Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
Lachen begriff sie, dass sie nicht mehr verstehen, sondern nur noch fühlen musste. Doch statt Angst vor dem Unbekannten spürte sie nichts als Vorfreude darauf.
In ihr loderte das gleiche Feuer wie in ihm, sie bewegte sich im gleichen Rhythmus, der ihn vorantrieb. Aber sie war noch unberührt. Und bei aller Ungeduld wusste Daniel, dass er das nicht vergessen durfte. Sie umklammerte ihn, bot sich ihm ungehemmt dar, aber er durfte und wollte ihr unter keinen Umständen wehtun.
Er holte tief Luft, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Anna …«
»Ich will dich.« Ihr Flüstern hallte in seinen Ohren. »Ich brauche dich, Daniel.« Als er ihre Worte hörte, fühlte er den süßen Schmerz in sich.
»Ich werde dir nicht wehtun.« Er hob den Kopf und sah, dass ihr Blick verschleiert war.
»Nein, du wirst mir nicht wehtun.«
Er brachte seine gesamte Willenskraft auf, als er in sie eindrang. Sie nahm ihn in sich auf, und ein völlig neues Gefühl durchströmte ihn mit ungekannter Wucht. Er hatte Frauen besessen, aber noch nie war es so gewesen wie jetzt. Er hatte sich der Leidenschaft ergeben, aber nie war es so gewesen wie mit ihr.
Anna fühlte, wie er in sie eindrang, sie füllte und erfüllte. Es dauerte nur einen Herzschlag, bis ihre Unschuld in einer Leidenschaft unterging, die jeden Schmerz vertrieb. Macht, schoss es ihr durch den Kopf. Ich habe Macht über ihn. Es war ein Gefühl von Macht, das das ungläubige Staunen überlagerte. Berauscht davon zog sie Daniel noch fester an sich und hörte, wie er ihren Namen rief, bevor er seine Lippen auf ihren Mund presste.
Dann warfen sie alle Vorsicht über Bord und nahmen einfach, was sie einander geben konnten.
Natürlich kannte er den Spruch von der Katze, die den Kanarienvogel gefressen hatte. Jetzt verstand er ihn. Hier so zu liegen, auf dem wilden Gras, mit Anna im Arm, kam er sich vor wie eine Katze, die man unbeaufsichtigt im Vogelhaus allein gelassen hatte. Die nie gekannte noch je erlangte Zufriedenheit entlockte ihm einen trägen Seufzer.
Er hatte sich eine wunderbare, intelligente Frau zum Heiraten ausgesucht. Eine logische Wahl für einen Mann, der vorhatte, ein Imperium aufzubauen, das Generationen überdauern sollte. War es da nicht großartig, dass er sich in sie verliebt hatte und jetzt wusste, wie liebevoll, sanft und leidenschaftlich sie war? Seine zukünftige Frau, die Mutter seiner noch ungeborenen Kinder, passte hervorragend zu ihm. Es lohnte sich also, clever zu sein und gleichzeitig Glück zu haben.
Sie lag still neben ihm. An ihrem ruhigen Atem und an der Art, wie ihre Hand auf seiner Brust lag, wusste er, dass sie ihren Gedanken nachhing, aber kein Bedauern fühlte. Ihren Kopf hatte sie an seine Schultern geschmiegt, so natürlich und vertraut, dass er hätte schwören mögen, sie hätten schon vorher und viele Male so gelegen, das Gras weich unter ihren Rücken, der Himmel blau und klar über ihnen. Wolkengucker. Kinder legten sich so auf den Boden, um Gesichter und Träume in den Wolken zu erkennen. Als Junge hatte er keine Zeit für so etwas gehabt. Mit Anna würde er sich diese Zeit nehmen, und er brauchte nicht nach Träumen zu jagen.
Er hätte stundenlang hier so liegen können, auf der Erde, mit dem Wind und der Sonne. Er hatte seine Frau, sein Land, und das war nur der Anfang. Ihm war klar, dass sie bald aufbrechen mussten. Dennoch rührte er sich nicht, ließ den Arm um Annas Schultern, während in seinem Kopf die Zukunft Gestalt annahm.
»Im Haus gibt es mehr als genug Platz für uns«, sagte er mehr zu sich selbst. Mit halb geschlossenen Augen und dem immer noch anhaltenden sanften Glühen in seinem Körper konnte er sie sich bestens in dem Haus vorstellen. Sie würde die Akzente setzen, die er oft einfach vergaß. Vasen mit Blumen, Musik, die durch die Räume schwebte. »Sicherlich wirst du einiges verändern wollen, alles ein bisschen aufpeppen.«
Sie sah zu, wie die Sonnenstrahlen durch die Blätter fielen. Sie hatte einen Schritt vorwärts gemacht. Der Zeitpunkt, ihn wieder zurückzugehen, war bereits gekommen. »Mit deinem Haus ist alles in Ordnung, so wie es ist, Daniel.«
»Aye, aber es ist ja nicht für immer.« Seine Finger spielten mit ihrem Haar, während er auf den Platz blickte, wo er seinen Traum bauen würde. Ab jetzt ihrer beider Traum. Wie viel schöner es doch war, jemanden zu haben, mit dem man einen Traum teilen konnte. »Wenn das hier erst gebaut ist, verkaufen wir das Haus in Boston. Oder
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