Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
hätte.
»Was bietest du mir dann an?«
»Mit dir zu leben.« Sie schrie nicht oft, aber wenn, dann gab sie alles, was sie hatte. Wäre er nicht so wütend gewesen, hätte er ihr Respekt gezollt. »Ich werde mich nicht von dir aushalten lassen. Ich will weder dein Geld noch dein großes Haus oder ein Dutzend Rosen am Tag. Dich will ich. Der Himmel allein weiß, warum.«
»Dann heirate mich.« Immer noch nackt, immer noch wütend, zog er sie an sich.
»Bildest du dir ein, du kannst alles erreichen, nur weil du lauter schreist und stärker bist?« Sie schob ihn von sich und stand da, klein und grazil und überwältigend. »So viel werde ich dir geben, mehr nicht.«
Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Wie sollte ein Mann mit einer solchen Frau umgehen? »Wenn du nicht an deinen Ruf denkst, ich tue es.«
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. »Du solltest besser an deinen eigenen Ruf denken.« Mit der majestätischen Haltung, die sie so mühelos einnehmen konnte, musterte sie ihn von oben bis unten. »Im Moment scheint dich das auch nicht zu stören.«
Mit einem wütenden Ruck griff er nach seiner Hose. Bei jedem anderen Mann hätte es lächerlich gewirkt, Daniel sah großartig aus. »Vor ein paar Minuten habe ich dich verführt …«, setzte er an.
»Oh, mach dir doch nichts vor.« Kühl und selbstsicher reichte sie ihm sein Hemd. »Vor ein paar Minuten haben wir uns geliebt. Das hatte nichts mit Verführen zu tun.«
Er riss ihr das Hemd aus der Hand und zog es über. »Du bist sehr viel härter, als du aussiehst, Anna Whitfield.«
»Stimmt.« Sehr zufrieden mit sich begann sie die Reste des Picknicks einzusammeln. »Du hast mir mal gesagt, ich solle dich nehmen, wie du bist. Das gilt auch für dich, Daniel. Wenn du mich willst, dann nur zu meinen Bedingungen. Denk darüber nach.« Sie ließ ihn halb angekleidet zurück und ging zum Wagen.
Auf der langen Rückfahrt sprachen sie kaum. Anna war nicht zornig, sondern ausgelaugt. In so kurzer Zeit war derart viel passiert, was in ihrer Lebensplanung nicht vorgesehen gewesen war. Sie brauchte Zeit, um in Ruhe über alles nachzudenken. Daniel kochte. Er musste nichts sagen, damit sie es erkannte.
Zum Teufel mit seinem Temperament, dachte sie. Sollte er doch wütend sein. Immerhin sah er dann so großartig aus, was lange nicht jeder von sich behaupten konnte.
Seine Geliebte. Sie merkte, wie auch in ihr die Wut aufstieg, aber sie riss sich zusammen. Niemals würde sie die Geliebte eines Mannes werden. Anna lehnte sich mit verschränkten Armen in den Sitz zurück. Und sie würde auch erst dann die Frau eines Mannes werden, wenn sie bereit dazu war. Ihr Puls beschleunigte sich, als sie daran dachte, was sie tun würde. Ja, sie würde mit einem Mann schlafen. Auf ihre eigene ruhige Art war sie genauso stur und entschlossen wie Daniel, genau das zu tun, was sie wollte.
Mit ihm leben. Daniel umklammerte das Lenkrad mit eisernem Griff, während er die Kurve mit einer Geschwindigkeit nahm, die jeder Vernunft widersprach. Er bot ihr die Hälfte von allem, was er hatte, die Hälfte von allem, was er war. Und was am wichtigsten war, er bot ihr seinen Namen. Und was tat sie? Sie schleuderte es ihm vor die Füße!
Bildete sie sich ein, er hätte ihr die Unschuld genommen, wenn es für ihn nicht selbstverständlich wäre, dass sie nun zueinandergehörten? Was für eine Frau schlug einen ernst gemeinten Antrag aus und schlug stattdessen vor, mit ihm durchzubrennen? Er wollte eine Frau, verflucht, eine Familie. Und sie wollte ein Stück Papier, das ihr erlaubte, Nadeln in Leute zu stechen.
Er hätte von Anfang an auf sie hören sollen. Anna Whitfield war die letzte Frau in ganz Boston, die eine passende Ehefrau für ihn abgeben würde. Also würde er sie eben vergessen. Er würde sie vor ihrer Tür absetzen, sich höflich verabschieden und seiner Wege gehen. Aber er konnte sie immer noch schmecken, roch noch immer den Duft ihres Haars, spürte noch immer ihre samtene Haut an seinen Fingern.
»Das werde ich nicht akzeptieren.«
Mit quietschenden Reifen zog er den Wagen an den Bordstein vor ihrem Elternhaus. Nur wenige Meter entfernt schnitt Annas Mutter gerade Rosen. Das Geräusch ließ sie zusammenzucken. Nervös schaute sie sich um. Die Tatsache, dass keiner der Nachbarn draußen war und mitbekam, dass Daniel das Cabrio lenkte, beruhigte sie nur bedingt.
»Das bleibt dir überlassen«, entgegnete Anna mit absoluter Ruhe.
»Jetzt hörst du mir zu.« Daniel drehte
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