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Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Titel: Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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passen Sie auf.«
    Zufrieden mit ihrer Taktik lehnte sie sich zurück. Aber anders als sonst fiel es ihr schwer, sich auf die Vorstellung zu konzentrieren. Keine zehn Minuten waren vergangen, und sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. Daniel saß still neben ihr, aber er war keineswegs eingeschüchtert oder gar entmutigt. Dessen war sie sicher. Wie sie auch sicher war, dass, sollte sie ihren Kopf leicht zu ihm drehen, er sie angrinsen würde. Starr schaute sie nach unten und nahm sich vor, Myra nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. Myra war dafür verantwortlich, dass sie jetzt hier mit diesem rothaarigen Banausen eingepfercht in der Loge zusammensaß. Sie würde ihn nicht ansehen. Sie würde nicht einmal an ihn denken, wie sie sich grimmig versprach. Stattdessen würde sie sich auf die Musik, die Farben, den Tanz, den sie so sehr liebte, konzentrieren. Sie musste sich nur entspannen und vergessen, dass dieser Mann neben ihr saß. Sie holte mehrmals tief Luft. Leise und unauffällig. Aber dann berührte er ihre Hand, und ihr Puls beschleunigte sich.
    »Es dreht sich alles um Liebe und Glück, nicht wahr?«, flüsterte Daniel.
    Banause oder nicht, sie hätte nicht daran zweifeln dürfen, dass er verstehen würde. Und seine leise, ernste Stimme verriet, dass ihm gefiel, was er sah. Unwillkürlich blickte sie ihn an. Ihre Gesichter waren einander so nah, das Licht in der Loge nur ganz schwach. Die Musik schwoll an und schlug über ihnen zusammen. Sie ahnte, dass er in genau diesem Moment ein kleines Stück ihres Herzens erobert hatte. »Darum geht es fast immer.«
    Er lächelte. »Vergessen Sie das nicht, Anna.«
    Bevor sie reagieren konnte, hatte er seine Finger zwischen ihre geschoben. Hand in Hand genossen sie den Tanz auf der Bühne.
    Während der Pause blieb er an ihrer Seite und verhielt sich ausgesprochen aufmerksam, ohne dass sie es hätte verhindern können. Dann war es zu spät, um sich zu entschuldigen und für den zweiten Akt zu ihren Freunden zurückzukehren. Als sie wieder in seiner Loge Platz nahm, sagte Anna sich, dass sie nur höflich war. Nein, es hatte nichts damit zu tun, dass sie hier sein wollte oder es etwa sogar genoss. Allein Höflichkeit und gute Manieren erforderten es. Fünf Minuten lang saß sie steif und reglos da, doch dann ergab sie sich der Romantik des Balletts.
    Als das tragische Ende kam, spürte Anna Tränen in sich aufsteigen. Obwohl sie starr nach unten schaute und heftig blinzelte, spürte Daniel, was in ihr vorging. Wortlos reichte er ihr sein Taschentuch. Sie nahm es mit einem leisen Seufzer.
    »Es ist so traurig«, wisperte sie. »Egal, wie oft ich es sehe.«
    »Manchmal muss das Schöne traurig sein, damit wir das Schöne auch dann schätzen, wenn es nicht traurig ist.«
    Überrascht sah sie ihn an, Tränen hingen noch an ihren Wimpern. Das hatte so gar nicht nach dem ungehobelten Klotz geklungen, für den sie ihn halten wollte. Beunruhigt sah sie wieder nach unten.
    Als nach dem Finale der Applaus endete und die Lichter angingen, hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Dass sie innerlich noch immer aufgewühlt war, musste an der tragischen Geschichte liegen. Ohne es sich anmerken zu lassen, ließ sie sich von Daniel beim Aufstehen helfen.
    »Ich kann ehrlich behaupten, dass ich noch nie ein Ballett so sehr genossen habe.« In der galanten Art, die er so völlig ohne Vorwarnung an den Tag legen konnte, streifte er ihre Finger mit den Lippen. »Danke, Anna.«
    Sie räusperte sich. »Das freut mich. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss zurück zu den anderen.«
    Er ließ ihre Hand nicht los, als sie die Loge verließen. »Ich habe mir erlaubt, Myra zu sagen, dass ich Sie nach Hause bringe.«
    »Sie …«
    »Das ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem Sie so freundlich waren, mir diese Nachhilfestunde zu geben«, unterbrach er sie. »Ich frage mich, warum Sie nie daran gedacht haben, Lehrerin zu werden.«
    Ihre Stimme wurde immer kühler, während sie die Stufen zum Parkett hinunterstiegen. Er machte sich lustig über sie, aber das hatten auch schon andere vor ihm getan. »Sie hätten mich erst fragen sollen. Vielleicht habe ich ja noch etwas vor.«
    »Verfügen Sie über mich.«
    Anna verlor nicht oft die Geduld, doch dieses Mal war sie kurz davor. »Mr. MacGregor …«
    »Daniel.«
    Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder, wartete, bis sie sich beruhigt hatte. »Danke für Ihr Angebot, aber ich kann allein nach Hause fahren.«
    »Anna, Sie haben mir schon

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