbrachte, in deren Adern lunarisches Blut floss? Oder gab

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