Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
einmal vorgeworfen, unhöflich zu sein«, erwiderte er unbekümmert und führte sie zu seinem Wagen. »Was wäre ich für ein Mann, wenn ich Sie nicht wenigstens nach Hause fahre?«
»Ich glaube, wir wissen beide, was für ein Mann Sie sind, nicht wahr?«
»Stimmt.« Er blieb draußen vor der Tür stehen. »Wenn Sie Angst haben, rufe ich Ihnen natürlich ein Taxi.«
»Angst?« In ihren Augen blitzte etwas auf. Leidenschaft, Trotz, Temperament. Was immer es war, Daniel fand sie immer faszinierender. »Sie überschätzen sich.«
»Andauernd.« Er zeigte auf die Wagentür, die Steven ihr aufhielt. Zu verärgert, um einen klaren Gedanken zu fassen, stieg Anna ein und wurde von dem süßen, schweren Duft von Rosen eingehüllt. Mit zusammengebissenen Zähnen nahm sie den Strauß Rosen in den Arm, um möglichst dicht an die gegenüberliegende Tür rücken zu können. Es dauerte nur einen Augenblick, bis ihr klar wurde, dass Daniels Präsenz viel zu übermächtig war, als dass dieser Abstand etwas geändert hätte.
»Haben Sie immer Rosen in Ihrem Wagen?«
»Nur, wenn ich eine wunderschöne Frau ins Ballett begleite.«
Sie wünschte, sie hätte den Mut, die Rosen einfach auf die Straße zu werfen. »Sie haben das hier sorgfältig geplant, was?«
Daniel entkorkte den Champagner. »Ich versuche stets auf alles vorbereitet zu sein.«
»Myra meint, ich sollte mich geschmeichelt fühlen.«
»Myra scheint eine kluge Frau zu sein. Wohin darf ich Sie bringen?«
»Nach Hause.« Sie nahm das Glas, das er ihr reichte, und nippte daran, um sich zu beruhigen. »Ich muss morgen sehr früh aufstehen. Ich arbeite im Krankenhaus.«
»Sie arbeiten?« Stirnrunzelnd schob er die Flasche wieder ins Eis. »Sagten Sie nicht, Sie hätten noch ein Jahr bis zum Examen?«
»Noch ein Jahr bis zu meinem Abschluss und meiner Assistenzzeit. Im Moment sieht meine klinische Ausbildung unter anderem auch vor, dass ich Bettpfannen leere.«
»Ich finde nicht, dass eine junge Frau wie Sie so etwas tun sollte.« Daniel leerte sein Glas und füllte es erneut.
»Seien Sie versichert, ich habe Ihre Meinung zur Kenntnis genommen.«
»Behaupten Sie bloß nicht, es würde Ihnen Spaß machen.«
»Das Wissen, etwas getan zu haben, um einem anderen Menschen zu helfen, befriedigt mich immens.« Sie trank ihren Champagner und hielt ihm ihr Glas hin. »Ihnen fällt es vielleicht schwer, das zu verstehen, da es nicht das Geringste mit Geschäft zu tun hat. Nur mit Menschlichkeit.«
Er hätte sie aufklären können. Hätte ihr aufzählen können, welche Summen er welchen Organisationen zukommen ließ, um die medizinische Versorgung für die Bergbaukumpel zu Hause in Schottland sicherzustellen. Das war etwas, das nicht sein Steuerberater ihm geraten hatte, sondern das er einfach tun musste. Doch stattdessen konzentrierte er sich auf das eine Thema, von dem er wusste, dass es sie wütend machen würde.
»Ich finde, Sie sollten daran denken, bald zu heiraten und eine Familie zu gründen.«
»Weil eine Frau nicht dazu da ist, Kindern auf die Welt zu helfen, sondern nur dazu, sie selbst zu gebären?«
Er zog eine Augenbraue hoch. Eigentlich hätte er längst daran gewöhnt sein sollen, wie direkt Amerikanerinnen ihre Meinung äußerten. »Weil eine Frau dazu bestimmt ist, ihrer Familie ein Heim zu schaffen. Ein Mann hat es leicht, Anna. Er geht in die Welt hinaus und verdient Geld. Eine Frau hält die Welt in ihren Händen.«
Die Art, wie er das sagte, machte es praktisch unmöglich, ihn anzufauchen. Um Fassung ringend, atmete Anna tief durch. »Ist Ihnen je aufgegangen, dass ein Mann nicht zwischen Familie und Beruf wählen muss?«
»Nein.«
Fast hätte sie gelacht. »Natürlich nicht. Warum auch, nicht wahr? Daniel, ich rate Ihnen, sich eine Frau zu suchen, die ohne Zweifel weiß, wozu sie bestimmt ist. Finden Sie eine, die nicht ständig gegen Windmühlen kämpft und mehr will, als Sie ihr zutrauen.«
»Das kann ich nicht.«
Ihr Lächeln verblasste rasch, denn was sie in seinen Augen entdeckte, löste in ihr sowohl Panik als auch Erregung aus. »Oh nein.« Hastig leerte sie ihr Glas. »Das ist doch lächerlich.«
»Vielleicht.« Er legte eine Hand an ihr Gesicht und sah, wie ihre Augen groß wurden. »Vielleicht aber auch nicht. Wie auch immer, ich habe Sie gesucht und gefunden, Anna Whitfield, und ich werde Sie bekommen.«
»Man sucht eine Frau nicht aus wie eine Krawatte.« Sie versuchte, würdevoll und empört zugleich zu klingen, aber ihr Herz
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