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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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räumte sie nach einer Weile ein.
    »Gut«, der Professor war zufrieden. »Denn es ist wichtig, dass du bei diesem Beruf ein intaktes Privatleben hast. Jemanden, der dir Halt gibt, dich auffängt, wenn du mal wieder down bist.«
    Ja, das wäre schön, überlegte sie sehnsuchtsvoll, aber war Jack wirklich der Mann, der sie auffangen würde, der ihr Kraft geben, ihr den Rücken stärken würde? Wollte er das? Oder war sie einfach nur eine Affäre für ihn? Und vor allem, wollte sie das selbst? Was war es eigentlich, das sie an ihm faszinierte?
    Nach ihren letzten Telefonaten war sie nicht mehr sicher, was da wirklich zwischen ihnen war. War es nur der aufregende, unglaubliche Sex? Oder war da mehr?
    Steiner bemerkte ihre Unentschlossenheit und spürte, dass da etwas war, das sie ihm nicht sagen konnte.
    »Weißt du, ich habe oft in meinem Leben den Fehler gemacht, mich in Abenteuer zu stürzen, mir immer wieder neue Affären gesucht, nur um mich abzulenken und um zu spüren, dass ich lebte. Dabei habe ich erst viel zu spät bemerkt, dass es nicht der schnelle, aufregende Sex ist, wonach ich gesucht habe, sondern dass ich das, was wirklich zählt, schon hatte. Eigentlich geht es im Leben doch nur um die eine Frage: Ist man eher ein Hunde- oder doch ein Katzentyp?«
    »Was?!« Lea musste lachen. »Was genau heißt das?«
    »Dieser Vergleich ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber im Prinzip ist es doch so: Meist suchen wir nach einem Partner, der uns ergänzt. Sind wir also selbst eher der Hundetyp, suchen wir eine Katze mit einem eigenen, starken Willen, einer unvergleichbaren Eleganz, schön, sinnlich, unabhängig und unberechenbar. Denn Hundetypen sind nun einmal gesellige ›Herdentiere‹, die sich gern ihrem Partner unterordnen, treu und loyal, aber auch irgendwie ein wenig langweilig.«
    »Hmm, bin ich nun eher der Hund oder die Katze?«
    »Ich glaube, du hast verstanden, was ich dir sagen will: Müh dich nicht mit den Katzen ab, die du meist nicht bändigen kannst, sie sind zwar aufregend, egozentrisch und schön, aber fürs Leben sind es eben doch die Hunde, die uns das wirkliche Glück bescheren. Such dir einen netten Mann, Lea, einen, der dich liebt, einen, der zu dir aufsieht, einen, der dich achtet, respektiert und auf Händen trägt. Und einen, der es absolut ehrlich mit dir meint.«
    »Den Hundetyp, ich verstehe.«
    Wie recht er doch mit allem hatte! Immer mehr Zweifel spürte Lea in sich hochkommen. War Jack wirklich der, für den sie ihn hielt?
    Inzwischen hatte Luigi einige italienische Spezialitäten aufgefahren: frisches, herrlich duftendes Pizzabrot, ein paar von diesen leckeren kleinen frittierten Fischen, deren Namen sich Lea nie merken konnte, und ein wenig Vitello Tonnato. Sie war froh über die Ablenkung. Bei diesem unglaublichen Angebot überkamen sie dennoch Zweifel, wer das hier alles essen sollte.
    »Luigi, wir danken dir«, lobte der Professor. »Es sieht wie immer köstlich aus.«
    Die junge Frau genoss den Abend mit ihrem Professor. Sie fühlte sich so frei und unbeschwert wie schon lange nicht mehr. Ihre anfängliche Unsicherheit war der Gewissheit gewichen, einen wirklich guten Freund gewonnen zu haben – einen, mit dem sie über alles reden konnte.

    E s war ein kalter Novembertag vor acht Jahren gewesen, als Malte sich im Fanshop mit einem dicken blau-weißen Wollschal, einer Mütze und einem Paar passender Wollhandschuhe ausgestattet hatte. Als er seinen Platz im Berliner Olympiastadion in der Fankurve von Hertha BSC einnahm, hatte er gefröstelt. Ganz schön kalt hier.
    »Hey«, hatte ihm plötzlich jemand auf die Schulter geklopft, »du bist neu hier? Wir haben dich noch nie hier gesehen.«
    »Ja«, hatte Malte bestätigt, es war das erste Mal gewesen, dass er in einem Stadion war. Er rieb sich die eiskalten Hände aneinander.
    »Hier hast du was zum Aufwärmen.« Der etwas korpulente, glatzköpfige Hertha-Fan, der an einen Hooligan erinnerte, hatte sein Zittern bemerkt.
    »Trink mal einen Schluck, dann wird dir schon warm.«
    Er hatte ihm einen heißen Becher hingehalten, den Malte gerne annahm. Es war Jagatee, der sich langsam seinen Weg durch seine Kehle hinunter in seinen Bauch bahnte. Ein wohliges, warmes Gefühl breitete sich daraufhin aus.
    »Na, tut doch gut, oder?«
    Malte nickte.
    »Na, dann kann das Spiel ja beginnen.«
    Der Hüne mit den Springerstiefeln und der schwarzen Bomberjacke hatte noch zu ihm rübergeschrien: »Ich bin übrigens der Thomas«, als der

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