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Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals

Titel: Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sondern das ich tun muss.«
    »Manchmal müssen wir Dinge, die uns wichtig sind, gegeneinander abwägen und eine Wahl treffen.«
    »Ja, und manchmal muss man das nicht tun.« Sie sehnte sich so nach Geborgenheit und ließ sich zu ihrer Mutter Füßen nieder. »Vielleicht ist es egoistisch, beides zu wollen, aber ich habe es immer und immer wieder durchdacht. Ich will Ärztin werden, und ich will nicht ohne Daniel leben.«
    »Und Daniel?«
    »Er will heiraten. Weiter denkt er nicht. Aber das wird sich schon noch ändern.«
    Ihre Mutter lächelte. »Ich muss zugeben, ich habe immer gehofft, dass du die Medizin vergessen und heiraten würdest. Ich wollte, dass du eine Familie gründest und glücklich wirst, aber andererseits habe ich dich auch bewundert.«
    Anna nahm ihre Hand. »Du glaubst gar nicht, wie wichtig mir das ist.«
    »Ich ahne es. Aber dein Vater …« Mrs. Whitfield schloss die Augen. Sie konnte sich seine Reaktion bildlich vorstellen.
    »Er wird sich aufregen, ich weiß. Das tut mir leid.«
    »Ich werde schon mit ihm fertig.« Die Worte waren impulsiv gesprochen worden, aber in dem Moment, da sie heraus waren, wusste sie, dass sie wahr waren. Mrs. Whitfield straffte die Schultern.
    Anna hob den Kopf. Ihre Mutter und sie wechselten einen Blick. Zum ersten Mal von Frau zu Frau. »Ich liebe dich, Mutter.«
    »Und ich liebe dich.« Mrs. Whitfield zog ihre Tochter zu sich auf die Couch. »Und dazu muss ich dich nicht verstehen.«
    Seufzend legte Anna den Kopf an ihre Schulter. »Ist es zu viel verlangt, dich zu bitten, mir Glück zu wünschen?«
    »Für eine Mutter, ja.« Sie lächelte. »Aber als Frau wünsche ich dir alles Glück der Welt.«

8. K APITEL
    Mit jedem Tag, der verging, wuchs in Anna die Angst, Daniel verloren zu haben. Es gab keine Anrufe mehr, keine zornigen Auftritte. Und auch keine weißen Rosen. Die, die noch in ihrem Zimmer standen und verblühten, waren wie ein Mahnmal, das sie daran erinnerte, was hätte sein können.
    Immer öfter ertappte sie sich dabei, dass sie bei dem Geräusch eines vorbeifahrenden Wagens aus dem Fenster blickte. Oder zum Telefon rannte, sobald das Klingeln ertönte. Und jedes Mal schwor sie sich hinterher, es nicht mehr zu tun. Vergeblich.
    Nie verließ sie das Krankenhaus, ohne auf dem Parkplatz nach einem blauen Cabrio Ausschau zu halten. Jedes Mal, wenn sie ins Freie trat, rechnete sie damit, einen breitschultrigen, rotbärtigen Mann mit blitzenden Augen und voller Ungeduld auf sie warten zu sehen. Er war nie da, aber sie hörte nicht auf, gespannt nach ihm Ausschau zu halten.
    Die Erkenntnis, von ihm abzuhängen, war aufreibend. Noch schlimmer war allerdings, was für sie von ihm abhing. Ihr Glücklichsein. Ohne ihn war sie zu zufrieden mit ihrem Leben und ihrer Karriere. Aber jetzt war Anna sich nicht mehr sicher, ob sie ohne Daniel in ihrem Leben auch wirklich glücklich sein konnte.
    Als sie an einem Tag einer kleinen Patientin mit einem gebrochenen Bein vorlas, schweiften ihre Gedanken ab. Mal wieder. Das passierte ihr jetzt oft, seit Daniel an jenem Tag von ihrem Haus fortgegangen war. Immer wieder hatte sie sich während der Arbeitszeit ertappt, wie sie Tagträumen nachhing. Sie ging streng mit sich ins Gericht und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder der Patientin und dem Märchen.
    Ihre Gedanken zerstoben wie Sand. Die Geschichte mit dem glücklichen Ausgang hatte nichts mit der Realität gemein. Das Letzte, was Anna wollte, war, geduldig auf den Prinzen zu warten, damit er ihr den gläsernen Schuh anprobieren konnte. Und natürlich war sie viel zu nüchtern, um an Burgen hoch auf den Klippen, in den Wolken, zu glauben. Natürlich hatte so ein Märchen seinen Reiz, es war schön, von Prinzen und Helden zu träumen. In einem Märchen. Im wahren Leben brauchte eine Frau … nun, einen Partner, keinen edlen Ritter und jungen Prinzen, zu dem man aufblickte und den man bewunderte. Eine echte Frau wollte einen echten Mann. Und eine kluge Frau saß nicht in ihrem Turm und wartete, bis irgendwann einer vorbeikam. Sie lebte ihr eigenes Leben und traf ihre eigenen Entscheidungen.
    Jeder war seines eigenen Glückes Schmied, daran glaubte Anna fest. Man gestaltete sich sein Leben nach den eigenen Bedürfnissen, mit Verstand und Geduld. Warum also saß sie herum und wartete, fragte sie sich plötzlich. Wenn sie doch angeblich so unabhängig war, warum wartete sie jammernd darauf, dass das Telefon klingelte? Jeder, der still und brav ausharrte, bis der andere die

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