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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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sein Magen, und inzwischen hatte er sich mit Tee arrangiert. Er genoss den freundlichen Empfang, die fast familiäre und dennoch diskrete Atmosphäre.
    »Hallo, Max«, begrüßte Jasmin ihren guten Kunden.
    »Was kann ich heute für dich tun? Ich hoffe, nicht schon wieder etwas für dein Business.«
    »Nein, ich komme am besten direkt zur Sache.« Er suche nach einem ganz besonderen Mädchen, erklärte er ihr – einem, mit dem er Sachen machen könne, die etwas härter waren als normal.
    »Ich verstehe«, die Agenturchefin war ganz Geschäftsfrau und nickte wissend. Gefühlsduseleien waren einfach nicht ihre Sache.
    All die Jahre in der Agentur hatten sie abgeklärt. Schon lange glaubte sie nicht mehr an die Liebe und schon gar nicht an das Gute im Mann. Zu viele Abgründe hatte sie schon erlebt – auch dort, wo sie sie nicht vermutet hätte. Ihre Devise war: »Sag niemals nie – alles ist möglich.«
    Sie griff zum Telefon; kurz darauf betrat ihre Assistentin das Zimmer und brachte eine dicke Mappe.
    »Hier hätte ich einige Mädchen, die dich interessieren könnten. Lass dir ruhig Zeit, ich bin nebenan, und wenn du etwas gefunden hast, dann holst du mich, einverstanden?«
    »Gut«, er nickte und fing an in der Mappe zu blättern. So, wie es seine Art war, begann er nicht etwa von vorn nach hinten, sondern von hinten nach vorn. Im Laufe der Zeit hatte er sich dieses Ritual so angewöhnt.
    Wie die Tageszeitung, bei der er auch immer zuerst die letzte Seite las, mit dem Vermischten aus aller Welt, dem Klatsch und Tratsch, um zum Schluss zu den wichtigen politischen Geschehnissen zu kommen, die er dann doch immer ausließ. Er hatte schon lange aufgehört, sich für Politik zu interessieren.
    Und das lag sicher auch an seinem Vater, der früh Karriere in der CDU gemacht hatte und mit Mitte vierzig Bürgermeister von Bremen geworden war. Bereits als Kind hatte Max mitbekommen, was in der Politik eigentlich ablief. Da ging es nicht um das Wohl des Volkes, sondern nur um Macht. Jeder kämpfte alleine für sich. Freundschaften gab es nicht.
    Unwillkürlich musste er an den Spruch von Konrad Adenauer denken: »Feind, Todfeind, Parteifreund.« Genauso war es. Es ging um Seilschaften, um Intrigen und darum, wer besser taktieren und die Mehrheiten auf seine Seite bringen konnte. Sein Vater war in dieser Hinsicht sicher der Prototyp. Auch zu Hause konnte er diese Seite nicht mehr ablegen, selbst wenn er sich Mühe gab. Es gab nur einen, der das Sagen hatte – und das war er. Die Wünsche und Bedürfnisse von Max oder seiner Mutter spielten keine Rolle. Der Vater gab die Richtung vor, und die Familie musste sich fügen.
    Max war das alles zuwider. Schon als kleiner Junge hatte er sich geschworen, niemals so zu werden wie sein Vater. Wenn er etwas tat, dann nur aus ganzem Herzen und nur das, was er auch vertreten konnte. Niemals wollte er für Dinge einstehen, von denen er nicht überzeugt war.
    Mit seiner direkten Art hatte er sich in seinem Job später nicht nur Freunde gemacht. Aber er konnte eben nicht aus seiner Haut. Er sagte, was er dachte, ganz egal, ob es seinem Gegenüber passte oder nicht. Zudem war er ein echter Grobian, ein Raubein ohne Einfühlungsvermögen, ohne Gespür für den richtigen Moment und für Augenblicke, in denen man besser nichts sagte. Das alles war Hofmann.
    Vielleicht war er auch deshalb zu Lovebird gekommen, weil er es ehrlicher fand, zu einer Agentur zu gehen und Mädchen für Sex zu buchen, als Frauen aufzureißen, mit ihnen zu schlafen und sie dann fallenzulassen. Er wollte eben keine feste Beziehung, und das lag zweifelsohne auch an seinen sexuellen Vorlieben.
    Er liebte den härteren Sex, mochte Fesselspiele, Lack und Leder und manchmal eben auch die Peitsche. Diese Seite konnte er einfacher mit Prostituierten ausleben. Da musste er nicht erst lange sein Innenleben ausbreiten oder sich erklären. Hier konnte er einfach Mann sein, seinen Leidenschaften nachgehen und sich die Befriedigung und Bestätigung holen, die er gerade brauchte. Einfach, unkompliziert und anonym.
    Außerdem musste er sich nicht um eine Frau und Kinder k ümmern. In seinem Job hatte er schon genug Verantwortung zu tragen – Tag für Tag die Trümmerhaufen, die Täter hinterließen, wegräumen, Opfer und Hinterbliebene trösten, für sie da sei n.
    Er blätterte in dem schon etwas abgegriffenen Ordner mit den Sedcards und fand Sheylas Steckbrief:
    »Wohnort: Gdansk, Nationalität: polnisch, Alter: 33 Jahre, Größe:

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