Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
Vom Netzwerk:
meine Einstellung von damals war einfach – lassen Sie es mich etwas locker ausdrücken – zum Kotzen.«
    Ja, er war ein Egomane gewesen, der ständig auf der Suche nach Selbstbestätigung gewesen war, ohne auch nur eine Sekun de an die Gefühle seiner Frau zu denken. Und seine Frau sei wirklich ein Engel gewesen, für den Loyalität zum Partner und Treue immer etwas Selbstverständliches und etwas Heiliges waren. Erst heute ahnte Hausmann, wie sie sich damals gefühlt haben musste.
    »Aber das, liebe Frau Lands, wollen Sie doch gar nicht so genau wissen. Jetzt werde ich uns mal eine schöne Flasche Rotwein holen, und dann erzählen Sie mir lieber einmal etwas von sich. Sie sind eine sehr schöne, intelligente Frau. Wie sieht es mit Ihren Beziehungen aus? Sie haben doch bestimmt schon einige Männer um den Verstand gebracht?«
    Die junge Profilerin war etwas verlegen. Sie mochte Hausmann, ja, aber sie war nicht hier, um über sich zu reden.
    »Können Sie mir etwas über Ihre Tochter erzählen, wie sie in den letzten Monaten gelebt hat?«, fragte sie, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    Das genügte, er hatte verstanden. Sie wollte nicht mit ihm über sich selbst sprechen. Früher hätte er sicher nicht lockergelassen. Er liebte dieses psychologische Spiel, Menschen »nackt auszuziehen«, ohne dass sie es merkten. Erst heute hatte er gelernt, die Grenzen anderer Menschen zu respektieren. Und so beantwortete er ihre Frage: »Nun, unser Kontakt war, seitdem sie zu Hause ausgezogen ist, etwas abgerissen.« Hannah habe ihm nicht viel über ihr neues Leben in Berlin erzählt. Das Einzige, was er wusste, war, dass sie dort mit zwei Männern in einer WG gelebt hatte. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte sie sich immer weiter von ihm entfernt, und der Auszug von zu Hause war wohl eine gute Gelegenheit für sie gewesen, den Kontakt mit ihm auf ein Minimum zu reduzieren. »Aber eines können Sie mir glauben, Frau Lands, ich habe meine Frau und auch meine Tochter über alles geliebt.«
    Er atmete tief. Jetzt sei ihm nicht mehr viel geblieben. Es sei einsam geworden um ihn. Eine seltsame Leere habe sich in seinem Leben breitgemacht, die er nur schwer vertreiben könne. Und Freunde habe er nur wenige, denn dort oben, wo er angekommen war, sei die Luft verdammt dünn. Man könne niemandem vertrauen, der einzige Halt sei die Familie. Es sei ein hoher Preis, den er für seinen Erfolg habe zahlen müssen, meinte er wehmütig. Aber er wolle sich nicht beklagen.
    »Verstehen Sie mich richtig, Frau Lands. Es hat mir auch Spaß gemacht.«
    Lea nickte, sie verstand ihn gut.
    »Kommen wir doch mal auf Ihre Tochter zurück: Wissen Sie, ob Hannah einen Freund hatte?«
    Hausmann überlegte. Nein, das glaubte er nicht. Ihr Verhältnis war zwar nicht mehr so innig wie früher gewesen, aber er war dennoch überzeugt, dass sie es ihm erzählt hätte. Hannah war in diesen Dingen immer sehr offen und ehrlich gewesen, wenngleich sie manchmal etwas lax mit Beziehungen umzugehen schien. Aber was hätte er ihr schon sagen sollen? In dieser Hinsicht war sie wohl leider etwas zu sehr nach ihrem Vater geraten. Ein spitzbübisches Lächeln zuckte jetzt um seine Mundwinkel.
    »Meine Tochter war eine gut aussehende junge Frau, und Verehrer hatte sie viele. Ob sie auch einen festen Freund hatte, vermag ich nicht zu sagen.«
    Es war dieser Reiz am Spiel, der ihn mit einem Mal überkam. Er konnte einfach nicht locker lassen und wollte unbedingt etwas über die attraktive Kommissarin erfahren.
    »Aber nun zurück zu Ihnen, Frau Lands. Jetzt habe ich Ihnen mein halbes Leben offenbart, und ich weiß gar nichts von Ihnen. Erzählen Sie mir etwas von sich.«
    Jetzt hatte er sie, das konnte er sehen. Ihr Widerstand war gebrochen. Es klappte also noch immer.
    »Ach, da gibt es eigentlich nicht besonders viel zu erzählen«, erklärte sie schließlich. Ihre Mutter sei leider gestorben, als sie selbst sechs Jahre alt gewesen sei. Ihr Vater war als renommierter Modefotograf durch die ganze Welt gejettet und konnte und wollte sich nicht um seine Tochter kümmern. Also war sie bei ihrer Tante Mary in Rapperswil-Jona, einem kleinen Schweizer Dorf, aufgewachsen. Dort hatte es viele Tiere, Hunde, Katzen und natürlich auch Pferde gegeben. Ihre Tante hatte sich ganz den Lipizzanern verschrieben: stolze, schöne und intelligente Rösser und sehr eigenwillig. Aber wenn man es einmal geschafft hatte, dass sie einen in ihr Herz schlossen, dann für immer. Lipizzaner

Weitere Kostenlose Bücher