Die Lustsklavin
Hintergrundmusik der Mönchsgesänge und dem schrillen Geklingel.
Als es noch näher kam, identifizierte ich das Klingeln als helles Glockengeläut von kleinen Handglocken. Verstohlen riskierte ich einen vorsichtigen Blick zur Seite und dachte im selben Moment, ich hätte Halluzinationen. In zwei gleich langen Reihen marschierten nackte Frauen, mit Ketten an den Fußgelenken und ledernen Halsbändern an den schmalen Kehlen, an denen ebenfalls grobe Kettenglieder hingen, in Richtung des königlichen Throns. Die klirrenden Ketten an den Halsbändern der Mädchen waren alle miteinander verbunden, so dass sie eine gleichmäßige Reihe bildeten und gar keine andere Wahl hatten, als im Gleichschritt zu marschieren. In den Händen hielten sie zum einen eine kleine Handglocke, die sie rhythmisch im Takt läutete, und in der anderen Hand eine dicke weiße Kerze, die mit großer Flamme loderte. Alle Mädchen waren komplett rasiert und hatten, genau wie ich, silberne Ringe an ihren Schamlippen, die im Kerzenschein blinkten und funkelten und dadurch besonders gut zur Geltung kamen. Ebenso hatten alle Frauen ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und trugen dasselbe Halsband aus Leder mit Nietenbesatz und einem großen Ring in der Mitte, genau über der Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen. Es sah aus wie eine Reihe von Klonen, wenn sie nicht doch alle unterschiedliche Gesichter und Haarfarben gehabt hätten. Ohne nach rechts oder links zu sehen, hielten sie ihre Köpfe gesenkt und schritten zügig zur Bühne. Ich hatte Angst, dass man bemerken würde, dass ich meinen Kopf ein wenig angehoben hatte, und ich rutschte nochmals ein wenig zur Seite, um mich besser verstecken zu können. Jedoch war ich zu fasziniert, um nicht mehr dort hinzublicken. Es war wie in einem fantastischem Film, ich hatte das Gefühl, all das hier passierte nicht wirklich. Sie waren wohl Sklavinnen, das erkannte ich schnell, und alle waren auf absoluten Gehorsam gedrillt worden. Viele von ihnen hatten rote und dunklere Striemen auf ihren blassen Körpern, die von älteren und neueren Peitschenhieben stammen mussten.
Wenn man entdecken würde, dass ich heimlich dieser Prozession zusah, bekäme auch ich sicherlich viele Hiebe als gerechte Strafe, aber diese Erkenntnis hielt mich nicht von meinen Beobachtungen ab.
Das helle Glockengeläut verebbte plötzlich und die Mädchen hatten sich auf der Bühne formiert. Sie standen halbkreisförmig um den Thron herum in zwei Reihen und hielten die winzigen Glocken, den Klöppel mit einem Finger festhaltend, starr nach unten. Die Kerzen brannten und zauberten ein seichtes, warmes Licht auf ihre wunderschönen, nackten Figuren. Lediglich vor dem Thron, an der Stelle, wo auch der kleine Hocker stand, blieb eine Lücke, die von keinem Mädchen besetzt wurde. Die Hintergrundmusik war ebenfalls verklungen und es wurde mucksmäuschenstill.
Die Ruhe hielt so lange an, bis ich abermals Schritte hörte. Um besser sehen zu können, wendete ich meinen Kopf noch ein wenig in die Richtung, aus der sie kamen. Dort erspähte ich einen Mann, der ebenfalls in Richtung Bühne zügig voranschritt. Er war komplett in Schwarz gekleidet und man sah ihn in dem finsteren Saal kaum. Ich konnte lediglich erkennen, dass er dunkle, kurze Haare hatte und ein unfreundliches Gesicht. In seiner rechten Hand hielt er einen stämmigen, spazierstockartigen Stab, der glatt geschliffen und mit Goldintarsien verziert war. Er raste fast auf die Bühne und stellte sich zu den Mädchen, genau vor den Thron, vor dem roten Samthocker. Dort verharrte er, stellte den Stab neben sich auf den Boden und hob seine andere Hand, wie um zu bedeuten, dass nun alle ruhig zu sein hätten. Da es aber schon totenstill war, hatte diese Geste keine wirkliche Bedeutung. Dreimal klopfte er dröhnend mit dem schweren Stab auf den Holzboden der Bühne und es hallte durch den ganzen Saal wider. Ich berührte wieder sorgsam mit der Stirn den Boden, damit man mich nicht entdeckten würde. So konnte ich natürlich nicht mehr sehen, was dort vorne auf dem Podest vor sich ging, aber ich hörte die Worte des einzigen Mannes in diesem Saal.
„Ruhe bitte“, ordnete er unnötigerweise an und nach einer kurzen Redepause fuhr er fort, „heute findet die offizielle Vorführung einer Auserwählten statt. Unser großer Meister, der ehrenwerte Sir Ethan, wird sich die neue Sklavin ansehen und sie prüfen. Erweist dem ehrenwerten Sir Ethan eure Hochachtung und fallt
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