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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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etablierten Parteien für dieses desaströse Ergebnis verantwortlich. Einig waren sich die meisten Kommentatoren, dass es wohl auf eine Denkzettelwahl hinauslaufen und es in jedem Fall einen Regierungswechsel geben würde.
    Jack Braun aber saß an seinem Schreibtisch und sah trotz der guten Nachrichten besorgt aus. Er blickte aus dem Fenster über die Dächer des Potsdamer Platzes und versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren. Er wusste, dass er nach dem jüngsten Vorfall um die Black Brothers mit seiner Partei in einer Sackgasse steckte. Die Presse würde seine Partei früher oder später in mit diesen Ereignissen in Verbindung bringen.
    Im Augenblick hatte er auf keine Frage eine Antwort. Er wusste nicht, wie er all die Splittergruppierungen und freien Organisationen, die sich unter dem Deckmäntelchen der Nationalpartei tummelten und es sich unter dem Label der Rechten bequem gemacht hatten, unter einen Hut und zur Räson bringen sollte. Denn nur wenn er das schaffte – so viel war ihm klar – konnte die Nationalpartei zu dem werden, was er sich erträumte und wofür er schließlich kämpfte: eine gewaltlose, demokratische, den nationalen Wurzeln verpflichtete Partei. Schon lange wusste er um die Problematik, kannte einige der Organisationen und Kameradschaften. Aber nun war es an der Zeit, alles dezidiert aufzurollen. Es reichte nicht mehr, einige zu kennen und zu wissen, wer ihre Drahtzieher waren oder dass es hier oder dort Probleme gab. Man musste alles systematisch aufarbeiten, um den gesamten Umfang des schwarzen Netzwerkes zu kennen und entscheiden zu können, was zu tun war. Lange genug hatte er gezögert.
    Aufgrund ihrer chronisch dünnen Personaldecke war die Nationalpartei bisher nicht in der Lage gewesen, diese systematische Aufarbeitung zu leisten. Aber jetzt, wo es ihnen immer besser ging, hatten sie auch ihr Personal aufstocken können und mit Mike einen wirklich erfahrenen Analysten gewonnen. Der wollte heute die Ergebnisse seiner wochenlangen Recherchen vor dem Inner Circle präsentieren.
    Zuversichtlich betrat er den schicken Konferenzsaal in einem der neuen modernen Gebäude am Potsdamer Platz, in dem sich die Partei erst kürzlich niedergelassen hatte.
    Die Sonne schien durch die riesigen Glasfenster und hatte die Luft erwärmt. Fast schien es, als sei die aufgeheizte Atmosphäre des Raumes auf die Mitglieder des Inner Circle übergesprungen, denn Jack schlug eine aufgebrachte Diskussion zwischen seinen Analysten und seinem persönlichen Wahlkampfmanager Dick entgegen.
    Jacks »Spin-Doctor« war bekannt für seine unmissverständliche Art und Ausdrucksweise. Er redete nicht drumherum, sondern sprach die Dinge direkt an. Dick war eine kompakte Erscheinung, etwa Anfang fünfzig, aber doch drahtig und durchtrainiert. Die angegrauten Haare hatte er wegen seiner beginnenden Halbglatze praktischerweise raspelkurz rasiert.
    »Meine Herren, was ist hier los?«, fragte der Parteichef bestimmt, und sein Zwischenruf reichte vorerst, um die beiden Kampfhähne verstummen zu lassen.
    Das, gab Dick zurück, würde er gleich hören. Denn was sein Spezialist da herausgefunden hatte, war eine tickende Zeitbombe, die ihnen das Genick brechen konnte – so kurz vor ihrem Ziel.
    »Okay, dann lasst uns anfangen.«
    Jack blickte in die Runde und bemerkte, dass noch einige Mitarbeiter von der Wahlkampfzentrale National Campaign 2012 fehlten.
    Und wo war eigentlich sein Notebook? Ihm war aufgefallen, dass es nicht mehr an seinem Platz war. Dabei hatte er das Ding doch heute Morgen im Konferenzraum stehen lassen. Gerade wollte er sich danach erkundigen, als seine Mitarbeiter den Raum betraten.
    »Ich hab dein Notebook«, bemerkte Linus erfreut und überreichte ihm den Laptop. Als er jedoch das fragende Gesicht seines Chefs sah, ergänzte er hastig: »Ich dachte, du hast ihn mal wieder stehen lassen. Ich wusste ja nicht, dass es Absicht war.«
    »Schon gut, Linus.« Es war ja nur ein Arbeitsmittel, und Braun wollte keinesfalls eine Affäre aus diesem Vorfall machen, denn sie hatten weiß Gott Wichtigeres zu tun.
    Mike, der sich an das Ende des ovalen Konferenztisches, an dem die Beamerwand aufgebaut war, begeben und sich mit einem Laserpointer bewaffnet hatte, war bereit loszulegen. Er schaute noch einmal kurz in die Runde, wartete, bis sich alle hingesetzt hatten, und begann seine Ausführungen.
    Vor einigen Monaten, so erklärte er, sei er beauftragt wor den zu recherchieren, welche Arten von Vereinigungen

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