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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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dem einer seinen Spaß, seine Befriedigung bekommt und der andere als Gegenleistung Geld – das ist doch fair, oder? «
    Jet zt reichte es Hofmann wirklich. Diese Fußballfuzzies waren ganz offensichtlich das Allerletzte. Sie vögelten sich munter durch die Gegend und wollten das auch noch rechtfertigen oder verharmlosen.
    »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Gott vielleicht?« Hofmann war wütend. Es war wohl diese Kombination von Einfältigkeit und Arroganz, die ihn bei Maurice so sehr aufbrachte, dass er aufpassen musste, nicht zu explodieren.
    »Aber ich bin nicht hier, um mit Ihnen über moralische Grundsätze zu diskutieren. Kommen wir zurück zu meinen Fragen. Wo haben Sie sich mit Hannah getroffen, und wie lange waren Sie mit ihr zusammen?«

    Es war später als erwartet, als der Kommissar endlich das Stadion verließ und sich wieder in seinen alten Porsche setzte. Langsam drehte er den Schlüssel im Zündschloss und fuhr los.
    Unfassbar, was ihm dieser Olong da für eine Nummer aufgetischt hatte. Aber bei aller persönlicher Abneigung oder gar Verachtung, die er im Verlauf des Gespräches empfunden hatte, glaubte er doch nicht, dass dieser aalglatte Jüngling fähig war, einen so brutalen, grausamen Mord zu begehen.
    Während er seinen Gedanken nachhing, quälte er sich langsam durch einen dicken Stau in Richtung Potsdamer Platz. Die Berliner werden wohl nie Autofahren lernen, dachte er zerknirscht. Ständig fuhr einer über rote Ampeln, verstopfte die Kreuzung oder drängelte einen anderen aus der Spur. Rücksichtnahme suchte man hier vergeblich.
    Nach zwanzig Minuten hellte sich seine Miene auf. Er hatte sein Ziel erreicht. Sein Blick streifte die terracottafarbene Fassadenverkleidung des Bürogebäudes der Anka-Versicherung. Mit seinen über hundert Metern Höhe musste es eines der höchsten Gebäude der Stadt sein. Schnell bog er rechts in die Seitenstraße ein und fuhr in die Tiefgarage. Hofmann nahm den Aufzug, stieg im Atrium aus und betrat eine riesige Halle, die dem Mittelschiff einer Kirche ähnelte, aber durch das Glasdach, das viel Licht ins Innere ließ, dennoch hell und freundlich wirkte.
    An der Anmeldung saß eine junge Frau, vielleicht eine Studentin, überlegte er. Gar nicht hässlich, die Kleine, und schon ertappte er sich bei Gedanken, mit denen er jetzt so gar nichts anfangen konnte und die er daher schnell wieder verscheuchte.
    Wenig später lehnte er sich lässig an den Empfangstresen und musterte sie auf ihre Frage, wohin er denn wolle, mit dem Blick eines Jägers.
    »Zu Herrn Korder, Anka Versicherungsgruppe«, antwortete er knapp und sah ihr dabei tief in die Augen. Der jungen Frau schien das sichtlich unangenehm zu sein. Peinlich berührt starrte sie für einen Augenblick irritiert auf ihren Bildschirm.
    Hofmann lächelte.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Aber von einem alten Mann wie mir werden Sie sich doch nicht nervös machen lassen, oder etwa doch?«
    Sie erwiderte sein Lächeln.
    »Na also.«
    »Wen darf ich melden?«
    »Max Hofmann vom LKA.«
    Wieder sah sie ihn mit dem unschuldigen, scheuen Blick eines Rehs an. Ihre Mimik war so gänzlich unverstellt und offen, dass er in ihrem Gesicht lesen konnte wie in einem Buch. Vermutlich hatte sie noch nicht viele negative Erfahrungen gemacht, und er hoffte für sie, dass das so bleiben möge.
    »Einen Moment bitte«, hörte er schließlich ihre freundliche Stimme, »bitte nehmen Sie dort drüben Platz, Sie werden abgeholt.«
    Wenig später betrat er gemeinsam mit Korders Assistentin – einer verkniffen wirkenden älteren Dame – das Büro des Vorstandsvorsitzenden im zweiundzwanzigsten Stock des Hauses.
    »Kommen Sie doch herein«, meinte dieser, als Hofmann zögerte und einen Moment im Türrahmen stehen blieb.
    »Ich beiße nicht«, versuchte der Manager einen Scherz, aber er merkte schnell, wie unpassend das war.
    »Kommen wir doch gleich zur Sache«, meinte der Kommissar, der so gar keine Lust auf Small Talk verspürte. Er mochte Korder nicht und machte keinen Hehl daraus.
    »Wann hatten Sie das letzte Mal Kontakt mit der Agentur Lovebird?«
    Der Manager überlegte – eine Spur zu lange, wie Hofmann meinte. Er war gereizt. Auf keinen Fall würde er sich mit ein paar warmen Worten abwiegeln lassen.
    »Und kommen Sie mir bloß nicht mit der Erklärung, dass Sie noch nie von der Agentur gehört hätten.«
    »Nein, nein«, beschwichtigte ihn der Vorstandsvorsitzende, »natürlich, wir

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