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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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Partei – oder anders ausgedrückt: mit diesem rechten Milieu – Berührungsängste haben, weil sie es mit dem in Verbindung bringen, was den Nationalsozialismus Hitlers ausgemacht hat.«
    Aber eben das war es, was ihn so faszinierte, erklärte er, und seine Stimme schien fast ihre alte Kraft wiedergewonnen zu haben. Er wolle den Menschen eine Partei näherbringen, die zwar bestimmte nationale Ziele verfolge, aber aus der Geschichte gelernt habe: eine Partei, die alles tun würde, um das, was damals geschehen war, nie wieder passieren zu lassen. Eine Partei, die zu ihrer deutschen Vergangenheit stand – auch zu dem dunklen Kapitel deutscher Geschichte, das gern unter den Teppich gekehrt würde.
    »Was mich gereizt hat«, griff er ihre Frage erneut auf, »war wohl die Aufgabe, Menschen zu motivieren und zum Umdenken zu bewegen.«
    Gerade die, die gewaltbereit wären und es noch immer seien, davon zu überzeugen, dass Gewalt immer das schlechteste Mittel sei.
    Vor Kurzem erst hatte Lea einen Vortrag einer renommierten amerikanischen Wissenschaftlerin gehört, die mit ihrer provokanten These, dass Menschen von Natur aus gewaltbereit seien, einen ziemlichen Aufstand unter den Professoren heraufbeschworen hatte. Auch in ihr hatte dieser Vortrag sehr zwiespältige Gefühle hervorgerufen.
    »Ich bin überzeugt«, bemerkte ihr smarter Begleiter, dem der Gedankenaustausch mit ihr sichtlich Spaß machte, »dass der Mensch darauf ausgelegt ist, Gewalt auszuüben. Menschen können Menschen töten, und sie tun es auch.«
    Ja, auch sie hatte lange über diese Frage nachgedacht. Die Untersuchungen steinzeitlicher Kulturen hatten jedenfalls gezeigt, dass die Hälfte aller Männer erschlagen wurde. Und die genetische Zusammensetzung des heutigen Menschen sei nun einmal nicht sehr viel anders als die der Steinzeitmenschen, merkte Lea an.
    Die Bereitschaft zu töten war demnach in jener Zeit keine psychische Abartigkeit, die selten auftrat. Sie musste eher die Regel gewesen sein.
    Ja, sie glaubte, dass in jedem Menschen ein Teufel schlummerte. In jedem steckte etwas von der Urgewalt von damals. Und manchmal brauchte es nur einen kleinen Anstoß, um sie zum Ausbruch zu bringen.
    Jacks meerblaue Augen begannen zu leuchten. Lea wandte sich schnell ab und sagte: »Ist es nicht das gleiche Thema, das uns beide verbindet? Wir setzen uns mit dem Bösen auseinander, den destruktiven Trieben und der Frage, wie wir sie im Zaum halten oder gar auslöschen können.«
    Jack sah sie einen Moment lang erstaunt an. Was machte sie eigentlich? Bisher hatte sie ihm nichts von ihrem Beruf erzählt. Aber noch bevor er fragen konnte, fuhr sie fort: »Du versuchst, deine Parteianhänger zum Umdenken zu bewegen und Gewalt zu eliminieren, und ich jage als Profilerin Mörder – beide tun wir das in der Hoffnung, die Welt damit etwas besser zu machen.«
    Also, überlegte er. Eine Profilerin hätte er nicht erwartet, obwohl es doch irgendwie zu ihrer geheimnisvollen, Aura passte.
    »Weißt du, Lea, manchmal genügt es schon, etwas zu wollen, um Dinge anders oder besser zu machen. Ich bin mir sicher, dass wir beide diese Welt nicht wirklich verbessern können, aber allein der Versuch ist es wert«, ergänzte er ihre Überlegung.
    Die junge Frau lächelte. Sie wusste, dass er recht hatte. Aber manchmal zweifelte sie daran; es waren jene Momente, in denen sie alles in Frage stellte. Augenblicke, in denen sie mit Dingen konfrontiert wurde, die so entsetzlich und so schrecklich waren, dass sie ihre kühnsten Vorstellungen übertrafen.
    »Lass uns das Thema wechseln«, bat er, denn ihm war ihr ernster Gesichtsausdruck nicht entgangen.
    »Gut, wie viele Freundinnen hattest du schon?«
    »Na, wenn das kein Sprung ins kalte Wasser ist«, lachte Jack. »Was willst du jetzt von mir hören, Lea?«
    Für diese Frage sei sie doch viel zu klug, es sei die dümmste dieser Welt, und sie wisse es, sagte er. Dennoch zeigte es ihm, wie viel ihr an ihm lag. Er hatte sich also nicht in ihr getäuscht. Gleich, welche Zahl er ihr jetzt nennen würde, es würde nichts über die Qualität seiner Beziehungen oder gar über die Frauen aussagen, mit denen er zusammen gewesen war.
    Es waren verdammt viele, überlegte er, sprach es aber nicht a us. Er wollte Lea nicht verschrecken, denn sie war wie ein scheues Reh: Eine falsche Bewegung oder Geste, und schon würde es für immer im Dickicht des Waldes verschwinden.
    Bis heute hatte er es nicht geschafft, eine längere Beziehung aufzubauen

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