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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Initiative ergreifen. Er holte aus und zielte nach dem Kopf des Alten. Der jedoch parierte seinen Schlag scheinbar mühelos auf halbem Weg.
    Â»Man sieht, dass du nur mit der Armbrust geübt bist, mein Kleiner«, sagte Wladislaw.
    Die dauernde Anrede »mein Kleiner« brachte Wulf noch stärker in Rage. »Du Teufel!«, schrie er und führte einen zweiten Streich, den der Großvater ebenso lässig abblockte.
    Â»Ãœberanstrenge dich nicht!«, riet Wladislaw. »Du hast schon einen ganz roten Kopf.« Und während er das sagte, ging er nun seinerseits zum Angriff über und schlug mit dem Stock auf Wulf ein. Wulf dachte an das Messer in seinem Stiefel. Aber erstens hatte er keine Zeit, es hervorzuziehen, und zweitens hätte es ihm momentan überhaupt nichts genutzt.
    Der Alte hatte leider recht, Wulf fehlte jegliche Erfahrung im Schwert- oder Stockkampf, während Wladislaw den Eindruck machte, als bewege er sich auf vertrautem Terrain. Schon begannen Wulfs Arme zu ermüden. Er kam überhaupt nicht dazu, einen Gegenangriff zu starten.
    Â»Na, mein Kleiner, habe ich dir zu viel versprochen?«, höhnte Wladislaw. »Wie war das noch gleich mit dem Bären und seinem Fell?«
    Wulf blieb die Antwort schuldig. Für ihn ging es ums Überleben; falls ihm die Getreideschaufel aus der Hand fiel – und das konnte nicht mehr lange dauern –, würde ihm der Alte mit dem steinharten Knauf den Schädel zertrümmern.
    Â»Gehen dir schon die Kräfte aus? Was für kleine und dünne Ärmchen du hast – richtig niedlich!« Den letzten Satz begleitete Wladislaw mit einem besonders heftigen Schlag, und da geschah es: Wulf konnte den Stiel der Schaufel nicht länger in Händen halten, er flog durch die Luft, drehte sich ein paar Mal und schlug polternd gegen einen Stützbalken in der Mitte des Raumes. Entsetzt schaute Wulf hinterher, er rannte los und ergriff die Flucht, aber Wladislaw blieb dicht hinter ihm. Wulf spürte, dass er nicht schnell genug war, im Geist sah er schon den Stock auf seinem Kopf landen. Mit einem Hechtsprung warf sich Wulf nach rechts auf einen Getreidehaufen, der dort offen lagerte, das verschaffte ihm eine Atempause. Für einen kurzen Moment hatte er Wladislaw überrascht und verwirrt. Der alte Mann musste abbremsen und sich umdrehen, er war nun doch etwas langsamer geworden. Wulf griff an seinen Stiefel und zog das Messer hervor.
    Wladislaw sah das Messer, eine kurze Unsicherheit flackerte in seinem Blick auf, aber er riss sich sofort wieder zusammen. »Tu dir nicht weh damit, mein Kleiner!«, setzte er seine Spottreden fort. »So ein Messer ist scharf.«
    Wulf erwiderte nichts: Er hatte zwei Möglichkeiten und musste sich entscheiden. Er war nicht schlecht im Messerwerfen, allerdings war die Distanz sehr kurz; als Alternative blieb noch, einen Angriff des Alten abzuwarten, denn der würde sicher nicht lange auf sich warten lassen. Die Vermutung erwies sich schon im nächsten Augenblick als richtig.
    Wladislaw, durch die Länge seiner Arme und des Stockes weiter im Vorteil, führte einen Hieb, dessen Zielrichtung Wulfs Arm mit dem Messer war. Wulf rollte auf die Seite, der Knauf streifte seinen Ärmel und landete im Korn. Wladislaw holte erneut aus, hob den Stock mit beiden Armen. Diesmal war der Schlag auf Wulfs Kopf gerichtet. Wulf, in Todesangst, wusste, dass er nur noch eine Chance hatte – und die musste er nutzen. Er legte alle Kraft in den entscheidenden Sprung – diesmal war er schneller als der Alte. Er stieß ihm das Messer mit aller Kraft in die Rippen. Sofort zog er es wieder hervor, um einen zweiten Stoß zu führen, aber so weit kam er nicht, denn Wladislaw umklammerte sein Handgelenk mit dem Messer.
    Wulf sah, dass sich das Wams seines Gegners rot färbte, aber der Stich schien seine Kräfte in keiner Weise gemindert zu haben. Es kam ihm so vor, als seien Wladislaws Finger aus Eisen; sie gruben sich so fest in sein Handgelenk, dass er das Messer kaum noch halten konnte. Mit seiner freien Hand bekam der Alte Wulfs Kehle zu fassen und drückte mit der gleichen Kraft zu wie mit der anderen Hand. Wulf bekam keine Luft mehr, sah rote und schwarze Punkte vor Augen; seine Finger öffneten sich und das Messer fiel zu Boden.
    Das lenkte Wladislaw ab, denn er schaute nach dem Messer; überlegte wohl, ob er sich danach bücken solle. Sein Griff am Armgelenk und am Hals

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