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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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konnte sich einfach nicht konzentrieren, konnte seine Leistung nicht abrufen. Und wenn er dann vorm Tor stand, dann lochte er ihn einfach nicht ein. Früher war das alles ganz einfach gewesen und wie von selbst gelaufen. Verflucht! Er musste sich zusammenreißen, das war alles. Er durfte sich nicht mehr ablenken lassen.
    »Sind Sie Maurice Olong?«, riss ihn Hofmanns Frage aus seinen Grübeleien. Er hatte das Eintreten des Kommissars nicht bemerkt. Nur kurz blickte der Vierundzwanzigjährige hoch. Mit seinen vollen dunklen Haaren, dem Dreitagebart und den gleichmäßigen Gesichtszügen erinnerte er mehr an ein Männermodel als an einen Fußballstar. Aber im Zeitalter von David Beckham & Co. hatte der gutaussehende Draufgängertyp ja auch längst die Mode- und Frauenmagazine dieser Welt erobert. Hofmann schüttelte den Kopf. Das alles war einfach nicht mehr seine Welt.
    »Ja, der bin ich«, antwortete Olong schließlich ruppig und genervt. »Aber wer immer Sie sind und was immer Sie von mir wollen, ich habe jetzt keine Zeit! Ich muss zum Training.« Mit diesen Worten erhob er sich von der schmalen hölzernen Bank und wollte sich vorbei an Hofmann ins Stadion drängen.
    »Wissen Sie was?«, entgegnete der Kommissar gelassen und versperrte ihm den Weg. »Es interessiert mich einen Dreck, was Sie müssen! Sie sind nur einer dieser verdammt arroganten Fußballmillionäre, die glauben, nur weil sie in der Lage sind, einen Ball in eine bestimmte Richtung zu bewegen und manchmal auch das Tor zu treffen, seien sie etwas Besseres! Aber das alles kümmert mich überhaupt nicht. Es ist mir egal, ob Sie der beste Stürmer Ihres Vereins sind oder wie viele Tore Sie in den letzten Monaten geschossen haben. Deswegen bin ich nicht hier. Ich untersuche den Mord an einer jungen Frau, deren Dienste Sie in Anspruch genommen haben. Und genau aus diesem Grund werden Sie mir jetzt meine Fragen beantworten! Es sei denn, Sie bevorzugen eine offizielle Vorladung aufs Präsidium? Wollen Sie das?«
    Maurice blickte den Kommissar irritiert an.
    Nein, natürlich wollte er nicht, dass alle Welt erfuhr, dass er ab und an die Dienste einer bestimmten Escort-Agentur in Anspruch nahm. Und ganz besonders wollte er nicht, dass seine neue Freundin, der er erst vor Kurzem medienwirksam einen Heiratsantrag gemacht hatte, davon erfuhr. Lena war etwas ganz Besonderes. Sie kannten sich noch nicht lange, aber Maurice wusste, dass sie die Richtige war. Widerwillig setzte sich der junge Mann zurück auf die Bank, lehnte seinen Rücken an die kühlen Stahlschränke der Kabine und erwartete resigniert die Fragen.
    »Na also, geht doch.« Hofmann war es zuwider, den harten Cop heraushängen zu lassen, aber manchmal ging es eben nicht anders.
    »Kennen Sie eine Hannah Hausmann?«
    »Ja«, antwortete Maurice und nickte nachdenklich.
    »Sie wurde Opfer eines Verbrechens, und Sie waren einer ihrer letzten Kunden.«
    Entsetzt blickte der Vierundzwanzigjährige ihn an.
    »Sie meinen, sie wurde ermordet?«
    »Ja, genau das!« Hofmann war genervt. Entweder dieser Typ versuchte hier eine furchtbar dämliche Show abzuziehen, oder aber er war einfach schwer von Begriff.
    »Wann genau haben Sie Frau Hausmann das letzte Mal gesehen?«, hakte er schließlich nach.
    »Ich weiß nicht mehr.« Olong versuchte sich zu erinnern. »Es muss an einem Freitagabend gewesen sein. Manchmal habe ich Hannah dann zur Entspannung nach dem harten Training gebucht. Oh Mann, sie war eine echte Granate im Bett«, kam er plötzlich ins Schwärmen, gerade so, als ob er nach einem Fußballspiel unter der Dusche stehen und mit einem seiner Mannschaftskollegen flachsen würde. »Sie verstand es, einen anzutörnen und in Ekstase zu versetzten. Aber letztlich ist es doch so, Herr …«
    »Hofmann«, ergänzte der Kommissar entnervt.
    »Herr Hofmann, dass diese Mädchen auch nur ihren Job machen. Und Hannah war einfach die Beste. Sie war ihr Geld wert.«
    »Kommen Sie mir bloß nicht mit dieser Nummer. Und versuchen Sie mich nicht weiter für dumm zu verkaufen!«
    »Was meinen Sie?« Maurice hatte keine Ahnung, worauf Hofmann anspielte. »Wissen Sie«, fuhr er fort mit Erklärungen, zu denen er sich genötigt fühlte, »man kann uns Männer doch nicht per se dafür verdammen, dass wir ins Bordell gehen. Wir sind nicht die, die Frauen ausnutzen. Es ist schon eine i ntime Situation, in der beide Partner na ckt sind. Aber im Grunde ist es doch nicht mehr als ein Agreement, ein geschäftliches Abkommen, bei

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